Nobelpreisträger Mo Yan gelesen von Katharina Schütz

Nobelpreisträger Mo Yan gelesen von Katharina Schütz

Mit einer Einführung von Prof. Dr. Barbara Mittler

Termin: Mittwoch, 09. April 2014
Uhrzeit: 20.00 Uhr
Ort: DAI Heidelberg, Sofienstraße 12, 69117 Heidelberg
Eintritt: 8 €, ermäßigt 6 €, Mitglieder 4 €,

Skurril, komisch, scharfzüngig und manchmal böse waren die Passagen, die Katharina Schütz aus den Werken Mo Yans dem gespannten Publikum vortrug. In der Lesung ließ sie die Figuren aus Mo Yans Büchern lebendig werden und versetzte den Zuhörer mitten ins Geschehen. Sowohl als Erzählerin mit spöttischem Unterton als auch als  hysterische Mutter wie auch  mit dem lautem I-Ah eines Esels zeigte sie sich erstaunlich vielseitig. Schütz las Ausschnitte aus den Büchern “Der Überdruss”, “Frösche” und “Die Schnapsstadt” sowie die Kurzgeschichte “Der Jungfernflug”.

Zu Beginn der Lesung, die in Kooperation mit dem Deutsch-Amerikanischen Institut Heidelberg stattfand, griff Barbara Mittler, Professorin für Sinologie in Heidelberg, die Debatte auf, die sich in Deutschland als Reaktion auf die Vergabe des Literaturnobelpreises an Mo Yan 2012 entzündet hatte. Der Vorwurf lautete, Mo Yan sei ein „Staatsschreiber“, der sich nicht für Unterdrückte einsetze und Zensur akzeptiere. In den Medien wurden die in Deutschland weitgehend bekannten “Dissidenten” Liao Yiwu und Ai Weiwei gerne zitiert, die sich über die Auszeichnung Mo Yans empörten. Aber es wurde häufig nicht genau hingehört, was Mo Yan tatsächlich gesagt hatte. So hatte er sehr wohl seinen Wunsch ausgedrückt, Liu Xiaobo möge so bald wie möglich wieder seine Freiheit bekommen. Sein häufig zitierter Vergleich von Zensur und Sicherheitskontrollen enthält sehr wohl Kritik an Zensur, aber auch den Hinweis, dass es diese in jedem Land gebe und sie die Wahrheit nicht behindern dürfe. Er selbst rechtfertigte sich mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit in China Mitglied des staatlichen Schriftstellerverbands zu sein, um Zugang zum Sozialversicherungssystem zu erhalten. Daher habe er zwar Verständnis für die Kritik von Ausländern, nicht aber für die seiner Landsleute, welche die Lage in China kennten. Auch Mittler spricht sich gegen Schwarz-Weiß-Denken aus und betont, dass die Realität zeige, dass sich viele Künstler zwischen staatlicher Anerkennung und Zensur bewegten.

Mo Yan 莫言ist ein Künstlername, der “sprachlos” oder “nichts sagen” bedeutet, was (nicht nur) in chinesischem Kontext bereits eine politische Aussage ist. Zu bedenken ist auch, dass Mo Yan in erster Linie Schriftsteller ist und Schriftsteller bekanntermaßen ihre Bücher für sich sprechen lassen, es gerade eine Kunst ist, Wahrheiten in Geschichten zu verpacken und das Urteil dem Leser zu überlassen. Literarisch ist Mo Yan unumstritten. Ob Literatur überhaupt unpolitisch sein kann, bleibt der Entscheidung des Lesers überlassen.

Für Mo Yan-Neulinge mag die deutliche Kritik an korrupten Kadern, wie sie sich in seinem Roman „Frösche“ zeigte, überraschend sein: Hier lehnt es ein Bauer  empört ab Maotai-Schnaps zu trinken, als er hört, dass der Preis dieser Flasche seinem zweifachen Jahresverdienst entspricht. Seine Schwester beschwichtigt daraufhin mit der Versicherung, dass niemand, der eine solche Flasche kaufe, diese mit ehrlich verdientem Geld bezahle.

Eine amüsante Liebesgeschichte der beiden Esel Fleckchen und Rabauke, welche ihren Besitzern entlaufen, um gemeinsam ein neues Leben zu beginnen, findet sich  in “Der Überdruss”. Auf ihrer Flucht töten sie zufällig heldenhaft zwei Wölfe, werden selbst jedoch fast von einer Gruppe Jägern erschossen. Noch rechtzeitig werden sie von ihren Besitzern eingeholt, welche stolz auf das mutige Handeln ihrer Tiere sind.  Empörend wird die Geschichte, als die Jäger auf die bereits toten Tiere schießen und den Lohn dafür für sich beanspruchen.  Die Besitzer der Esel bestehen auf der Wahrheit, sind jedoch machtlos. Da Esel normalerweise nicht beißen, schon gar keine Wölfe erlegen, klingt ihre Geschichte in Anbetracht der Schusswunden wie eine absurde Lüge. Das Mittel des “unzuverlässigen Erzählers”, welches Mo Yan gerne benutzt, verstärkt diesen Effekt und lässt die Frage nach der Wahrheit offen. Zur Freude des Lesers rächt sich Rabauke in diesem Fall und beißt dem Jäger kräftig in die Schulter.

Die Frage nach der Wahrheit beschäftigt auch Inspektor Ding Gou’er, der als Sonderermittler in eine entlegene Stadt geschickt wird, um Anschuldigungen nachzugehen, dass reich gewordene Parteikader kleine Kinder kulinarisch zubereiten lassen, die sie dann genüsslich verspeisen.  Ding Gou’er sieht sich schnell konfrontiert mit einer Welt von Aberglaube, Gier und Maßlosigkeit. Auch in diesem „Die Schnapsstadt“ genannten Roman geißelt Mo Yan die alltägliche Korruption und Willkür lokaler Kader und lässt den Leser eintauchen in eine grandiose Groteske.

Katharina Schütz ließ an diesem Abend keinen Zweifel daran, dass ihre Lesungen Lust auf das Weiterlesen der vorgestellten Werke machen sollen – es ist ihr gelungen!

 

Hintergrundinformationen

Mo Yan

Mo Yan wurde 1956 in Gaomi, Provinz Shandong, geboren. In Deutschland wurde er 1993 mit dem Roman “Das rote Kornfeld” bekannt. Mo Yans Werke wurden weltweit übersetzt und mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnet. Für seinen Roman “Frösche” erhielt er 2011 den Mao-Dun-Literaturpreis. Die Auszeichnung Mo Yans mit dem Literaturnobelpreis 2012 stieß auch auf Kritik in der deutschen Öffentlichkeit. Barbara Mittler, Professorin für moderne Sinologie am Institut für Sinologie der Universität Heidelberg, wird zu dieser, ihrer Meinung nach, nicht immer gerechtfertigten Kritik an Mo Yan und der Vergabe des Nobelpreises Stellung nehmen und den Autor und sein Werk kurz einführen. Im Anschluss liest Katharina Schütz aus verschiedenen Werken Mo Yans, darunter die Kurzgeschichte “Jungfernflug”, aus dem Lieblingskapitel des Autors aus seinem Werk “Der Überdruss” und aus der im Hanser Verlag 2013 erschienen deutschen Übersetzung “Frösche” sowie eine längere Passage aus seinem Werk “Schnapsstadt”. Im Anschluss an die Lesung hat das Publikum Gelegenheit Fragen an Katharina Schütz und Barbara Mittler zu stellen.Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem DAI Heidelberg statt.

Katharina Schütz

Katharina Schütz lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Hamburg als Schauspielerin und Sprecherin. Ihre Ausbildung absolvierte sie von 1975-78 an der renommierten Folkwang Universität der Künste in Essen. Sie spielte u.a. in Zürich, Hannover, Lübeck, Kiel und Hamburg. Zusätzlich ist sie immer wieder in den unterschiedlichsten Film- und Fernsehrollen zu sehen. Seit nunmehr zehn Jahren stellt sie, soweit es ihre Engagements erlauben, selbst Leseprogramme zusammen. Mo Yan zählt – und dies nicht erst seit seinem Literaturnobelpreis – zu ihren Lieblingsautoren. Und so ist sein Werk auch ein besonders persönlicher Bestandteil ihres Repertoires.

Barbara Mittler

Prof. Dr. Barbara Mittler ist derzeit Co-Direktorin des Exzellenzclusters “Asien und Europa im globalen Kontext” und seit seiner Gründung Vorstandsvorsitzende des Konfuzius-Instituts Heidelberg e.V. Sie studierte Sinologie, Musikwissenschaft und Japanologie in Oxford, Heidelberg und Taipeh, promovierte summa cum laude und habilitierte, nach einem Forschungsaufenthalt als Fellow an der Harvard University, an der Universität Heidelberg. Nach Rufen in die USA hat sie seit 2004 einen Lehrstuhl für Sinologie inne und war bis 2012 Direktorin des Instituts für Sinologie. In ihrer Forschung befasst sie sich neben chinesischer Literatur, u.a. auch mit Fragen der Propaganda in der Volksrepublik China, mit chinesischen Frauenzeitschriften sowie der Musik in China. Für ihre Leistungen wurde Prof. Mittler mit zahlreichen Preisen geehrt. Jüngst wurde sie für ihr neuestes Buch über Propagandakunst zur Kulturrevolution mit dem Fairbank Prize der American Historical Association ausgezeichnet.

Plakat zur Veranstaltung zum Download.

Kreativwirtschaft in Deutschland und China

Kreativwirtschaft in Deutschland und China:

VORTRÄGE UND PUBLIKUMSGESPRÄCH MIT ANSCHLIESSENDEM EMPFANG
Termin: Donnerstag, 27. März 2014
Uhrzeit: 18.30 Uhr
Ort: Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum Heidelberg / Alte Feuerwache, Emil-Maier-Straße 16  in 69115 Heidelberg
Eintritt: frei, Anmeldung erforderlich

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Einen passenderen Ort als das erst im Oktober 2013 eröffnete Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum Heidelberg in der Alten Feuerwache hätte es für das Podiumsgespräch “Kreativwirtschaft in Deutschland und China” nicht geben können. Am vergangenen Donnerstag waren nahezu sechzig Gäste der Einladung des Konfuzius-Instituts Heidelberg gefolgt. Für viele Zuhörer war dies der erste Besuch im neu gegründeten Kreativwirtschaftszentrum, dessen Verwaltung von den Heidelberger Diensten getragen wird.

So konnten die Gäste eine Antwort auf die große Frage des Abends: Was ist eigentlich Kreativwirtschaft und wie gestaltet man Kreativwirtschaft in der Praxis?, im wahrsten Sinne des Wortes “live” erleben. Auf Einladung der Geschäftsführenden Direktorin des Konfuzius-Instituts Heidelberg, Petra Thiel, sprachen zwei Experten zu diesem spannenden und gleichermaßen komplexen Thema, die mit Kreativwirtschaft nicht nur theoretisch, sondern auch durch ihre praktische Erfahrung bestens vertraut sind.

Katharina Pelka, seit Oktober 2013 Leiterin der Stabsstelle Kultur- und Kreativwirtschaft der Stadt Heidelberg, umriss zunächst für alle Gäste den Begriff der Kreativwirtschaft. Folge man der Definition für Kultur- und Kreativwirtschaft der Wirtschaftsministerkonferenz der Länder aus dem Jahr 2008, zählten elf Teilmärkte zu diesem stetig an Bedeutung gewinnenden Wirtschaftsbereich. Dies sind zum einen die Wirtschaftsbranchen der Kulturwirtschaft: Musikwirtschaft, Buch- und Kunstmarkt, Film- und Rundfunkwirtschaft, Darstellende Kunst, Designwirtschaft, Architektur- und Pressemarkt, sowie die Zweige der Kreativwirtschaft: Software- und Gamesindustrie und nicht zuletzt die Werbewirtschaft. Als verbindendes Element der Teilmärkte gelte der schöpferische Akt als Quelle der Wertschöpfung. Ein entscheidender Aspekt stellt damit der erwerbswirtschaftliche Charakter der Unternehmen aus den angesprochenen Teilmärkten dar. Für Städte und Kommunen im In- und Ausland entwickelt sich die Kreativwirtschaft immer mehr zum Standortvorteil, so Katharina Pelka in ihrem Vortrag „Neues wagen – Kreativwirtschaft zwischen Anspruch und Wirklichkeit“. Junge “coole” Viertel, mit Cafés, Bars und Design-Werkstätten machen Stadtviertel attraktiv und haben schon an vielen Orten ein “Sterben der Städte” aufgehalten. Doch dieser für die Städte so imageträchtige Erfolg hat seinen Preis. Die “jungen Kreativen” dürfen vernachlässigte Gebäude und Viertel für sich erobern, ihnen einen neuen Charme verleihen, den Wert steigern, um sich dann von Immobilienmaklern vertreiben zu lassen, an neue Orte an denen sie mit ihrer Kreativität (und erneutem persönlichen und finanziellem Einsatz) Effekte erzielen können. Diesem nicht ganz so “coolen” Trend will die Stadt Heidelberg mit der Einrichtung der Stabsstelle für Kultur- und Kreativwirtschaft entgegenwirken und in ihrer Förderung von Kultur- und Kreativschaffenden Nachhaltigkeit, Finanzierung und Finanzierbarkeit sowie Langfristigkeit stärken. Eine der Hauptaufgaben der neuen Leiterin dieser Stabsstelle ist daher auch die Beratung von kreativen Menschen bei der Umsetzung ihrer Ideen, sowie die schwierige Aufgabe der Raumfindung und Raumverteilung, die mit dem Kreativwirtschaftszentrum in der Alten Feuerwache auch neue Lösungsmodelle anbietet. Zur Schaffung neuer guter Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Wachstum der Kreativwirtschaft in Heidelberg gehöre vor allem auch die Schaffung leistungsfähiger Netzwerke und eine noch bessere Integration der Kreativwirtschaft in die Heidelberger Stadtgesellschaft von der alle Seiten langfristig profitieren, so die Expertin.

China stehe in Bezug auf die Kreativwirtschaft vor ähnlichen Herausforderungen wie Deutschland, ein wesentlicher Unterschied sei aber die Größenordnung, so Architekt und Stadtplaner Dr.-Ing. Eduard Kögel in seinem Vortrag über „Kreative in China – die Nische als Chance“. Die Kreativwirtschaft spiele bei der Entwicklung von “Made in China” hin zu “Create in China” eine entscheidende Rolle, sehe sich aber insbesondere natürlichen Beschränkungen gegenüber wie Ressourcenknappheit, Entsorgungsproblemen oder der Herausforderung der Entwicklung neuer Produktionsabläufe. Hinzu kämen in China soziale Probleme wie Slumbildung in den Städten durch Wanderarbeiter und im Gegenzug ein “Aderlass” von Talenten auf dem Land in Richtung der florierenden Zentren an der Küste. Gleichzeitig entwickeln sich in China stetig wachsende Industriezweige wie die Freizeitindustrie. Auch der Immobilienmarkt und die Städteplanung stehen vor Herausforderungen, die kreative Lösungen benötigen und bereits anbietet. Denn auch dies bedeutet Kreativwirtschaft: Einen “kreativen”, d.h. innovativen, lösungsorientierten Umgang mit den sich ständig entwickelnden Herausforderungen einer globalisierten Welt. Diese Art der Kreativwirtschaft ist in China nicht nur im bekannten, mittlerweile touristischen und kommerziellen Künstler- und Kreativzentrum 798 in Peking zu finden, sondern auch in alten Fabrikanlagen in Shanghai, Museen in Shenzhen oder bei Schulbauprojekten der Universität Hongkong in westlichen Provinzen Chinas. Gerade die im “Westen” nicht vorhandene Größenordnung der Herausforderungen in China mache die chinesischen Erfahrungen für den “Westen” so wichtig, betonte Eduard Kögel.

Das gegenseitige Lernen – ein schon an sich kreativer Prozess – sei Grundlage für Weiterentwicklung und Innovation, so Kögel. Eine absolute Notwendigkeit sieht der Stadtplaner und Architekturhistoriker vor allem in einer kulturellen Offenheit und wünschte sich zum Abschluss seines Vortrages einen noch intensiveren Austausch zwischen Deutschland und China, insbesondere auch die Bereitschaft und Neugier von deutschen Schülern, Arbeitnehmern und Studenten an Austauschprogrammen mit China teilzunehmen und im gegenseitigen Austausch zu lernen.

Einen Anfang für einen solchen Austausch unternahmen die Gäste des Konfuzius-Instituts Heidelberg im Anschluss an die Vorträge. Es gab Gelegenheit Fragen an die Referenten zu stellen und beim anschließenden Empfang das neue Wissen mit Referenten und Gästen zu diskutieren. Musikalisch umrahmt wurde der Abend ebenfalls von einem interkulturellen und stilistischen Mix. In ihrem musikalischen Auftakt thematisierte Pipa-Virtuosin Wu Di den Übergang von Winter zu Frühling mit den Stücken, “Schnee fällt auf grüne Zedern”, “Der Mond hoch am Himmel”, “Fische spielen im Wasser” und zuletzt “Landschaft bzw. weißer Schnee im Frühling”. Beim abschließenden Empfang untermalte DJane Laila Abu-er-Rub die intensiven Gespräche mit angenehmer und zugleich anregender House-Musik.

Wir bedanken uns herzlich bei den beiden Referenten und den Musikerinnen für die Gestaltung dieses besonderen Abends und nicht zuletzt bei unseren Gästen für ihre rege Teilnahme!

Junger Blick auf China: Interview mit Schülerpraktikant Till Becker

Junger Blick auf China: Interview mit Schülerpraktikant Till Becker

Till Becker, Schüler der 10. Klasse der Albert-Schweitzer-Schule in Offenbach am Main, absolvierte sein dreiwöchiges Schülerbetriebspraktikum (Internship) am Konfuzius-Institut Heidelberg. In einem kurzen Interview gibt Till uns ganz persönliche Einblicke in seine Vorstellungen über China, den Unterschied zwischen Berufsleben und Schulalltag und seine Erfahrungen als Teil des Teams am Konfuzius-Institut Heidelberg.

 

Konfuzius-Institut Heidelberg: Till, was fällt dir spontan ein, wenn du an China denkst und was weißt du allgemein über China?
Till Becker: Da fällt mir ziemlich viel ein. Zunächst denkt man sicher an die vielen großen Städte, die es in China gibt. Außerdem weiß ich, dass es in China viele unterschiedliche Provinzen gibt und ein riesiger Unterschied zwischen Stadt und Provinzen besteht. China ist ein Land mit einem sehr hohen Anteil natürlicher Ressourcen, insbesondere seltener Erden und Metalle. Dies verschafft China eine Monopolstellung in manchen Bereichen, die es China ermöglicht, durch Ausfuhrkontrollen die Preispolitik für diese Metalle auf dem Weltmarkt zu nutzen. In kultureller Hinsicht versucht man meiner Meinung nach, moderner und westlicher zu sein und vom Dritte-Welt-Image wegzukommen. Modernität soll im Vordergrund stehen, nicht die Antike. Außerdem fallen einem natürlich die Umweltprobleme ein, besonders der Smog in den Städten und dass das Regime etwas schwierig ist. Es gibt keinen puren Kommunismus und erst recht keine Demokratie, der Staat verhält sich mal liberal, zum Beispiel in der Wirtschaftspolitik, und mal nicht. Und als Privatbürger hat man vielleicht nicht alle Möglichkeiten und Aufstiegsmöglichkeiten, man braucht Kontakte oder muss Parteimitglied sein und nicht jeder in China kann es sich leisten zu studieren. Dann fallen mir natürlich noch Dinge wie die Terrakotta-Armee, Mao Zedong, die Opiumkriege, die Wirtschaftsreformen, die Kaiserdynastien, z.B. die Ming-Dynastie, die Verbotene Stadt in Beijing, Seidenhandel oder Marco Polo ein.

Das ist ziemlich viel, was dir spontan zu China einfällt. Behandelt ihr China in der Schule oder informierst du dich persönlich über China?
Nein, im Schulunterricht spielt China bei uns keine Rolle, weder in Geschichte und auch nicht in Politik. China wird nicht als positives Beispiel für ein erfolgreiches System betrachtet von dem man lernen kann. Auch die Wirtschaftsreformen nicht, meiner Meinung nach hat man dabei in China gegen eigene wirtschafts- und gesellschaftliche Regeln und Richtlinien verstoßen und die eigenen Ideale verraten. Aber als ich jünger war, hatte ich zum Beispiel National Geographic World abonniert und dort eine Geschichte über Marco Polo gelesen, der die ersten Seidenraupen aus China rausgeschmuggelt haben soll. Auch in anderen Medien, zum Beispiel in den Fernsehnachrichten, in Zeitungen oder im Internet ist China Thema. Dort habe ich erfahren, dass Chinesen auf Karaoke stehen, aber auch, dass es vielen Chinesen schlecht geht, dass Perspektivlosigkeit herrscht, zum Beispiel in der Arbeiterklasse, und dass ärmere Familien der Armut entkommen möchten indem sie ihre Kinder versuchen zu drillen. Auch von der Ein-Kind-Politik habe ich gehört, auch wenn ich nicht genau weiß, was das ist, nur dass es jetzt zu viele Männer in China gibt, weil man denkt, dass Männer mehr Geld verdienen und China immer noch eines der bevölkerungsstärksten Ländern der Welt ist. Der Tibet-Konflikt, der chinesische Bürgerkrieg und Chinas Rolle im Vietnamkrieg sind weitere Themen, aber nicht zu allem gibt es gute Dokumentationen oder Informationen.
Das Konfuzius-Institut gestaltet gemeinsam mit dem Schulteam des Instituts für Sinologie China-Projekttage an allgemeinbildenden Schulen in der Region. In dieser Woche waren wir sogar an einer Schule in Bensheim, die ein Austauschprogramm mit einer chinesischen Partnerschule pflegt. Denkst du, dass China oder Chinesisch mehr in den Unterricht an deutschen Schulen integriert werden sollte?
Ich glaube, dass ich schon ein bisschen über China weiß, ich habe bloß nichts davon über die Schule vermittelt bekommen. Ich fände es gut, wenn China mehr in den Unterricht integriert würde, zum Beispiel in PoWi (Politikwissenschaft). Generell beschränkt man sich im Geschichts- und PoWi-Unterricht auf die eigene Geschichte, die ja schon sehr viele Themen umfasst. Natürlich ist es schwierig, Unterrichtsthemen einzugrenzen – vieles bleibt jedoch häufig sehr theoretisch, die Theorie wird dann aber nicht weiter angewandt. Man könnte ja zum Beispiel die Opiumkriege einbauen, in denen mehrere Länder involviert waren.
Welche Medien nutzt du denn, um dich zu informieren?
Zum einen Nachrichten im Fernsehen, wie die Tagesschau, aber da gibt es eigentlich nicht viele Unterschiede zwischen den Sendern, weil die Sender ihre Meldungen heute sowieso von Nachrichtenagenturen kaufen, dann im Internet und manchmal in Zeitungen und Magazinen wie dem Spiegel, der Zeit oder der Frankfurter Rundschau.

Und in welcher Form begegnet dir China im Alltag?
Die meisten meiner Klamotten kommen aus China. Mittlerweile kommen ja viele Kleider und auch Elektronikprodukte aus China und auch nicht mehr nur billige Produkte. Die Produktqualität hat sich schon verbessert, früher war vieles chemieverseucht, aber das ist nicht mehr so schlimm. Man legt jetzt auch Wert auf Qualität und nicht mehr nur auf den Preis.

Du hast hier auch mit chinesischen Kollegen zusammen gearbeitet und viele Chinesen kennen gelernt. Gibt es etwas, was dich in dieser Zeit der Zusammenarbeit überrascht hat?
Mich hat überrascht, dass Chinesen gar nicht so unglücklich sind wie wir immer denken. Sie sind stolz auf ihr Wachstum und auf ihr Land und gar nicht so unglücklich mit der politischen Situation. Es ist schon mehr Patriotismus zu spüren als man das in Deutschland kennt. Die Chinesen, die ich getroffen habe, waren alle super nett und auch nicht so, wie man es aufgrund von Medienberichten erwarten würde. Während der Olympischen Spiele zum Beispiel, gingen Bilder von chinesischen Männern, die ohne T-Shirt raus gehen und auf die Straße spucken durch die Medien. Das ist zum Beispiel ein Klischee, das einfach gar nicht haltbar ist. Es gibt nicht komplett andere Sitten in China und China ist kein Land mit einer komplett fremden Kultur, vor allem nicht in den Städten, denke ich.

Und was hat dir an deiner Arbeit hier besonders gut gefallen und am meisten Spaß gemacht?
Ich fand es toll, dass die Arbeitszeit flexibel ist und man nicht nach Stechuhr von halb acht bis vier Uhr oder so arbeitet. Ich wusste genau, was ich zu tun hatte und konnte mir meine Arbeit gut einteilen. Am besten hat mir gefallen, dass ich hier auch viel gelernt habe, zum Beispiel wie man mit Photoshop arbeitet oder wie man eine Website erstellt.

Was ist für dich der größte Unterschied zwischen Schule und Arbeit?
Dass man bei der Arbeit hier mehr nach seinen Fähigkeiten eingesetzt wird und sie dadurch auch besser zeigen kann als in der Schule. Der Druck, zumindest als Praktikant, ist nicht so groß. Man hat nicht immer das Gefühl, irgendetwas vermasselt zu haben. Zum Beispiel, wenn man mal eine Arbeit vermasselt hat, dann kommt schon bald die nächste Arbeit und man hat öfter das Gefühl, etwas falsch zu machen. Bei meiner Arbeit hier hatte ich nicht das Gefühl, etwas machen zu müssen, sondern machen zu dürfen. Vor allem weiß man, für was man etwas tut, zum Beispiel für eine Veranstaltung. Und man sieht auch direkt den Effekt der Arbeit und weiß, dass etwas passiert, wenn man etwas tut.

Gerade befinden wir uns im Deutsch-chinesischen Sprachenjahr, einer Initiative der deutschen und der chinesischen Regierung, um die chinesische Sprache in Deutschland und die deutsche Sprache in China bekannter zu machen. Hast du während deines Praktikums denn auch ein bisschen Chinesisch gelernt?
Ich konnte ein paar Wörter aufschnappen, wie zum Beispiel xiexie 谢谢, das heißt Danke, oder ni hao 你好, das heißt hallo oder guten Tag.

Würdest du denn jetzt gerne einmal nach China reisen?
Ja, sehr gerne. Ich würde gerne das Land sehen und auch den Unterschied zwischen Stadt und Land einmal selbst erleben. Ein standardmäßiges Tourismusprogramm interessiert mich nicht so sehr, aber ich würde gerne einmal Landschaften wie die Himalaya-Region sehen.

Denkst du heute anders über China als vor deinem Praktikum?
Ja, vor allem in der Beziehung, dass Chinesen keine so großen Probleme haben mit ihrem Land und ihrer Regierung wie wir denken. Das einzuschätzen finde ich schwierig, weil ich denke, dass Chinesen, die in Deutschland arbeiten eher zur intellektuellen Elite zählen und es vielleicht in anderen Bevölkerungsschichten andere Ansichten gibt. Das erfährt man wohl eher, wenn man nach China reist. Außerdem finde ich jetzt, dass Kalligraphie viel schwieriger ist als es auf den ersten Blick aussieht.

Du hast während deiner Praktikumszeit auch die Feier des größten chinesischen Festes, des Neujahrsfestes, erlebt. Wie war das für dich?
Mich hat es überrascht, dass man sich bei so einer Veranstaltung ganz anders verhält als wenn man jetzt zum Beispiel eine deutsche Gala besucht. Bei einer deutschen offiziellen Abendveranstaltung dürfen Kinder nicht rumrennen, man spricht nicht mit Nachbarn oder hat die Handys an, es ist viel belebter. Ich finde diese traditionelle Strenge bei einer deutschen Veranstaltung auch nicht schlecht, aber ich mag es auch, wenn etwas anders ist. Und Chinesen stehen auf “Kitsch”, sie sind viel emotionaler beim Musizieren und auch beim Zuhören. Ich habe gesehen, dass manche Lieder einigen wirklich Tränen in die Augen getrieben haben.  Es wird auch viel mehr gemischt und experimentiert, zum Beispiel Opernkultur mit moderner Musik.

Gab es irgendein Highlight während deines Praktikums?
Natürlich war das Neujahrsfest ein Höhepunkt, aber eigentlich war das ganze Praktikum ein Highlight.

Zum Schluss noch eine Frage zu Heidelberg: Wie gefiel es dir hier?
Ich war vor meinem Praktikum schon einmal in Heidelberg gewesen. Hier ist alles viel belebter als in Offenbach. Auch wenn man durch die Seitengassen läuft, sind immer Menschen unterwegs. Die Altstadt ist natürlich sehr touristisch, ich habe mir aber auch andere Viertel angesehen, die mir sehr gut gefielen.

Vielen Dank Till für das Gespräch und für deine Offenheit. Wir haben alle sehr gerne mit dir zusammen gearbeitet, du hast unser Team wirklich bereichert und ich hoffe, dass du dir deine Begeisterung, dein Engagement, deine Offenheit für Neues und deine eigene Art bewahrst.

Das Interview führte Sylvia Schneider.

Chinesischer Alltag in Deutschland

Chinesischer Alltag in Deutschland: Geschichte und Geschichten

Dagmar Yu-Dembski, Konfuzius-Institut Berlin
Termin: Mittwoch, 19. Februar 2014
Uhrzeit: 19.30 Uhr
Ort: Kleiner Saal, Stadtbücherei Heidelberg, Poststraße 15, 69117 Heidelberg
Eintritt: frei

Dagmar Yu-Dembski begann ihren Vortrag mit der Frage, wann die ersten Chinesen nach Berlin kamen, wie sie aufgenommen wurden und wie sie lebten. Berlin ist Yu-Dembskis Heimatstadt, hier lernten sich auch ihre deutsche Mutter und ihr chinesischer Vater kennen. Um 1820 erreichten die ersten beiden chinesischen Einwanderer Berlin, sie stellten damals noch eine kuriose Seltenheit dar und wurden dementsprechend zur Schau gestellt. Bis Ende des 19. Jahrhundert kamen nur vereinzelte Studentengruppen und Botschaftsgesandte nach Deutschland. Das änderte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In den 1920er und 30er Jahren schickten wohlhabende chinesische Familien ihre Kinder gerne zum Studium der  Naturwissenschaften, Medizin oder Philosophie nach Deutschland. So kam auch Yu-Dembskis aus Kanton stammender Vater 1936 nach Deutschland, um Ingenieur zu werden. Die Nazi-Zeit durchlebte er recht unbehelligt, auch wenn “Mischehen” zwischen Deutschen und Chinesen aufgrund der Rassengesetze verboten waren. Daher heirateten Yu-Dembskis Eltern erst 1945. Sein Vorhaben, als Ingenieur nach China zurück zu kehren, gab ihr Vater auf und eröffnete mehrere Chinarestaurants sowie die mondäne Hongkongbar in Westberlin. Doch das Familienleben gestaltete zunehmend als schwierig, das ausschweifende Leben des Vaters belastete das Verhältnis. Eine bittere Trennung und die Abscheu der Mutter gegenüber allem Chinesischen waren die Folge. Die Zuhörer ließ sie daran teilhaben, indem sie Passagen aus ihrem Buch “Chinaprinzessin” vorlas und sie damit mitten ins Geschehen versetzte. In diesem sehr persönlichen Buch erzählt sie die Geschichte ihrer Familie und von ihrer späten Suche nach ihren chinesischen Wurzeln, die sie erst nach dem Tod des Vaters 1976 begann. Ihre Geschichte hat viele tragische Aspekte, aber auch heitere, wie zum Beispiel ihre große Freude über eine einfache Bauernkanne, die sie auf ihrer ersten Chinareise 1980 erstand oder die herzliche Aufnahme bei ihren Verwandten in China. Die Bindung zu China ist ihr bis heute geblieben. Dagmar Yu-Dembski ist Geschäftsführerin des Konfuzius-Instituts an der Freien Universität Berlin und Herausgeberin der Zeitschaft “Das neue China”.

 

Portrait Yu-DembskiDagmar Yu-Dembski, Tochter eines Chinesen aus Kanton und einer Berlinerin, studierte Publizistik und Kunstgeschichte an der Freien Universität. Seit 2006 ist sie als Geschäftsführerin am Konfuzius-Institut Berlin zuständig für Lesungen, Ausstellungen und interkulturelle Projekte. Sie ist Herausgeberin der Vierteljahreszeitschrift „Das neue China“ und hat zahlreiche wissenschaftliche und journalistische Beiträge zur Geschichte der deutsch-chinesischen Beziehungen und zur Kulturgeschichte Chinas veröffentlicht.

Chinesisches Neujahrsfest

Chinesisches Neujahrsfest in Heidelberg

Termin: Samstag, 25. Januar 2014
Uhrzeit: 19.00 Uhr
Ort: Kongresshaus Stadthalle Heidelberg, Neckarstaden 24, 69117 Heidelberg
Eintritt: 5€

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Bereits ab 18:00 Uhr standen die ersten Gäste geduldig vor dem Eingang zum Kongresshaus Heidelberg, wo in diesem Jahr erstmals das chinesische Neujahrsfest gefeiert wurde. Ab 18.30 Uhr strömten die Gäste zu den Kassen im Foyer und bis 19.00 Uhr waren die Plätze im Großen Saal, der dem Fest einen besonders feierlichen Rahmen bot, fast restlos belegt.

Nun schon in guter Tradition hatte der Verein der chinesischen Studierenden und Wissenschaftler Heidelberg das chinesische Neujahrsfest in Zusammenarbeit mit dem Konfuzius-Institut an der Universität Heidelberg organisiert.

Die Stimmung war bereits im Vorfeld von freudiger Spannung erfüllt. Freunde, Bekannte und Familien trafen zusammen, es herrschte sowohl vor Programmbeginn wie auch in der Pause und hernach ein angenehmes Stimmengwirr  wie in einem Bienenkorb.

Eigens angereist war der Konsul für Bildung des chinesischen Generalkonsulats in Frankfurt, Herr Zhao Weimin, der ein freundliches und freudiges Grußwort an das Publikum richtete, ehe die geschäftsführende Direktorin des Konfuzius-Instituts Heidelberg, Petra Thiel, das Wort ergriff. Mit kurzen, prägnanten Worten hob sie die große Bedeutung der Feier dieses wichtigsten Fests der Chinesen hervor, zu dem traditionell die Familie und Freunde zusammenkommen,  und sie sprach kurz die mit dem Fest verbundenen Gebräuche an, wie beispielsweise  das Schenken von Geld in roten Umschlägen (红包), dem Gedenken der Ahnen und den gegenseitigen Besuchen von Freunden und Verwandten. Sie schloss mit der Erzählung von dem menschenfressenden „Jahresmonsters“ 年兽 niánshòu  und den daraus wiederum hervorgegangenen Traditionen

Die Mitglieder des Vereins chinesischer Studierenden und Wissenschaftler in Heidelberg brachten gemeinsam mit Schülern, Lehrkräften und Mitarbeitern des Konfuzius-Instituts an der Universität Heidelberg, ihr China nach Heidelberg mit einem abwechslungsreichen Programm aus Gesang und Tanz, Kampfkunst und Wortwitz. Eine mit Lauten der Guzheng untermalte traditionelle chinesische Teezubereitung und anschließender Kalligraphie-Performance, der es auch nicht an Akrobatik fehlte, bereicherte außerdem das Programm.  Ein vierköpfiges Moderatoren-Team führte durch die Show, die neben dem traditionellen Neujahrsstück „Jasmin“, Kampfkunst und klassischen Musikstücken auch Hip-Hop Tanz und Rock- und Pop-Musik zu bieten hatte. Durch die großzügige Unterstützung des chinesischen Reisebüros Dehua sowie der chinesischen Restaurants Mr. Wu und New Shanghai konnte die Glücksfee auch in diesem Jahr wieder schöne Preise bei der Tombola ziehen. Das Konfuzius-Institut Heidelberg stiftete als zweiten Preis einen Gutschein für die Teilnahme an einem Sprachkurs.

Unser Dank gilt allen Mitwirkenden und Unterstützern, die diesen Abend zum Erfolg haben werden lassen sowie den zahlreichen Gästen, die wahrlich ein gutes Publikum abgaben. Der lange anhaltende Applaus sprach für sich!

Wir wünschen allen ein erfolgreiches  Jahr des Pferdes!

Documentary, World History, and National Power in the PRC

Prof. Dr. Gotelind Müller-Saini: Documentary, World History, and National Power in the PRC – Global Rise in Chinese Eyes

eine Buchvorstellung

Termin: Montag, 13. Januar 2014
Uhrzeit: 19.15 Uhr
Ort: Institut für Sinologie, Raum 201, Akademiestr. 4-8, 69117 Heidelberg
Eintritt: frei

TV-Dokumentationen sind in China ein beliebtes Mittel geworden die offizielle Sichtweise der Geschichtsschreibung zu verbreiten. Dabei geht es in letzter Zeit nicht mehr nur um nationale Geschichte, sondern zunehmend auch um Globalgeschichte und Chinas Rolle darin. Gotelind Müller-Saini legt in ihrem Buch den Schwerpunkt auf die Untersuchung von drei TV-Serien, die den Aufstieg des Westens, den Untergang der Sowjetunion und den zukünftigen Aufstieg Chinas thematisieren. Aspekte der Geschichtswahrnehmung und der Funktion visueller Geschichte für die Erinnerungskultur und die Gesellschaft, sowie der Kontrast von Eigen- und Fremdwahrnehmung und dessen Folgen stehen hier im Zentrum der Auseinandersetzung.

Gotelind Müller-Saini ist Professorin für Sinologie am Institut für Sinologie der Universität Heidelberg, Mitglied des Konfuzius-Instituts an der Universität Heidelberg e. V., und Leiterin von Projekten zu Geschichtsdarstellungen in Medien und Schulbüchern, Erziehung und Identitätsdefinitionen sowie Vorstellungen vom Selbst und dem Anderen, u.a. am Exzellenzcluster »Asia and Europe in a Global Context«.