KI-Magazin: November 2020 | Philosophie (#40)

ChinaCool: Famulatur in Wuhan

Fünf Studierende der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg – Yvonne, Lisa, Theresa, Rebecca und Jan – machten sich im Juli 2019 auf nach Wuhan, um dort erste klinische Erfahrungen zu sammeln. Im Zuge einer langjährigen erfolgreichen Universitätskooperation bietet die Medizinische Fakultät seinen Studierenden die Möglichkeit, eine ihrer Famulaturen am Tongji Medical College 同济医学院 der Huazhong University of Science and Technologie  华中科技大学 zu absolvieren. In der ChinaCool-Sitzung im November erzählten einige von Ihnen von ihren Erlebnissen dort.

Zuerst gab es eine kurze Einführung zu Wuhan als Stadt und eine Erklärung des Bewerbungsprozesses. Wuhan, die „Stadt der Hundert Seen und Parks“, ist die Hauptstadt der chinesischen Provinz Hubei und eine der drei heißesten Städte in China. Das Tongji Medical College in Wuhan ist ein Ableger des ursprünglich in Shanghai gegründeten Tongji Hospitals. Das Tongji Hospital wurde vom deutschen Arzt Dr. Erich Paulun gegründet, eine perfekte Basis für den deutsch-chinesischen Austausch an dieser Einrichtung!

Als Großstadt hat Wuhan auch einiges zu bieten. In der „Stadt der hundert Seen und Parks“ prägen eben diese das Stadtbild und bieten eine willkommene Abwechslung zu Hauptverkehrsstraßen und Hochhäusern. Clubs und vor allem Karaoke dürfen als Freizeitaktivität natürlich ebenfalls nicht fehlen. Essenstechnisch sind in Wuhan vor allem die règànmiàn 热干面 („Heiße trockene Nudeln“) bekannt. Ebenfalls die Frühstücksspeisen dort können überzeugen.

Natürlich waren die Heidelberger Famulanten nicht nur zum Spaß in Wuhan. Auch während ihrer Famulatur am Tongji Medical College haben sie einige interessante Sachen erlebt. Hier gab es einige Besonderheiten. Zum Beispiel wären da die Unterschiede im Dresscode im Vergleich zu deutschen Krankenhäusern. Während diese in Deutschland eher streng sind, konnte man während der Arbeit im Krankenhaus der Universität in Wuhan auch offene Schuhe wie Sandalen oder High Heels tragen. Was für die Studierenden aus Heidelberg sehr gut war, war die Chance in Bereiche hineinzuschauen, die jemandem bei einer Famulatur in einem deutschen Krankenhaus eher nicht begegnen würden. So entschieden sich einige aus der Gruppe, einige Zeit in der Abteilung für traditionelle chinesische Medizin zu verbringen. Was allen auch besonders gefallen hat, war die individuellere Betreuung bei der Famulatur. Durch eine kleinere Gruppengröße konnte man viel aktiver lernen. Die Famulatur in Wuhan abzuschließen konnten alle demnach nur empfehlen.

ChinaCool: Weihnachten in China und Deutschland

Anlässlich der Jahreszeit haben wir die letzte Ausgabe von „ChinaCool“ Jahr 2020  dem Thema „Weihnachten“ gewidmet. Insgesamt drei Studierende haben über ihre Erfahrungen in China und in Deutschland berichtet: Anne Joksch und Arved Bläschke studieren Sinologie in Heidelberg. Im Zuge ihres Studiums sind beide für ein Auslandsjahr nach China gegangen, Anne nach Nanjing und Arved nach Shanghai. Liu Wanying kommt ursprünglich aus Xi’an und macht nun ihren Master in Heidelberg. Alle drei erzählten uns von ihren Erfahrungen während der Weihnachtszeit im jeweils anderen Land.

Den Anfang machte Arved. Er begann mit dem Hinweis, dass Weihnachten in China natürlich kein gesetzlicher Feiertag ist und dass sie deshalb an den Tagen normal Unterricht hatten. Allerdings hatte seine Klasse eine Lehrerin, die einige Zeit in den USA gelebt hat und deshalb auch einige weihnachtliche Aktivitäten mit den Schülern organisierte. So kam es unter anderem dazu, dass Arveds Klasse wichtelte. Da sich alle noch nicht so lange kannten und man deshalb unsicher war, was den jeweiligen Wichtelpartnern gefallen könnte, haben die meisten am Ende Sachen aus ihrer Heimat verschenkt. So wurde aus dem Wichteln nicht nur ein Geschenk-, sondern auch ein Kulturaustausch. Zum Abschluss hatte Arved noch einen Tipp für die Weihnachtszeit in China: Wer die Möglichkeit hat, sollte die Gelegenheit zum Reisen nutzen. Da Weihnachten in China kein Feiertag ist, sind die meisten touristischen Reiseziele weniger besucht und man kann sie quasi für sich allein genießen.

Danach berichtete Wanying, wie sie als Chinesin Weihnachten in Deutschland wahrgenommen hat. In China sieht sie Weihnachten eher als ein Shopping-Festival als ein Fest für die Familie mit religiösem Hintergrund. Dann stellte sie einige Sachen vor, die für sie besonders waren. Am Frankfurter Weihnachtsmarkt hat sie beispielsweise zum ersten Mal ein Karussell gesehen. Auch Adventskalender kannte sie so aus China nicht und sie berichtete, wie sie ganz aufgeregt war, als sie die erste Tür in ihrem Kalender öffnete. Da sie in Deutschland keine Familie hat, ist Weihnachten für Wanying eine Zeit, die sie mit ihren Freunden verbringt, beispielsweise auf dem Weihnachtsmarkt. Dort hat sie auch schon einige Weihnachtsleckereien für sich entdeckt. Auf Reisen während der Weihnachtszeit konnte sie außerdem die schöne Dekoration in verschiedenen Städten Deutschlands und Europas bewundern.

Zum Abschluss erzählte uns Anne noch ein wenig über ihre besondere Erfahrung in Nanjing: Ihre Universität organisierte tatsächlich eine Weihnachtsfeier. Die war ihrer Meinung nach allerdings etwas kitschig und nicht so richtig weihnachtlich. Weihnachtsgefühle kamen auf, als sie von einer chinesischen Freundin Plätzchen bekam. Zudem wurde Anne noch selbst aktiv: Sie gründete kurzerhand einen eigenen Chor der ein paar Weihnachtslieder, auch aus Deutschland, einstudierte. An der deutschen Aussprache hatten einige der Choristen anfangs sehr zu knabbern, aber es lief am Ende sehr gut. Ihre Lieder konnten sie dann auf der kombinierten Weihnachts- und Neujahrsfeier der Universität aufführen. Neben der offiziellen Weihnachtsfeier der Universität organisierten einige Studierende noch eine eigene Weihnachtsfeier, für die sie extra eine Villa mieteten. Allerdings kam dort für Anne auch keine richtige Weihnachtsstimmung auf, da es eher einer normalen Party glich. Eine Kuriosität nannte sie noch zum Abschluss: Teilweise hängt und steht die Weihnachtsdekoration, beispielsweise an einigen Orten der Universität. das ganze Jahr über.

Der Vortrag war ein super Einblick in unterschiedliche Erfahrungen zur Weihnachtszeit. Wir hoffen, dass auch alle Teilnehmenden auf ihre Weise eine schöne Weihnachtszeit verbringen können!

Sinologie in den Beruf digital mit Dr. Christian Straube

Am 01.12.2020 stellte Dr. Christian Straube, Programm-Manager im China-Programm der Stiftung Asienhaus, seinen Werdegang einem interessierten Publikum an Studierenden und AbsolventInnen des Instituts für Sinologie in Heidelberg vor. Der Vortrag war Teil der Reihe „Sinologie in den Beruf“ des Sinologie Heidelberg Alumni Netzwerkes (SHAN) e.V., das auch Kooperationspartner des Konfuzius-Instituts war.

Christian Straube war bereits in jungen Jahren, nämlich vier Jahre vor seinem Abitur, mit der Austauschorganisation AFS in Malaysia, und kam dort zum ersten Mal mit chinesischen Schriftzeichen in Kontakt. Während seines Austauschjahres erfuhr er jedoch nicht nur etwas über unterschiedliche Sprach- und Schriftsysteme, sondern auch über religiöse Praktiken und Migrationsprozesse innerhalb Asiens. Dies weckte das Interesse, sich tiefergehend mit Asien zu beschäftigen, genauer mit China, und so ging es nach dem Abitur zum Sinologie-Studium nach Heidelberg. Ein DAAD-Stipendium führte Christian Straube für ein Jahr nach Peking, an die Tsinghua-Universität, wo er seine Sprachkenntnisse vertiefen konnte; zwischendurch reiste er immer wieder gen Osten – nach China und nach Taiwan – unter anderem als Reisegruppenleiter. Neben Sinologie entschied er sich für Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaften Südasiens in den Nebenfächern – eine sinnvolle Kombination, wie seine jetzige Tätigkeit zeigt.

Doch nicht nur der asiatische, auch der afrikanische Kontinent und die großen Infrastrukturprojekte Chinas in afrikanischen Ländern beschäftigten Christian Straube und führten ihn schließlich nach seinem Magisterabschluss in Heidelberg zu seinem Promotionsthema und zum Max Planck Institut für ethnologische Forschung in Halle. Dort wollte er ursprünglich eine ethnografische Studie zu Konflikten und Integrationsprozessen im Kontext chinesisch-sambischer Zusammenarbeit im Bergbau durchführen, musste jedoch aufgrund einiger Hürden in der Verwirklichung des Projekts von seinem Plan abrücken und konzentrierte sich schließlich auf die sozio-ökonomischen und räumlichen Dimensionen kolonialer Beständigkeit am Beispiel des Bergbau Township Mpatamatu in Luanshya.

Christian Straube berichtete, dass zahlreiche Faktoren mitbestimmten, für welche Branche er sich letzten Endes professionell entscheiden würde. Familie und Freunde mitzudenken sei genauso wichtig wie die inhaltliche Tätigkeit oder die Frage nach der Höhe des Gehaltes. Dass nicht nur eine Note auf einem Abschlusszeugnis entscheidend ist, ob man bei der Bewerbung erfolgreich ist, betonte Christian Straube während seines sehr persönlichen Vortrags. So erkannte er im Zuge der Bewerbungszeit nach erfolgreicher Promotion in Halle, wie wichtig das Netzwerk war, das er während seiner Forschungsjahre aufgebaut hatte.

Doch was genau bedeutet nun Dialogarbeit? Das China-Programm der Stiftung Asienhaus arbeitet eng mit chinesischen NGOs zusammen und bringt so Akteure beider Länder zusammen. Durch gemeinsame Projekte soll eine Vertrauensbasis geschaffen werden, die zulässt, von dem jeweiligen Gegenüber zu lernen und die jeweilige Methodenpraxis zu verstehen. Ziele der Arbeit sind kooperative Wissensbildung und der Gewinn neuer Erkenntnisse. Wie komplex es ist, Dialogarbeit mit China zu gestalten, zeigt die unterschiedliche Auffassung von „Zivilgesellschaft“ auf deutscher und chinesischer Seite. Auch erschweren neu verabschiedete Gesetze, die ausländische NGOs in China betreffen, die Dialogarbeit vor Ort.

Doch nicht nur die Dialogarbeit zählt zu Christian Straubes Aufgaben. Auch das Schreiben von Anträgen, um die Finanzierung des Arbeitsbereiches zu sichern, sowie entwicklungspolitische Bildungsarbeit, das Pflegen und Erweitern von Netzwerken, Lobby- und Advocacy-Arbeit, Buchhaltung und das Verfassen von Artikeln und Handreichungen bestimmen seinen Arbeitsalltag. Das Sinologie-Studium hat Christian Straube nach eigener Aussage u.a. darauf vorbereitet, sich in kurzer Zeit Informationen zu beschaffen, diese auszuwerten und zügig in Textform zu bringen. Auch seine im Studium erworbenen Sprachkenntnisse kommen zum Zuge. Alle weiteren Fähigkeiten ließen sich parallel zum Berufseinstieg in der Stiftung Asienhaus erlernen.

Wie sehr diese Art von Stiftungsarbeit die Zuhörer*innen interessierte, zeigte der rege Austausch am Ende der Veranstaltung. Die Fragen reichten von berufspraktischen Dingen bis zu Fragen der Diplomatie in der Zusammenarbeit mit China. Wir danken Christian Straube für die Einblicke in seinen Werdegang und seine Arbeit! Wer mehr über den Referenten erfahren möchte, kann seine Webseite besuchen unter. www.christianstrau.be

EINGESPERRT – Stimmen aus dem Kopfgefängnis

Am 24.10.2020 waren in der Lutherkirche Heidelberg drei neue Kompositionen zeitgenössischer Musik in ihrer Uraufführung zu hören, die sich mit ein und demselben Thema auseinandersetzen: dem titelgebenden Eingesperrt-Sein. Unter dem übergreifenden Projekttitel „Eingesperrt: Stimmen aus dem Kopfgefängnis“ nähern sich Clemens Gadenstätter (Österreich), Yu-Hui Cheng (Taiwan/USA) und SHEN Ye (Shanghai) Fragen des Ausgrenzens und Eingrenzens jedoch auf ganz unterschiedliche Weise. So nahm sich Clemens Gadenstätter (geb. 1966) in seinem Werk „die zelle“ (2020) der Biographie Julius Klingebiels (1904-1965) an, der die Wände seiner Isolier-Zelle in einer psychiatrischen Klinik in Göttingen bemalte und so seine Innenwelten nach außen kehrte. Yu-Hui Chen (geb. 1970) wiederum thematisiert in „Saving Faces“ (2020) die Tatsache, dass künstliche Gesichtserkennung weltweit zum Einsatz kommt, sowie die Gefahren und Freiheitsbeschränkungen, die diese mit sich bringt. So wurden die Sänger*innen des ensemble aisthetis eindrucksvoll mit Masken voller leuchtender Bildpunkte ausgestattet, die in eindringlichen Wiederholungen der Forderung „Not your data!“ (nicht eure Daten) die Degradierung des menschlichen Gesichts zur Fassade, zur Datenplattform beklagt und schließlich, am Ende, an die Notwendigkeit des Schutzes unserer „real human faces“ erinnert, die die Sänger*innen nacheinander offenbaren, als die Lichtpunkte ihrer Masken schließlich erlöschen. „Babel“, der erste Satz des Werkes „空间/距离 Raum/Distanz“ (2020) des im Jahr 1977 geborenen Komponisten Shen Ye 沈葉, befasst sich mit dem namensgebenden biblischen Turmbau zu Babel und die damit einhergehende Sprachzerstreuung, die zu Unverständnis, zu Aus- und Eingrenzungen führte, sinnbildlich dargestellt durch musikalische Interaktionen innerhalb des Klangraumes, aus dem am Ende des ersten Aktes ein Sprachengewirr mit echo-haften Wiederholungen der Frage „Was?/Shenme什么?“ erschallt.

Durch die gekonnte Zusammenführung dieser drei unterschiedlichen Werke, eröffnete das Konzert den Zuhörer*innen „drei Perspektiven auf das Eingesperrtsein, aus drei unterschiedlichen Kulturkreisen, mit drei grundverschiedenen politischen Systemen, in drei unterschiedlichen Sprachen in drei Kompositionen, die alle auf ihre Weise darüber reflektieren, wie der Wille zur Ordnung und zur Macht Un-Freiheit produziert, aber auch Widerstand (und die Hoffnung, sich aus dieser Un-Freiheit eben dennoch zu befreien,“ so die Sinologin Barbara Mittler in ihrem Vorwort des für die Veranstaltung konzipierten Programmheftes. Das Publikum des ausverkauften Premierenabends, unter derzeitigen Corona-Bedingungen mit entsprechendem Abstand platziert und mit Mund-Nasen-Bedeckung ausgestattet, spendete den Aufführenden – dem ensemble aisthetis und der Schola Heidelberg unter der Leitung Walter Nußbaums – lang anhaltenden Beifall. Das Konzert in der Lutherkirche bildete den Auftakt der Konzertreise, die das Ensemble noch an weitere Stationen in Karlsruhe, Göttingen, Hannover und Oldenburg führte.

Pressestimmen zu „EINGESPERRT: Stimmen aus dem Kopfgefängnis“:

„Ein bewegender, von SCHOLA HEIDELBERG und ensemble aisthetis brilliant ausformulierter Abend.“ (Mannheimer Morgen, 26.10.2020)

„Die sehr leisen, einsamen Momente gingen genauso unter die Haut, wie die mit den Instrumenten dicht verwobenen Ausbrüche. Ein Werk höchster Konzentration, das ein höchstkonzentriertes Ensemble zur Umsetzung und die musikalische Disziplin eines Musikers fand.“ (Nordwest Zeitung Oldenburg, 04.11.2020)

„Die transparenten Strukturen und die fein durchdachten Konzepte dieser Stücke hinterließen einen nachhaltigen Eindruck.“ (Göttinger Tageblatt, 28.10.2020)

„Eine in diesen Zeiten auch logistische Herausforderung für alle beteiligten, die hier unter der souveränen musikalischen Leitung von Walter Nußbaum agierten.“ (RNZ, 26.10.2020)

Foto Credit @KlangForum Heidelberg

Chinesische Medizin: Eine Einführung (Teil I)

In ihrem Vortrag “Einführung in die chinesische Medizin” am 22.10.2020, der in unserer bewährten Vortragsreihe “Chinesische Medizin” in Kooperation mit der Akademie für Ältere stattgefunden hat, stellte Referentin Dr. Dr. Andrea- Mercedes Riegel den interessierten Hörern die wesentlichen Charakteristika der chinesische Medizin vor. Dabei ist es grundlegend zu verstehen, dass es sich bei der chinesischen Medizin um ein holistisches System handelt, welches Mensch und Kosmos als Einheit sieht, den Menschen wieder als Einheit in sich. Dieses Menschenbild  hat Auswirkungen auf das Erkennen und Definieren pathologischer Zustände. Der Therapeut kommt in seiner Diagnose nicht zu einer klar definierten Krankheit, sondern stets zu einem Disharmoniemuster, welches jeweils individuell behandelt wird. Dieses Denkmuster der individuellen Behandlung sollte ebenfalls verstanden sein. In einem Erstgespräch ist es für den Patienten unerlässlich, Zeit mitzubringen, da der Behandelnde zahlreiche Fragen zu seinem Befinden stellen wird. Diese Fragen mögen ihm möglicherweise zunächst sogar etwas befremdlich vorkommen. Andrea-Mercedes Riegel stellte einführend Fragen der Anamnese vor sowie verschiedene diagnostische Möglichkeiten. Wegen der Pandemie war dies der zunächst letzte mögliche Termin vor Ort. Die folgenden Termine fanden und finden bis auf Weiteres  online statt.

 

Moderation: Heidi Marweg

Hier finden Sie die Powerpoint-Präsentation zum Vortrag: 2020_Grundlagen_CM_Einführung_Teil I

 

 

Buchmesse digital: Lesetipps – Literatur aus China für die Welt

Herbstzeit ist Buchmessen-Zeit, und so hat das Konfuzius-Institut an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt wie in jedem Buchmessen-Herbst ein umfangreiches digitales Literaturprogramm zusammengestellt, an dem sich in diesem Jahr auch das Konfuzius-Institut Heidelberg beteiligen durfte. Am 16.10. präsentierte die Direktorin des Heidelberger Konfuzius-Instituts, Dr. Petra Thiel, gemeinsam mit Prof. Shuangzhi Li (Fudan University / Universität Hamburg), Prof. Richard Trappl (Wien), der Verlegerin Dr. Nora Frisch (Drachenhaus Verlag, Esslingen) und Heiko Lübben (Mannheim) Lieblingsbücher aus und über China. In zehnminütigen Kurzvorträgen wurden gleich zwei Romane des chinesischen Gegenwartsautors Cao Wenxuan vorgestellt („Das Schilfhaus“; „Libellenaugen“), sowie „Die Tränenfrau“ von Su Tong, Stephan Thomes „Der Gott der Barbaren“ und der Lyrikband „Nachrichten aus der Hauptstadt der Sonne“ (Hg. Wolfgang Kubin). Die Moderation übernahm die Direktorin des Konfuzius-Instituts in Frankfurt, Christina Werum-Wang.

Wir danken den Kolleginnen und Kollegen aus Frankfurt für diese schöne Idee und den regen Literaturaustausch! Für diejenigen, die die Veranstaltung verpasst haben: diese kann auf dem YouTube-Kanal des Konfuzius-Instituts Frankfurt nachgesehen werden unter https://www.youtube.com/watch?v=fnjC_hjgHu4&feature=youtu.be

10 Jahre kritischer Diaolog mit China – 10 Jahre Konfuzius-Institut Heidelberg

Mit einem Trailer mit Szenen aus 10 Jahren interkultureller Arbeit des Konfuzius-Instituts an der Universität Heidelberg wurde der live aus der Aula der Alten Universität gestreamte Festakt zum 10jährigen Jubiläum eröffnet. In schnellen Schnitten, ohne große Worte, zogen Szenen auf, die die Vielfalt des Sprach- und Kulturprogramms und die Menschen, die es zum Leben erwecken, sichtbar machten.

Programm der Zehnjahresfeier

Es ging nahtlos festlich zu dem feinfühlig von J. Marc Reichow am Flügel interpretierten Stück aus Robert Schumanns Kinderszenen „Von fremden Menschen und Ländern“ über und deutete damit auch schon auf das Augenmerk der Jubiläumsfeier hin!

Zum Festakt mit Literatur und Musik hatte das Konfuzius-Institut Heidelberg eingeladen und blieb demselben Leitspruch von Konfuzius „Sei erhoben durch Dichtung, gefestigt durch Riten, vollendet durch Musik“ treu, der schon der Eröffnungsfeier vor 10 Jahren den roten Faden gab und es durch all die Jahre trug.

Es folgte ein weiteres Zitat des Konfuzius, Namensgeber des Instituts, eindrucksvoll und nachdrücklich vorgetragen auf Chinesisch von Lu Zhinan, auf Deutsch von der Schauspielerin und Sprecherin Johanna Withalm, mit dem zum Ausdruck kam, dass es sich lohne, ein Ziel zu verfolgen, auch wenn der Weg manchmal steinig und mühevoll, langwierig und endlos scheint, und dass doch das Aufgeben keine Alternative darstellt, auch nicht bei Widrigkeiten, dass ein Ringen für die Sache nicht umsonst ist.

Dichtung, Gesang und zahlreiche freundliche Grußworte machten diese Jubiläumsfeier zu einem festlichen Abend, auch wenn auf Gäste wegen der Covid 19-Pandemie hatte verzichtet werden müssen, auch wenn eine gewisse Melancholie diesen Abend begleitete.

In einer aufgezeichneten Videobotschaft würdigte der Rektor der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Eitel, die Arbeit des Konfuzius-Instituts und seinen fest in Heidelberg verankerten Platz im Kontext wissenschaftlicher Einrichtungen, dankte hier auch explizit der Stadt Heidelberg, in der die Universität eine Verbündete gefunden hat für die Etablierung des Konfuzius-Instituts und drückte seine feste Überzeugung aus, dass das Konfuzius-Institut Heidelberg vorbildhaft für viele andere Einrichtungen in Deutschland und der Welt weiterarbeiten könne.

Für die Partneruniversität des Konfuzius-Instituts Heidelberg sandte der Vorsitzende des Universitätsrats der Shanghai Jiao Tong University, Herr Yang Zhenbin, sehr persönliche Grüße: War er doch einst als Gastwissenschaftler in Stuttgart und hatte dabei Heidelberg besucht, das einen schönen und bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen hat. Er gratulierte zum zehnjährigen Bestehen auch im Namen von Herrn Prof. Lin Zhongqin, Präsident der Shanghai Jiao Tong Universität. Das Konfuzius-Institut Heidelberg nehme eine Vorreiterrolle im deutschsprachigen Raum mit seinem Massive Open Online Course (MOOC) für Lernende im deutschsprachigen Raum ein, darüber hinaus erforsche es aktiv neue hybride Online- und Offline-Lehrmodi („blended learning“). Mit seinen kulturellen Veranstaltungen und seinen Aktivitäten im wissenschaftlichen Bereich in Zusammenarbeit mit anderen Instituten der Universität biete es ein Fenster zum besseren Verständnis Chinas.

Mit einem Ausschnitt aus „Bronze und Sonnenblume“, einem Roman für Kinder, den der Andersen-Preisträger und Pekinger Literaturprofessor Cao Wenxuan verfasst hat, wurde einfühlsam versinnbildlicht, was Bildung bedeutet: Die Eröffnung „wunderbarer neuer Welten“. Der Autor Cao Wenxuan, der 2017 Gast des Konfuzius-Instituts war, als in Kooperation mit der Stadtbücherei Heidelberg eine Ausstellung zeitgenössischer chinesischer Bilderbücher eröffnet wurde, weihte damals unter anderem in die Magie des Schreibens ein und das Konfuzius-Institut Heidelberg griff diese Magie erneut für den Festakt auf.

Mit einem weiteren Grußwort aus Peking wandte sich Herr Zhao Lingshan, Vizepräsident und Generalsekretär der „Chinese International Education Foundation“, die sich der Vermittlung der chinesischen Sprache weltweit widmet und in Zukunft auch für die Entwicklung der Konfuzius-Institute weltweit einsetzen wird, an die Gäste, gefolgt von dem Gesandten-Botschaftsrat der Bildungsabteilung der chinesischen Botschaft in Berlin, Dr. Liu Lixin.

Zhao Lingshan betonte insbesondere, dass sich das Heidelberger Konfuzius-Institut an den lokalen Bedürfnissen orientiere, sich aktiv in das kulturelle und gesellschaftliche Leben einbringe und intensiv die Entwicklung des chinesischen Sprachunterrichts fördere. Auch in Zeiten der Corona-Pandemie habe es ohne Unterbrechung seinen Sprachunterricht fortgeführt und dank der Expertise und mit Unterstützung der Shanghai Jiao Tong University Online-Kurse durchgeführt. In den vergangenen zehn Jahren habe das Konfuzius-Institut an der Universität Heidelberg einen großen Beitrag zur Ausbildung lokaler Lehrkräfte geleistet und sei für seine Bemühungen im Jahr 2014 zum „Konfuzius-Institut des Jahres“ ausgezeichnet worden.

Dr. Liu Lixin hob die unterschiedliche historische und kulturelle Tradition Deutschlands und Chinas hervor und gleichzeitig das Interesse beider Länder, die Zusammenarbeit in der Sprachausbildung zu verstärken und dadurch den Kulturaustausch zu fördern, die Kommunikation und das Verständnis zwischen den Menschen beider Länder zu verbessern, was auch dem Interesse beider Länder entspreche. Schon vor mehr als 300 Jahren sei der deutsche Denker Leibniz für die Stärkung des geistigen und kulturellen Austauschs zwischen den beiden Ländern, für gegenseitiges Lernen und gegenseitige Wertschätzung sowie für gemeinsamen Fortschritt eingetreten.

Mit dem Gedicht der Lyrikerin Xiao Xiao „Ein Tropfen fällt in die Seele“, das im chinesischen Original und in seiner deutschen Übersetzung vorgetragen wurde, griff das Konfuzius-Institut Heidelberg auf den erstmaligen Besuch dieser bemerkenswerten Intellektuellen/Schriftstellerin zurück, den sie mit ihrem deutschen Übersetzer, dem Literaturwissenschaftler und Sinologen Wolfgang Kubin, auf Einladung des Konfuzius-Instituts 2019 in Heidelberg abstattete. Kubin beschreibt die vielfach preisgekrönte Autorin, deren Texte oft nur vordergründig rein poetisch erscheinen, als „mutig und offen“. Auch das Gedicht „Ein Tropfen fällt in die Seele“ ist vielschichtig, handelt von einem Wiedersehen nach langer Abwesenheit – auf das auch wir alle in diesen unsicheren Zeiten hoffen.

Dr. Joachim Gerner, Bürgermeister für Familie, Soziales und Kultur der Stadt Heidelberg und Vorstandsmitglied des Konfuzius-Instituts Heidelberg seit der ersten Stunde, hob den idealen Standort Heidelberg für ein Konfuzius-Institut hervor: Diese Stadt stehe weltweit für Bildung, Wissenschaft und Kultur, sei geprägt durch internationale Forschungszentren wie die vier Max Planck Institute, das Europäische Laboratorium für Molekulare Biologie, das Deutsche Krebsforschungszentrum und auch das im vergangenen Jahr feierlich eröffnete Center for Asian and Transcultural Studies und verbinde Top-Wissenschaft vor Ort mit Kooperationen weit über ihre Grenzen hinaus. Als UNESCO Creative City of Literature sei Heidelberg ein Ort der gelebten Kultur, heiße Künstler aus aller Welt ebenso willkommen wie das internationale Publikum und die vielen Gäste, die die Stadt Jahr für Jahr besuchen. Mit über 28.000 Studierenden sei Heidelberg geprägt durch seine besonders junge und internationale Gemeinschaft, die Weltoffenheit lebe. Dank gebühre der Universität Heidelberg, die die Stadt als Partner mit ins Boot geholt habe. Als kulturelle Heimat für die chinesische Community der Stadt und als Brückenbauer zwischen Heidelberg und China folge das Konfuzius-Institut dem Weltoffenheits-Prinzip der Stadt und auch der Universität und stelle sich daher, wie Konfuzius einst, immer wieder gerne die rhetorische Frage: Wenn Freunde aus der Ferne kommen, ist das kein Grund zur Freude?

Nachdenklich wurde es mit der Arie des Königs Zuoxian aus der Oper „Wenji: 18 Songs of a Nomad Flute“ der Komponistin Lam Bun-Ching, die in Heidelberg ihre Uraufführung 2019 erlebte. Die von Matthias Horn hervorragend dargebotene Arie „If you change your mood…If you look with different eyes“ erinnert an Grenzüberschreitungen und ihre Folgen, wie Prof. Dr. Barbara Mittler, Vorstandsvorsitzende des Konfuzius-Instituts Heidelberg, in ihrer prägnant formulierten Festrede richtig festhielt. Der Verlust der Heimat sei tief gehend, und doch sei es wichtig, auch wenn man sich nicht immer einig in allem ist, stets mit den Augen des anderen zu sehen, in der Sprache des anderen zu sprechen, zu verstehen. Sie konstatierte, dass Grenzüberschreitungen und ihre Folgen Ängste schürten, Schmerz und die Schwierigkeiten oft heruntergespielt würden und doch eines darüber oft vergessen werde: Grenzüberschreitungen erlauben Horizonterweiterungen. Sie blieben eine Herausforderung und das Heidelberger Konfuzius- Institut habe sich dieser Herausforderung gestellt. Mit der Eröffnung des Konfuzius- Instituts vor 10 Jahren sollten Grenzüberschreitungen ermöglicht werden, nicht nur für ein immer größeres Verständnis für die Sprache, sondern auch für Kultur, Geschichte und Gesellschaft. Vor fünf Jahren wurde im damaligen Festakt festgehalten, dass in so kurzer Zeit Entgrenzung stattgefunden habe und die Möglichkeit zum kritischen Dialog und Austausch mit diesem so anderen, nicht immer leicht zu verstehenden Land durch das Konfuzius-Institut Heidelberg geschaffen wurde. Nun sei die Zehnjahresfeier mit Worten des Konfuzius begonnen worden, der zur Stetigkeit aufruft und dazu mahnt, nicht aufzugeben und lehrt, dass jeder noch so kleine Schritt ein Schritt nach vorne ist, und das gerade heute, wo es viel Unverständnis gibt für Dinge, die jenseits unserer Grenzen und gerade auch im fernen China passieren. Prof. Mittler wies darauf hin, dass Grenzüberschreitungen nicht unproblematisch und auch nicht ungefährlich seien, und nahm hier wieder Rückbezug auf die Oper „Wenji“ ebenso wie auf Xiao Xiaos Gedicht. Sie appelierte daran, dass, nur wenn wir die Sprache des anderen sprechen, nur wenn wir den Dialog nicht abbrechen lassen und uns Wissen über den anderen aneignen, wir nur dann kritisch aufeinander zugehen und miteinander kommunizieren könnten. Grenzüberschreitungen seien Horizonterweiterungen, und nur wenn wir bereit sind, neue Welten kennenzulernen, könnten wir austarieren, wo wir uns positionieren, wo wir ja und wo wir nein sagen müssen. Das Konfuzius-Institut Heidelberg ermögliche es, immer wieder zusammenzukommen, um China zu diskutieren und also anders darauf zu schauen—und das sei wichtig im Sinne der Quintessenz der Arie„If you look with different eyes … ”.

Den musikalischen Abschluss bildete ein Stück des schwedischen Komponisten Sigurd von Koch, „Das Los des Menschen“, eine Vertonung eines weiteren Konfuzius-Zitats, das mahnt, dass es das Los des Menschen sei, nur dies eine Leben zu haben, während die Jahreszeiten immmer wiederkehren.

Mit dem Konfuzius-Zitat „Sei erhoben durch Dichtung, gefestigt durch Riten, vollendet durch Musik“ wurde der Festakt in Erinnerung an die große Eröffnungsfeier des Konfuzius-Instituts vor zehn Jahren eingeleitet, wie Dr. Petra Thiel, Direktorin des Konfuzius-Instituts Heidelberg, zum Abschluss zusammenfassend sagte. Auch sei in den Reden und Beiträgen immer wieder das Schicksalhafte heraufbeschworen worden, zum Teil der besonderen Situation und der Pandemie geschuldet. Petra Thiel setzte diesem Gedanken am Ende der Feier einen anderen Blick entgegen und griff auf die große Philosophin Hannah Arendt zurück, die sich vehement dagegen gewehrt habe, einem Los ausgesetzt zu sein und vielmehr dazu anregte, die eigene Lust am Handeln zu entdecken. So seien es laut Arendt auch keine Gruppen, sondern immer Personen, die handelnd miteinander in Beziehung träten – und nur so, nur im zwischenmenschlichen Austausch, im gemeinsamen Handeln und im Dialog, sei ein „In der Welt Sein“ überhaupt erst möglich, könnten die Eigenarten, die Besonderheiten des jeweiligen Gegenübers überhaupt erst wahrgenommen werden. Das Handeln sei auch keine Last, kein Schicksal, sondern vielmehr notwendige, ja lebensnotwendige Tätigkeit.

Das Konfuzius-Institut Heidelberg, so Petra Thiel weiter, sähe sich daher ebenfalls als Sprachvermittler und dazu da, Künstler, Autoren, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler aus China und aus aller Welt zusammenzubringen, und sei keinesfalls irgendeinem Schicksal ausgesetzt. Das Konfuzius-Institut Heidelberg habe Lust zu handeln, zu gestalten, Begegnungen zu ermöglichen, Räume für den Dialog zu öffnen. Dies sei in den vergangenen Jahren nicht immer leicht gewesen, doch immer lohnend, rückblickend auf die vielen Begnungen mit China und den vielen Menschen, die dies wahrnahmen. Es sei Aufgabe weiterzumachen und den differenzierten Blick auf China zu ermöglichen, gemeinsam mit den vielen Wegbereitern, Wegbegleitern und langjährigen Kooperationspartnern.

Danksagungen erfolgten an alle Mitwirkenden, die den Abend so wunderbar und trotz aller Widrigkeiten mit Leichtigkeit mitgestaltet haben, den Rednern, dem KlangForum Heidelberg, Matthias Horn – nicht nur, aber auch, als König Zuoxian – und J. Marc Reichow am Flügel, an Johanna Withalm und Lu Zhinan für die Lesungen, an David Nussbaum, Harry Seidel und Song Xin hinter den Kameras, den Förderern und Partnern aus Heidelberg und China, den Vorstandsmitgliedern aus Heidelberg und Shanghai, den Vereinsmitgliedern, Sprachschülerinnen und Sprachschülern, Freundinnen und Freunden des Vereins „Konfuzius-Institut an der Universität Heidelberg“. Gedankt wurde auch allen Künstlern, Autoren, Übersetzern, Musikern und Wissenschaftlern, die mit ihren Vorträgen, Lesungen, Konzerten und Aufführungen begeistert und zum Nachdenken angeregt haben, allen Förderern, wie der Robert Bosch Stiftung aus Stuttgart, und allen Kooperationspartnern für die stets produktive und professionelle Zusammenarbeit, allen Kolleginnen und Kollegen der weiteren Konfuzius-Institute im deutschsprachigen Raum für Anregungen, für gemeinsame Projekte und den wertschätzenden Austausch, und nicht zuletzt dem Team, klein, aber fein, das so viel auf die Beine stellt und sich mit Kreativität und guter Laune einbringt und gestaltet, immer wieder.

Mit leichter Melancholie beging das Team des Konfuzius-Instituts diese Feier: Es konnte nicht, wie geplant, mit all seinen Freunden, Mitgliedern, Partnern, Sprachschülerinnen und Sprachschülern, den Kolleginnen und Kollegen sowie den Vorstandsmitgliedern unserer Partneruniversität, der Shanghai Jiao Tong University, feiern, alle Gäste und Zuschauer weilten fern an ihren Bildschirmen und nicht in der Aula der Alten Universität. So fiel trotz all der Freude über das bislang Erreichte „ein Tropfen in die Seele“, doch bleibe die Hoffnung auf ein baldiges persönliches Wiedersehen!

Auszüge aus Zuschriften und Feedbacks:

„Herzlichen Glückwunsch zu dieser sehr gelungenen Jahresfeier, die die Chancen und Herausforderungen der grenzüberschreitenden Begegnung den Zuhörern eindrucksvoll vor Augen geführt hat! Es war wirklich eine ausgesprochen ausgewogene und vielseitige Veranstaltung, die sich nicht in einem Lob auf die langjährige Zusammenarbeit erschöpfte, sondern durch den variantenreichen Rückgriff auf einzelne Programminhalte der letzten Jahre, ergänzt durch weitere klug ausgewählte Beiträge aus Dichtung und Musik, einen eindrucksvollen Einblick in die vielseitige und bereichernde Arbeit des KI gegeben hat. Sehr schön auch die nachdenklichen Töne am Ende, die in feiner Weise die Ambivalenzen und Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit anklingen ließen, aber eben auch die Notwendigkeit des stetigen Lernens und Wissens über die Besonderheiten des „Anderen“ und der eigenen Positionierung im Dialog zum Ausdruck brachten. Das war wirklich alles sehr erhebend!“

„Herzlichen Glückwunsch zu der großartig gelungenen Festveranstaltung in der Alten Aula. Es war ein sehr würdiger und gelungener Festakt. Vielen Dank für die Mühe der Vorbereitungen in dieser nicht einfachen Zeit an Sie und an alle, die daran mitgewirkt haben.“

„Sehr schade, dass die gegenwärtige Corona-Situation das gemeinsame Begehen dieses wirklich bemerkenswerten Jubiläums gegenwärtig nicht “live” zulassen kann. An dieser Stelle aber erst recht ein großes Kompliment dafür, wie ihr euch auch für Zeiten wie diese professionalisiert habt. Eure jüngste Veranstaltung zu den 8 Zeichen für ein tieferes Verständnis von China erzeugte bei mir auch noch einen intensiven Nachhall.“

„Herzlichen Dank für Ihre Einladung zum 1ojährigen Jubiläum! Ich durfte ja vor 10 Jahren schon mit Ihnen gemeinsam die Gründung feiern und erinnere mich gerne an den sehr anregenden Abend. Diesmal waren persönliche Begegnungen nicht möglich…Wir haben einfach nur profitiert von Ihrer Arbeit. Deshalb möchte ich Ihnen unseren Respekt, Ihnen und Ihren Mitarbeitern unseren Dank für Ihre langjährige und wertvolle Arbeit aussprechen. Es hilft uns, unser Verständnis und die Freundschaft zwischen China und Deutschland zu fördern.“

KI-Magazin: September 2020 | Yangzi (#39)

China erklärt an 8 Zeichen: Wie man das “Reich der Mitte” mit wenigen Pinselstrichen erklären kann

Marcus Hernig, promovierter Sinologe und Germanist und seit mehr als dreißig Jahren in Shanghai lebend,  brachte am 29.9.2020 auf persönliche und unterhaltsame Weise in seinem Online-Vortrag “Wie man das „Reich der Mitte“ mit wenigen Pinselstrichen erklären kann”  Chinas Kultur anhand von acht ausgewählten Schriftzeichen näher. Er stellte die Frage, was sich dazu wohl besser eignen würde als die Schrift, denn wie kaum eine andere ist Chinas Kultur auf Schriftlichkeit gebaut. Herausgekommen ist viel Wissenswertes!

In seinem bebilderten Vortrag griff Hernig dabei auf die folgenden acht  Zeichen zurück:

歷 LI: Geschichte: Geschichte ist der Fußabdruck und der Schatten einer Kultur, in ihr steckt das Selbstverständnis – besonders wenn in der Geschichte der so wichtige Kalender der Landwirtschaft enthalten ist, auf den sich China viele Jahrhunderte gründete.

食 SHI essen: Das Essen gilt als sozialer Akt des Gemeinsamen. Essen ist das zentrale Thema chinesischer Kultur und Lebensfreude. Alle Gefühle des Menschen, Freud und Leid stehen mit dem Essen in Verbindung. Dieses Schriftzeichen erklärt vieles über die Gemeinschaftserfahrung des Genießens.

園 YUAN Garten: Der Garten ist eigentlich ein Ort der Bäume und Früchte, gleichzeitig auch der der Vögel. Hernig stellt hier eine Beziehung zum Verhältnis Mensch und Natur her.

和 HE Harmonie: Harmonie ist kein Ideal, sondern etwas Existenzielles. Harmonie existiert dann, wenn die Getreidespeicher gefüllt sind.

學 XUE Lernen: Lernen bestimmt die chinesische und die anderen ostasiatischen Gesellschaften wie kaum andere auf der Welt. Das alte Schriftzeichen erzählt uns davon.

革 GE Leder/ (Revolution):  Eine Revolution ist wie Leder herstellen, ist wie das Häuten eines Tieres: radikal und das Ende für das, was einmal war. So haben sich auch in China mehrere Revolutionen zugetragen, Hernig spricht von drei, wenn nicht vier Revolutionen, politischen wie kulturellen.

商 SHANG Handel: Der Handel verbindet das „Äußere mit dem Inneren“, bringt Dinge in Bewegung und schafft sie zu denen, die konsumieren. Die Shang waren dazu eine der ältesten Dynastien – auf Außenhandel baut die chinesische Politik.

機 JI Maschine: Der Webstuhl war eine der ersten Maschinen auf dem Weg zur Industrialisierung. Maschinen bieten Chancen (機會), sind die Chance in der Krise (危機 ). Die Maschine treibt das moderne China bis zur künstlichen Intelligenz.

Hernig verfolgte in seinem Vortrag einen sehr persönlichen Ansatz: Mitdenken, Mitempfinden und Nachvollziehen waren gefragt. Acht ist die chinesische Glückszahl, so dass acht Zeichen eine glückliche Form darstellen, um China aus ungewöhnlicher Perspektive zu betrachten.

Der Vortrag fand in Kooperation mit der China Initiative Heidelberg statt.

 

Dr. Marcus Hernig, Sinologe und Germanist, Dozent, Autor und Berater, lebt in Shanghai seit 1992 und pendelt seit nun bald drei Jahrzehnten zwischen Deutschland und China. Er ist Autor verschiedener China-Bücher und zahlreicher Artikel zu aktuellen Chinathemen, hat langjährige Erfahrung in der Vermittlung von Fremdsprachen und Chinakompetenz und war viele Jahre tätig für chinesisch-deutsche Austausch- und Kooperationsprogramme bei deutschen Mittlerorganisationen. In führender Position war er am Goethe-Institut Shanghai u.a. zuständig für Sprache, Literatur und Bildungskooperationen und Direktor am Goethe- Institut in Kyoto. Marcus Hernig lehrt als Professor sowie Lehrbeauftragter an der TU Shanghai (USST), der Tongji-Universität Shanghai und der TU Berlin Chinakompetenz.

Moderation: Heidi Marweg, Konfuzius-Institut Heidelberg und Dr. Elisabeth Bach, China- Initiative e. V. Heidelberg