Lesung Der Admiral des Kaisers

Abschlussveranstaltung 2012: Lesung für Kinder und Erwachsene

Termin: Mittwoch, 19. Dezember 2012
Uhrzeit: ab 15.00 Uhr

Eine kleine, feine Abschlussveranstaltung zum Jahresausklang fand am Mittwochnachmittag, 19. Dezember 2012, im Konfuzius-Institut Heidelberg in adventlicher Stimmung mit der Lesung aus dem gerade druckfrisch erschienenen Buch: Der Admiral des Kaisers: Die Abenteuer des Eunuchen Zheng He statt. Im Wechsel lasen Dr. Nora Frisch, Verlegerin und Autorin sowie Dr. Cornelia Hermanns, ebenfalls Autorin, Auszüge daraus vor und fügten wichtige und erklärende Schilderungen dazu. Begleitet wurde die Lesung von einer parallel laufenden Slide-Show, welche die gestalterische Schönheit des Buches eindrucksvoll widerspiegelte. Cornelia Hermanns überzeugte als Historikerin mit fundiertem Fachwissen über die chinesische Geschichte, Nora Frisch berichtete nicht nur über den Abenteurer Zheng He, sondern auch, weshalb sie selbst unbedingt gerade diese Geschichte aufarbeiten und auch publizieren wollte: Er ist schlicht eine ihrer Lieblingsgestalten seit ihrem Studium der Sinologie. Bestätigt wurde sie darin während ihrer Lehrtätigkeit an der Universität von ihren Studenten, die sich der Faszination dieser historischen Figur ebenfalls nicht entziehen konnten. Die Zuhörer erfuhren vieles über den Schiffbau, die Flotte und die durch ihre fortschrittliche Ausrichtung resultierenden Erfolge. Vieles hörten sie auch über die große Mauer, da auch aus dem Erstwerk Von Kaisern und Barbaren. Der Bau der Großen Chinesischen Mauer des erst 2010 gegründeten Verlags referiert wurde. Das Referententeam schaffte es, den Bogen zu spannen und in Kürze ein klareres Bild über das alte China entstehen zu lassen. Genau dies ist Ziel des Verlags wie Frau Heimburger, Verlagsmitarbeiterin, eingangs bei der Vorstellung des Verlags darstellte: Das Bild von China, wie es sich heutzutage immer mehr in unserer aller Köpfen breit macht, von Industrialisierung im Eiltempo, von Hochhäusern und Ultra-Modernität unbedingt zu ergänzen durch das Wissen über die historischen Schätze dieses großen Reiches, das auf ein Jahrtausende altes Erbe zurückschauen kann. Damit, so erhoffen sich alle drei, kann der Blick auf China geschärft und auch ein neues, ein tieferes Verständnis wie auch Verstehen erreicht werde.

Informationen Zu Verlag und Autoren:

Dr. Nora Frisch:

Nora Frisch studierte Sinologie und Musikwissenschaft in Wien, Beijing und Taipei. Sie promovierte am Institut für Sinologie der Universität Heidelberg zum Thema “Coca-Cola: ein chinesischer Mythos?: Über Erscheinungsformen und ideologische Aussagekraft politischer Mythen in kommerzieller Fernsehwerbung in China (1989 – 2009)”. Als Assistentin am Institut für Sinologie unterrichtet Nora Frisch u.a. Kurse zu Werbung und Jugendkultur in China und ist Mitglied des Projekts “Rethinking Trends” am Exzellenzcluster Asien und Europa im globalen Kontext. Nach dem Abschluss der Promotion gründete die Mutter zweier Kinder den Drachenhaus Verlag, dessen Erstveröffentlichungen sie in diesem Jahr auch auf der Frankfurter Buchmesse vorstellte.

Cornelia Hermanns

Die Journalistin und Autorin Cornelia Hermanns, geborene Stuttgarterin, lebt mit ihrer Familie in Tübingen. Sie ist promovierte Geschichtswissenschaftlerin und China hat sie schon immer begeistert. Eigenheiten chinesischer Städte wie riesige Fahrradparkplätze oder auch das morgendliche Treiben in chinesischen Parks haben es ihr besonders angetan. Vor allem weil man dort Menschen bei den unterschiedlichsten Tätigkeiten, z.B. beim Flötespielen oder lauten Auswendiglernen von Gedichten, beobachten kann.

Drachenhaus Verlag:

Der Drachenhaus Verlag wurde im Oktober 2010 von der Sinologin Nora Frisch gegründet. Sein Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen China näherzubringen – die kulturellen und historischen Wurzeln genauso wie Chinas Gegenwart, Hochkultur und Alltagskultur. Interkulturelle Kompetenz, wird, auch im Umgang mit China, heute immer wichtiger. Der Drachenhaus Verlag trägt mit seinen Büchern dazu bei, dass diese Fähigkeit schon im Kindes- und Jugendalter entwickelt wird. Mit seinen aufwändig gestalteten Titeln möchte der Verlag nicht nur Stoff für das private Lesevergnügen anbieten, sondern auch den Kulturunterricht an Chinesisch unterrichtenden Schulen und Institutionen bereichern. Das wissenschaftlich fundierte Programm ist derzeit vorwiegend auf jüngere Leser zwischen 10 und 15 Jahren ausgerichtet. Der Drachenhaus Verlag plant aber längerfristig, auch Titel für Erwachsene herauszugeben. Im Drachenhaus Verlag sind bisher “Von Kaisern und Barbaren. Der Bau der Großen Chinesischen Mauer” von Cornelia Hermanns und als neueste Veröffentlichung “Der Admiral des Kaisers. Die Abenteuer des Eunuchen Zheng He” erschienen. Alle Informationen über den Verlag, die Autoren und Illustratoren finden Sie unter www.drachenhaus-verlag.com.

Von Tigermüttern, Rabenmüttern und anderen Muttertieren

Annika Jöst M.A: Von Tigermüttern, Rabenmüttern und anderen Muttertieren: über die gegenwärtige Entwicklung der Mutter- und Vaterrolle in der chinesischen Gesellschaft

 

Termin: Donnerstag, 13. Dezember 2012
Uhrzeit: 19.00 – 20.00 Uhr
Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg
Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg
Eintritt: frei

Anfang 2011 erregte der Bestseller der chinesisch-amerikanischen Yale-Professorin Amy Chua „Die Mutter des Erfolges“ (engl. Titel Battle Hymn of the Tiger Mother) weltweit großes Aufsehen. Das Buch beschreibt das Klischee der asiatischen strengen „Tigermutter“, die ihre Kinder mit unnachgiebiger Strenge zum Erfolg drillt. Tatsächlich jedoch lässt sich keine stereotype Definition eines chinesischen Mutterideals finden. Es gibt eine große Vielfalt an diskutierten und praktizierten Mutterbildern im gegenwärtigen China, die sowohl aus der kulturhistorischen, sozialen und politischen Geschichte Chinas als auch durch die Einflüsse amerikanischer und europäischer Medien entstanden sind. “Tigermütter” und Adlerväter” wie sie in den Medien auftauchen, stoßen in China in der Regel auf die gleiche Empörung wie bei uns. Annika Jöst zeigte, dass sich die Diskussionen um gute Erziehung in China im Grunde nicht von denen in Deutschland unterscheiden. Wie viel Strenge muss sein? Wie baue ich trotz Berufstätigkeit eine Bindung zu meinem Kind auf? Kurzum, was das beste für das Kind ist, sowohl emotional als auch auf die Ausbildung bezogen. Über diese Fragen diskutieren Väter und Mütter eifrig in Foren und Talkshows. Anders als in Deutschland werden in China Kinder traditionell von einem Kindermädchen betreut, während die Mutter berufstätig ist. Allerdings sind die Kosten für Kindermädchen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, so dass viele Familie inzwischen abwägen, dass stattdessen die Mutter ihren Beruf aufgibt um sich um das Kind zu kümmern. Wie auch in Deutschland schließt sich auch in China die Frage nach der dauerhaften Zufriedenheit der Mutter, die dann “nur” noch Mutter ist an.

Annika Jöst studierte Moderne Sinologie, Anglistik und Öffentliches Recht in Heidelberg und Tianjin und ist gegenwärtig Doktorandin am Institut für Sinologie in Heidelberg. In ihrer Dissertation beschäftigt sie sich mit der Analyse von Frauen- und Männerbildern in chinesischen Frauenzeitschriften im Zeitraum von 1988-2010. Annika Jöst war in den letzten 4 Jahren zusätzlich aktiv in zwei Projekten, gefördert durch den Exzellenzcluster Asien und Europa im globalen Kontext  und durch das TransCoop-Programm der Alexander von Humboldt Stiftung. Als Stipendiatin des Projektes B 12 „Rethinking Trends“ forschte sie über neue Trends und Entwicklungen von Mütter- und Väterbildern in Deutschland, den USA und China. Im Projekt zu chinesischen Frauenzeitschriften der Republikzeit arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin und war maßgeblich an der Entwicklung der Datenbank beteiligt.

Magnet China: Quo Vadis, China? Challenges and Opportunities for the New Leadership

Magnet China

Podiumsdiskurssion: Quo Vadis, China? Challenges and Opportunities for the New Leadership

 

Termin: Dienstag, 04. Dezember 2012
Uhrzeit: 19.00 Uhr
Ort: Alte Univeristät, Aula, Grabengasse 1, 69117 Heidelberg
Eintritt: Anmeldung erforderlich, kostenfrei

Im November fand der 18. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas statt, Xi Jinping wurde als neuer Parteichef gewählt. Im März folgen die Wahlen zu den Staatsämtern, damit endet die Regierungszeit von Staats- und Parteichef Hu Jintao und Premierminister Wen Jiabao. Die neue Führung hat schwierige Aufgaben vor sich, deren Lösung sich angesichts zunehmender Bürgerproteste und massiver Umweltschäden nicht alleine auf Wirtschaftswachstum stützen kann. Doch wie weit lässt sich die neue Führung auf politische Reformen ein? Und geht es nicht nur um die Zukunft Chinas, sondern auch um die Existenz der Partei?

Diese und weitere Fragen zur neuen Führungsriege diskutierten:

Prof. Dr. Joseph Fewsmith (Center for the Study of Asia, Boston University)

Prof. Dr. Willy Lam Chinese University of Hongkong)

Prof. Dr. Sebastian Heilmann (Lehrstuhl für Regierungslehre Politik und Wirtschaft Chinas, Universität Trier)

Moderation: Prof. Dr. Christian Göbel (Institut für Sinologie, Universität Heidelberg)

Veranstalter

Bertelsmann Stiftung, Robert Bosch Stiftung und Körber Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Konfuzius-Institut an der Universität Heidelberg und dem Institut für Sinologie der Universität Heidelberg

Dialogreihe Magnet China

Die Bundesrepublik Deutschland und die Volksrepublik China feiern 2012 40 Jahre diplomatische Beziehungen. Aus diesem Anlass richtet das chinesische Kulturministerium in diesem Jahr deutschlandweit im Rahmen des chinesischen Kulturjahres Veranstaltungen zu den deutsch-chinesischen Beziehungen aus. Die Dialogreihe “Magnet” China leistet von deutscher Seite einen Beitrag zum Kulturjahr, sie wird von der Bertelsmann Stiftung, der Körber-Stiftung und der Robert Bosch Stiftung veranstaltet.

Lawless China?

Lawless China? Politik, Medien und Rechtskultur(en) in der chinesischen Zeitgeschichte

Dr. Jennifer Altehenger

 

Termin: Freitag, 23. November 2012
Uhrzeit: 19.00 – 20.00 Uhr
Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg
Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg
Eintritt: frei

Eine der Gemeinsamkeiten zwischen Konfuzius und Mao Zedong war ihr Mißtrauen in den Sinn und Zweck von Gesetzen. In Konfuzius’ Denken waren Gesetze zweitrangig, da die Gesellschaft von tugendhaften Herrschern und moralischen Verhaltensregeln geleitet werden sollte. Für Mao waren Gesetze sogar noch unwichtiger in einem Land, das durch eine revolutionäre Partei und kommunistische Moral gelenkt werden sollte. Die Art und Weise, wie Konfuzius und Mao über Recht und Gesetz dachten, hat seither die Sicht auf die Rolle des Rechts innerhalb der chinesischen Geschichte von Chinesen selbst sowie ausländischen Beobachtern geprägt. Rechtsgeschichte und Rechtskulturen haben daher bisher nur eine eher geringe Rolle in der Geschichtsschreibung zu China im 20. Jahrhundert gespielt. Scheinbar gab es nicht sehr viel Anlass sich mit chinesischer Rechtsgeschichte zu befassen und darüber zu schreiben. Normative Texte über ideale Gesellschaften wie jene von Konfuzius und Mao und die Sozial- und Kulturgeschichte des Rechts im Alltag der Menschen haben im Allgemeinen jedoch nicht viel miteinander gemein. Wenn man den Blick statt auf kodifizierte Rechtstexte auf Gerichtsakten, Berichte in der Boulevard- und Tagespresse, Memoiren, mündliche Überlieferungen, Theaterstücke, Opern oder sogar Cartoons richtet, entsteht ein gänzlich anderes Bild. Diese Quellen zeigen die vielfältige Rolle, die Recht im China des 20. Jahrhundert spielte. In ihrem Vortrag diskutiert Jennifer  Altehenger die Rolle verschiedenster Medien in der Vermittlung von Rechtswissen an die Bevölkerung sowie berühmte Gerichtsverfahren im China der Republikzeit und in der VR China. Im von politischen Kämpfen, sozialen Unruhen und Krieg erschütterten China des 20. Jahrhunderts war Recht keineswegs von untergeordneter Bedeutung oder nur ein politisches Projekt. Die zeitgeschichtliche Untersuchung chinesischer Rechtsgeschichte kann somit sehr viel dazu betragen, die sich wandelnden Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft unter verschiedenen politischen Systemen sowie den Einfluss von Populärkultur und Medienkonsum auf alltägliche Rechtkulturen besser zu verstehen.
Jennifer Altehenger ist Lecturer für chinesische Zeitgeschichte am King’s College London. Sie hat in Cambridge und Qingdao Sinologie studiert und 2010 in Heidelberg zu Rechtserziehungskampagnen in der frühen VR China promoviert. Zwischen 2010 und 2012 forschte und lehrte sie an der Universität Oxford sowie am Fairbank Center for Chinese Studies der Universität Harvard. Neben ihrer Forschung zur Sozial- und Kulturgeschichte des Rechts im kommunistischen China arbeitet sie unter anderem an Projekten zur Rechtsgeschichte im China des 20. Jahrhunderts sowie zur politischen Satire und Publizistik im China der fünfziger  Jahre.

Festliche Abendveranstaltung des Konfuzius-Instituts Heidelberg im Palais Prinz Carl

Chinesische Städte planen und verstehen

 

Termin: Mittwoch, 21. November 2012
Ort: Palais Prinz Carl, Kornmarkt 1, 69117 Heidelberg

Anlässlich des „Kulturjahr Chinas“, einer Initiative des chinesischen Kulturministeriums zur Feier des 40-jährigen Jubiläums der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und China, und anlässlich des Auftakts der Internationalen Bauausstellung „Wissen-schafft-STADT“ Heidelberg fand am 21.11.2012 zum zweiten Mal seit Gründung des Konfuzius-Instituts Heidelberg ein festlicher Abendvortrag statt, der sich an ein geladenes Publikum aus Vertretern der Stadt und Universität Heidelberg, Wirtschaftsunternehmen der Metropolregion Rhein-Neckar und natürlich auch an die Vereinsmitglieder des Konfuzius-Institut Heidelbergs richtete.

Im imposanten Palais Prinz Carl, einem der repräsentativsten Gebäude der Stadt Heidelberg, griff der renommierte Stadtsoziologe Professor Dieter Hassenpflug daher eines der großen Themen der Stadt Heidelberg auf – die Entwicklung der Städte im 21. Jahrhundert nämlich – und berichtete von seinen Forschungen. Professor Hassenpflug lehrte an der Bauhaus Universität Weimar, war als Gastprofessor in Harbin und an der Tongji Universität in Shanghai tätig und forschte im Auftrag des Bundesforschungsministeriums über die nachhaltige Entwicklung von Mega-Städten am Beispiel von Shenyang. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entschlüsselung der Codes der chinesischen Stadtentwicklung. Als Soziologe wertet Professor Hassenpflug die Zeichen und Texturen der Architektur aus und fragt sich, nach welchem Prinzip chinesische Städte erbaut werden, wie sie sich im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts entwickelt haben und weshalb westliche Architekten bei Stadtplanungsprojekten in China so häufig scheitern.

Wie wichtig der internationale Austausch auch im Hinblick auf Bauvorhaben ist, betonte auch der Bürgermeister für Familie, Soziales und Kultur der Stadt Heidelberg, Dr. Joachim Gerner. Auch Heidelberg, als europäische Stadt, müsse seinen Weg ins 21. Jahrhundert noch finden. Dabei sei es hilfreich, seinen Blick auch auf die Entwicklungen in anderen Ländern zu werfen. Die Vorstandsvorsitzende des Konfuzius-Instituts, Frau Professor Barbara Mittler, Professorin am Institut für Sinologie der Universität Heidelberg und Direktoriums-Mitglied des Heidelberger Exzellenzclusters „Asia and Europe in a Global Context“, wies aus diesem Grund in ihrem Grußwort darauf hin, wie wichtig der ständige Austausch zwischen beiden Ländern – China und Deutschland – für das gegenseitige Verständnis ist. Zu viele Vorurteile gebe es noch, und zu wenig Wissen über die chinesische Geschichte und Gegenwart. Der Konsul der Abteilung für Kultur und Bildung des chinesischen Generalkonsulats in Frankfurt am Main, Herr Liu Xiaolü, betonte, dass das „Kulturjahr Chinas“ genau dazu dienen sollte, Vorurteile zu beseitigen und den Dialog zwischen China und Deutschland weiter zu fördern. Dies ist auch ein zentraler Schwerpunkt der Arbeit der Konfuzius-Institute. Die zahlreichen Konfuzius-Institute, die weltweit an verschiedenen Standorten operieren, haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Zugang zur chinesischen Sprache und Kultur einem breiten Publikum zu öffnen. Das erst vor drei Jahren gegründete Konfuzius-Institut an der Universität Heidelberg versteht sich jedoch nicht nur als reiner „Ort des Wissens“ und der Kulturvermittlung, sondern vielmehr als ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Mit seinem Angebot an Sprachkursen, Lehrerfortbildungen, Vortragsreihen und zahlreichen Kulturveranstaltungen möchte das Konfuzius-Institut Heidelberg deutsche und chinesische Mitbürgerinnen und Mitbürger, Wissenschaftler, Kulturschaffende, Vertreter aus Wirtschaft und Verwaltung gleichermaßen ansprechen und den deutsch-chinesischen Dialog fördern. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Kooperationspartnern und Förderern, die genau dieser bunten Mischung aus lokalen Institutionen entstammen und die unsere Arbeit als Berater, Input- und Finanzgeber begleiten.

Wie wichtig dieser interkulturelle Dialog und die Vorstellung der vielschichtigen Facetten Chinas ist, zeigte sich auch im Anschluss an Professor Hassenpflugs Vortrag. Das interessierte Publikum stellte noch zahlreiche Fragen. Beim anschließenden Empfang im Foyer des Palais gab es noch ausreichend Gelegenheit, sich auszutauschen und das Thema des Abends zu vertiefen. Mit fernen Klängen, dargeboten von der Mannheimer Erhu-Virtuosin Deng Xiaomei und ihrem Ensemble, und Leckerbissen aus Asien und Europa konnte die rundum gelungene Veranstaltung gebührend beendet werden. Wir freuen uns bereits auf den nächsten Festvortrag, der im Herbst 2013 stattfinden und wieder ein aktuelles Thema aufgreifen aufgreifen wird, das chinesische und deutsche Repräsentanten aus Universität, Verwaltung, Kultur, Politik und Wirtschaft gleichermaßen ansprichen und zum gegenseitigen Austausch einladen soll.

Christoph Rehage: The Longest Way – Zu Fuß durch China

Von einem, der auszog, China zu durchlaufen

 

Termin:  Dienstag, 30. Oktober 2012
Uhrzeit: 19.00 Uhr
Ort: Kleiner Saal, Stadtbücherei Heidelberg, Poststraße 15, 69117 Heidelberg
Eintritt: 7€, erm. 5€
Bericht über Christoph Rehages Vortrag in der restlos ausverkauften Heidelberger Stadtbibliothek am 30. Oktober 2012

Eine Reise von 1.000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt. So steht es im Daodejing, einem der großen philosophischen Werke Chinas. Christoph Rehages Reise von 4.646 Kilometern begann nicht nur mit dem sprichwörtlichen ersten Schritt – das Zu-Fuß-unterwegs-Sein wurde zu Rehages Reisephilosophie und Hauptbedingung, die an seinen Weg geknüpft war. So trat Christoph Rehage – oder Lei Ke, wie er von seinen chinesischen Freunden und Bekannten genannt wird – an seinem 26. Geburtstag und nach einem zweijährigen Studienaufenthalt in Peking im Spätherbst 2007 seinen Heimweg Richtung Niedersachsen an. Zu Fuß. Ein Mal quer durch das Reich der Mitte. Ausgangspunkt und treibende Kraft war ein tief gehegter Wunsch. So heißt es in seinem Buch:

„Ich will zum Horizont, um zu gucken, was dahinter liegt. Und dann zum nächsten. Und zum übernächsten. Alles ist neu. Ich atme, und egal, wie die Luft schmeckt, sie ist immer neu.“

Tatsächlich begegnete dem Studenten der Sinologie, Abenteurer, Kameramann und Autor auf seinem beeindruckenden Fußmarsch viel Neues – und vor allem andere Menschen, die das Unterwegssein zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben und von deren berührenden Lebensgeschichten Christoph Rehage am 30. Oktober in der restlos ausverkauften Stadtbibliothek Heidelberg erzählte. Rehages sehr persönlicher und visuell dokumentierter Bericht amüsierte die Zuhörer, er regte zum Nachdenken an und präsentierte ein China, welches man so nur selten erlebt. Von der Neugier getrieben entdeckte Rehage beispielsweise einen Berg, den er auch sogleich bestieg, er floh vor Bienenschwärmen, machte kilometerweite Umwege, um Kulturstätten zu besuchen und lernte die Vorteile einer guten Campingausstattung zu schätzen. Nach drei durchgelaufenen Schuhen endete seine Reise ein Jahr nach seinem Aufbruch aus Peking in Urumqi. Vorerst.

In der Zwischenzeit ist Rehage während der Semesterferien die noch fehlende Strecke bis zur kasachischen Grenze weitergelaufen. Ob er den „longest way“ bis ins heimatliche Bad Nenndorf tatsächlich jemals beenden wird, ließ Rehage offen. Wir bedanken uns bei Christoph Rehage für einen kurzweiligen, abwechslungsreichen, reichlich bebilderten Abend und bei allen Zuhörern, die den Weg am 30. Oktober in die Stadtbibliothek Heidelberg gefunden haben! Diejenigen, die umsonst anreisten, seien getröstet: Wir haben vor, Christoph Rehage aufgrund der großen Nachfrage ein weiteres Mal nach Heidelberg einzuladen. Den neuen Termin werden wir rechtzeitig bekanntgeben.

Vortrag: Chinas außenpolitisches Improvisationstheater: Rollenwandel zwischen Entwicklung und Internationalisierung

Josie-Marie Perkuhn M.A.: Chinas außenpolitisches Improvisationstheater: Rollenwandel zwischen Entwicklung und Internationalisierung

 

Termin: Donnerstag, 25. Oktober 2012
Uhrzeit: 19.00 – 20.00 Uhr
Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg
Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg
Eintritt: frei

Seit der Reform- und Öffnungspolitik fährt China auf der Überholspur zur wirtschaftlichen Großmacht – vielleicht gar zur Supermacht? Nicht allein die asiatische Welt verändert sich, seit dem Ende des Ost-West-Konflikts weht ein neuer internationaler Wind: Global Governance. Die rasante Entwicklung Chinas und die zunehmende Verrechtlichung internationaler Beziehungen sind zwei aktuelle Kernthemen in der Außenpolitikforschung. Nicht  allein der Zuwachs intergouvernementaler Organisationen, wie der Welthandelsorganisation (WTO), Weltgesundheitsorganisation  (WHO) oder dem Internationalen Strafgerichtshof (ICC) ist bemerkenswert, sondern vor allem der wachsende Einfluss dieser rechtsförmigen Institutionen. Wie beeinflussen diese ‘verrechtlichten’ Beziehungen Chinas außenpolitische Rolle? Wie wirken die zunehmend multilateralen Beziehungen auf Chinas “friedliche Entwicklung”?

Josie-Marie Perkuhn studierte Politikwissenschaften und Klassische Sinologie in Heidelberg, Shanghai und Chengdu. Ihre Studienschwerpunkte umfassten Internationale Beziehungen, Asien- und Außenpolitik, chinesische Religion und Philosophie sowie Rechtstradition. Derzeit ist sie als Projektmanagerin am Heidelberger Institut für Politische Wissenschaft (IPW) beschäftigt. Ihre Magisterarbeit legte sie im Frühjahr 2012 zu dem Thema “Verrechtlichung internationaler Beziehungen und die VR China” ab.

Mondfest 2012

Mondfest 2012: Ein großes Fest in China, ein gelungenes auch in Heidelberg!

 

Termin: Samstag, 29. September 2012
Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg, Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg

Am Samstag, den 29. September 2012 waren Freunde, Förderer und Gäste ins Konfuzius-Institut Heidelberg eingeladen, um mit einem Tag der offenen Tür zum einen das chinesische Mondfest und zum anderen das dritte Jubiläum der Gründung des Konfuzius-Instituts Heidelberg zu feiern. Dieser Einladung zum Kennenlernen des Instituts und unseres Teams kamen rund 300 Gäste nach.

In ihrer Begrüßung erzählte die geschäftsführende Direktorin des Konfuzius-Instituts Petra Thiel auch eine der zahlreichen Legenden, die sich um das Mondfests ranken. Besonders die Kinder lauschten gespannt der Legende vom Bogenschützen Hou Yi, der während einer großen Dürre auf Bitten des Himmelskaisers Yao neun von zehn Sonnen, die damals über der Erde brannten, vom Himmel schoss. Die kleinste Sonne ließ Yao am Leben, weil es sonst auf der Erde unerträglich kalt und dunkel gewesen wäre, sie sollte von jenem Tag an jeden Morgen im Osten aufgehen und am Abend hinter den Bergen im Westen wieder untergehen. Zur Belohnung für diese Tat erhielt Hou Yi vom Himmelskaiser für sich und seine Frau Chang’e das Mittel der Unsterblichkeit. Allerdings wurde er gewarnt, dieses Mittel auf keinen Fall alleine und auf einmal einzunehmen. Seine Frau Chang‘ e, die mit Hou Yi aus dem Reich der Unsterblichen zur Erde gekommen war, konnte es eines Tages nicht mehr erwarten wieder dorthin zurückzukehren. Sie nahm alles davon ein, wurde immer leichter und entschwebte zum Mond. Seitdem lebt sie dort getrennt von ihrem geliebten Hou Yi. Nur einmal im Jahr, am Mondfest, wenn der Mond besonders rund und strahlend ist, darf Hou Yi seine Frau besuchen.

Nach dieser Einstimmung startete das Programm in vier verschiedenen Räumen. Die Geschichte von Hou Yi und Chang’e wurde von der Kinderlesegruppe Heidelberger Bücherwürmer mit bunten Kostümen nachgespielt. Auch viele andere Geschichten in chinesischer und deutscher Sprache konnten die Kinder an diesem Tag noch gemeinsam lesen. Im Chinesisch-Schnupperkurs wurden die ersten Worte und Sätze erlernt und bei Zhang Zhenran im Kalligraphiekurs die ersten Schriftzeichen zu Papier gebracht. Auch bei den Heidelberger Go Spielern herrschte großer Andrang. Hier konnten Besucher eine Partie Weiji, eine Art chinesisches Schachspiel, ausprobieren. Eine Einführung in die kunstvolle Art der chinesischen Teezeremonie erhielten die Besucher von Kaja Müller-Wang und ihrem Mann Thomas Wang vom Heidelberger Tee-Salon Tea&Zen. Während Thomas Wang die Teezubereitung kunstvoll zelebrierte, erklärte Kaja Müller-Wang den Gästen die Abläufe dieser Zeremonie und informierte über die vielen verschiedenen Teesorten und ihre Besonderheiten. Vom Geschmack von Oolong-Tee oder Perlentee (珍珠奶茶) konnten sich die Besucher dann selbst überzeugen. Auf große Begeisterung stießen die traditionellen Lieder, die Zhang Yuanfang ihrer Guzheng entlockte. Manchmal von Gesang begleitet, manchmal durch den Gitarristen Ralph Kern, verzauberte sie mit dem Klang ihres Instruments und mit ihrem Charme das Publikum. Besonders die Kinder folgten gebannt dem virtuosen Spiel über die Saiten des großen Holzinstruments. Für die kleinen Gäste gab es außerdem chinesischen Scherenschnitt und Comiczeichnen, und viele gingen mit ihrem chinesischen Sternzeichen als Comiczeichnung nach Hause. Am Buffet konnten die Gäste nicht nur Mondkuchen, sondern später auch köstliche Jiaozi und frisch zubereiteten Perlentee kosten.

Marie Sander, Kulturwissenschaftlerin und derzeit Doktorantin im Fach Ethnologie am Exzellenzcluster der Universität Heidelberg „Asien und Europa im globalen Kontext“ beschloss mit ihrem Vortrag Nächster Halt Shanghai – Geschichten deutscher Jugendlicher aus Chinas Megastadt den Abend.

Globalisierung und Internationalisierung von Unternehmen haben unsere Lebenswelten verändert. Fernreisen oder Produkte aus allen Ländern der Welt im Supermarkt zu kaufen, zählt mittlerweile schon fast zur Normalität. Für Angestellte in international tätigen Unternehmen und ihre Familien sind die Auswirkungen dieser Entwicklung aber von ganz anderer Dimension. Mit diesem Thema, insbesondere mit den Erfahrungen und Erlebnissen Jugendlicher „Expats“ an der Deutschen Schule in Shanghai, beschäftigt sich die Ethnologin Marie Sander in ihrer Forschung, deren Ergebnisse sie in ihrem Vortrag am Mondfest 2012 im Konfuzius-Institut Heidelberg vorstellte. Der Begriff „Expat“ bezeichnet ganz allgemein Menschen, die für eine gewisse Zeit nicht in ihrem Heimatland leben und arbeiten. Wie auch in Shanghai leben diese Gruppen oft abgegrenzt von der Bevölkerung in eigenen Wohngebieten und kommen mit der Kultur des Landes, in dem sie leben, häufig kaum in Kontakt. Dies berichten auch die Jugendlichen, die Marie Sander im Rahmen ihrer Feldforschung interviewen konnte. Ihr Wochenalltag ist geprägt von Schule, Lernen, Sport und ihren Hobbies. Mit Freunden essen gehen und „Party machen“ sind dagegen fester Bestandteil der Wochenendplanung. Mit chinesischer Kultur kommen sie dabei nicht wirklich in Kontakt. Dies bemerken die Jugendlichen in ihrem täglichen Leben und viele bedauern diesen Zustand sehr. Manche fühlen sich „eingesperrt“ in ihrer Wohngegend. Freiheit finden sie in der Mittagspause und nach dem Unterricht in den kleinen Straßen und Restaurants in der Umgebung ihrer Schule. Mit der Methode des „Mental Mappings“ erforscht Marie Sander, Doktorandin am Exzellenzcluster „Asia and Europe in a Global Context“, wie die Schüler „ihr Shanghai“ und ihre Position darin sehen. So zeichnen die einen neben Schule und Wohnhaus bekannte Shanghaier Nachtclubs, Ketten wie Starbucks oder Subway in ihre persönliche Shanghai-Karte sowie andere Wahrzeichen wie den Pearl-Tower oder die Wohnhäuser ihrer Freunde. Aber nicht nur über Freiheit und ihre Position innerhalb der Kultur Shanghais machen sich die Jugendlichen Gedanken. Auch die Bedeutung von Heimat, ihr Familienleben, das Berufsleben und die Karriere der Eltern sind Themen, mit denen sich viele der interviewten Schüler sehr reflektiert und intensiv auseinander setzen, so Marie Sander. Heimat ist ein wichtiger Bestandteil in der Herausbildung der eigenen Identität. Wie baut man sich jedoch eine eigene Identität auf, wenn der Begriff Heimat mehr mit Umzügen als mit einem „richtigen“ Zuhause im Sinne eines beständigen, bleibenden Wohnsitzes verbunden ist? Wie fühlt es sich an, wenn sich Freundeskreis, Klassenverband und das Land, in dem man lebt, immer wieder verändern? Wie verhindert man, dass man „wie eine Seerose ohne Wurzel im Wasser treibt“, wie es ein Schüler in einem der zahlreichen Interviews sehr treffend beschrieb? Solche und ähnliche Fragen beschäftigen die Jugendlichen und ihre Familien. Haben manche mit dem bildlich gesprochenen „wurzellosen Treiben“ ihre Schwierigkeiten, so ist vielen Schülern dennoch bewusst, welche Bedeutung der Wechsel nach Shanghai für die Karriere ihrer Eltern hat. Viele zeigen großes Verständnis für ihre Eltern und deren Wunsch, die Familie „mitzunehmen“- auch wenn einige Jugendliche erst mit dem Gedanken spielten, ins Jugendheim zu gehen, oder sich zunächst fragten, warum sie mit nach China kommen sollen, wenn sie dort dann doch keine Zeit mit ihren Eltern verbringen können, da sich der Schulalltag der mitgereisten Kinder oftmals nicht so leicht mit dem umfangreichen und mit häufigen Reisen verbundenen Arbeitsalltag der Eltern verbinden lässt. Die Alternative -ein Wechsel des Arbeitsplatzes – könnte schließlich einen Karriereknick oder auch den Arbeitsplatzverlust des Elternteils bedeuten. Und das wissen die Jugendlichen nur zu gut. Am Tag, an dem das zweitgrößte chinesische Familienfest, das Mondfest, im Heidelberger Konfuzius-Institut gefeiert wurde, brachte Marie Sander einem interessierten Publikum die komplexe Lebenssituation dieser jungen Menschen näher. Sie zeichnete ein lebendiges Bild von Jugendlichen, die privilegiert aufwachsen und viel von der Welt sehen, und für die, wie für andere Kinder und Jugendlichen auch, Freunde und Familie letztlich am wichtigsten sind.

Wir danken allen Mitwirkenden, die zum Erfolg des Fests beigetragen haben, ganz besonders unseren Gästen, deren großes Interesse uns beflügelt hat! Wenn Sie über weitere Veranstaltungen des Konfuzius-Instituts Heidelberg informiert werden möchten, melden Sie sich bitte unter info@konfuzius-institut-heidelberg.de für unseren Verteiler an. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Bericht über das Mondfest im Konfuzius-Institut Heidelberg im Rheinneckarblog.

Summer School 2012

Summer School 2012 in Shanghai und Beijing

 

Termin: August / September 2012
Ort: Shanghai, Hangzhou, Beijing

Auch in diesem Jahr hatten wieder Studierende aus verschiedenen Fachrichtungen die Möglichkeit, mit dem Konfuzius-Institut Heidelberg nach China zu reisen. Zweieinhalb Wochen erweiterten die rund zwanzig Teilnehmer ihre Chinesisch-Kenntnisse an der Partneruniversität des Heidelberger Konfuzius-Instituts, der Jiaotong Universität in Shanghai und erhielten darüber hinaus noch Unterricht in chinesischer Kampfkunst (wushu) und Kalligrafie. Die neu erworbenen Sprachkenntnisse konnten nach dem Unterricht gleich in die Praxis umgesetzt werden – jedoch nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. Zum Beispiel kann Essen bestellen in China ganz schön schwierig sein, wenn man noch nicht viele Schriftzeichen kennt. In welchem Gericht ist Fisch, wie bekomme ich, was mir gestern so gut geschmeckt hat? Wo gibt es die besten Jiaozi (饺子 chinesische Teigtaschen) und wie hieß doch gleich dieses grüne Kraut, das in den Garküchen immer so großzügig über alle Gerichte gestreut wird? Diese wichtigen Fragen bewegten vor allem in den ersten Tagen die Gemüter. Aber auch hier war der Lernfortschritt rasant. Am Ende der Reise konnten alle ihre Lieblingsgerichte und Getränke bestellen und auch andere Alltagssituationen sprachlich meistern. Neben chinesischer Sprache,  Kunst und Kultur lernten die Teilnehmer auch Shanghai, seine Menschen, Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten kennen. „Was mich besonders an Shanghai begeistert hat, war die Mischung aus Alt und Neu, von Tradition und Moderne“, sagt Anna Schiller, Studentin am Institut für Sinologie in Heidelberg. „In Tianzi Fang kann man durch gemütliche, kleine Gassen schlendern, während man sich in Pudong zwischen den riesigen Wolkenkratzern wie ein Zwerg fühlt. Toll war, dass wir während des Summercamps auch genügend Freizeit hatten, um Shanghai richtig zu erkunden.“ Auch gemeinsame Unternehmungen standen auf dem Programm. Die Teilnehmer besuchten die frühere Residenz von Song Qingling, der als „Madame Sun Yat-sen“ bekannt gewordenen Ehefrau des ersten Präsidenten der Republik China und den berühmten Yu-Garten, sie sahen die höchste Bar der Welt und sangen Karaoke. Ein besonderes Erlebnis war für Jan-Martin Spreitzenbarth der Besuch des Konfuzius-Tempels in Shanghai. „Im Konfuzius-Tempel habe ich mich richtig wohl gefühlt“, berichtet er, „sobald die Leute dort erfahren hatten, dass wir vom Konfuzius-Institut Heidelberg kommen, um in Shanghai Chinesisch zu lernen und die chinesische Kultur kennenzulernen, waren sie sehr begeistert und sofort bereit, uns an ihrer Kultur teilzuhaben.“ In Hangzhou besuchte die Gruppe den berühmten Westsee(西湖), den Lingyin-Tempel (灵隐寺) und am Abend einen chinesischen Nachtmarkt. In China sagt man: „Im Himmel gibt es das Paradies, auf der Erde gibt es Suzhou und Hangzhou.“ (上有天堂,下有苏杭) – eine sehr prägnante Liebeserklärung der Chinesen an diese beiden in der Provinz Zhejiang gelegenen und häufig angesteuerten Reiseziele. Aus Hangzhou, so erfuhren die Teilnehmer, stammen nicht nur berühmte chinesische Dichter, sondern auch die schönsten Konkubinen aller Zeiten. Auch wenn man darüber in anderen chinesischen Städten natürlich anderer Meinung ist. Wie bekannt Hangzhou ist, entdeckten die Teilnehmer selbst: Als sie auf der Rückseite der Ein-Yuan-Noten den Westsee wiedererkannten, war die Begeisterung groß. Die letzte Reiseetappe, bevor es wieder zurück nach Deutschland ging, hinterließ bei Anna Schiller einen ganz besonderen Eindruck. „Besonders spannend war die Fahrt mit dem Nachtzug von Shanghai nach Beijing, da konnte man so richtig in das chinesische Alltagsleben eintauchen und China noch einmal ganz neu kennen lernen.“ Nachdem die anfängliche Skepsis, ob man in den „kleinen“ Betten auch wirklich würde schlafen können und ob es sich überhaupt bewerkstelligen ließe, in das obere der drei Hochbetten hinein zu klettern, verflogen war, wurde die Fahrt für alle zu einem echten Erlebnis. In Peking standen schließlich die großen Wahrzeichen Chinas auf dem Programm: Der Platz des Himmlischen Friedens, derehemalige Kaiserpalast und die Große Mauer. Mit einer Rikscha erkundete die Gruppe die typischen engen Pekinger Gassen mit ihren traditionellen Wohnhöfen – ein starker Kontrast zu den vielen Hochhäusern, die das Shanghaier Stadtbild prägen.  Ein großes Pekingente-Essen bildete den Abschluss dreier Wochen voller neuer Erlebnisse in China.

Auch im nächsten Jahr findet wieder eine Summer School in China statt. Die Bewerbungsfrist geben wir auf unserer Homepage bekannt.

“Chinese Bridge”-Summercamp der Konfuzius-Institute Deutschland

“Chinese Bridge”-Summercamp der Konfuzius-Institute Deutschland

 

Beginn:  Sonntag, 22.07.2012
Bericht von Beate Kolb-Reich, Frankenlandschule Walldürn

Am 22.7. war es also soweit. Wir – 10 Schüler der Frankenlandschule Walldürn und ich als ihre Begleitperson – trafen uns am späten Nachmittag am Frankfurter Flughafen, zusammen mit einer weiteren Schülergruppe aus Freiburg, zum Check-in. Eine Maschine der China-Air-Fluggesellschaft sollte uns nach Beijing (Peking) bringen, wo unser 2-wöchiges Summer Camp 2012 begann, ein Projekt der Konfuzius-Institute in Deutschland. Voller Spannung und Abenteuerlust lauschten wir der chinesischen Ansage und bekamen während unseres Nachtflugs schon erste Eindrücke von der chinesischen Kultur: Fisch in Karamellsoße und eine große Auswahl an chinesischen Filmen (mit englischen Untertiteln).

Etwas verspätet landeten wir um die Mittagszeit in Beijing und bestaunten den riesigen modernen Flughafen. Wir wurden schon sehnlichst erwartet von Dr. Hu, dem Organisator aus Hannover, und den chinesischen Begleitern vor Ort. Diese  gaben uns erst einmal Wasser, denn die Hitze war enorm, und überreichten uns ein Begrüßungsgeschenk. Wegen der Verspätung fuhren wir nicht zum Mittagessen ins Hotel, sondern sofort weiter in die Zentrale des Konfuzius-Instituts, und zwar mit drei Bussen, da unsere Gruppe mittlerweile durch weitere Schüler aus Berlin, Leipzig, Hannover, Nürnberg und München auf 130 Schüler und 9 deutsche Begleitpersonen angewachsen war. Hier machten wir als erstes – der chinesischen Tradition entsprechend – ein Gruppenfoto, dem noch viele weitere folgen sollten. Anschließend erfolgte die Eröffnungszeremonie und eine Besichtigung von Hanban (Dachorganisation der Konfuzius-Institute) mit seiner Ausstellung zur chinesischen Sprache und Kultur, wobei sich die Schüler besonders für traditionelle chinesische Bekleidung interessierten.

Den Abend beschlossen wir in einer Uni-Mensa, wo wir unter Beweis stellen mussten, dass wir mit Stäbchen essen können, auch wenn es hier Pommes wie überall auf der Welt gab. Bereits um 7:00 am nächsten Morgen ging es zum ersten Höhepunkt, der Großen Mauer. Aus einem dichten Dunstschleier erhob sich das gewaltige Mauerwerk. Wir passierten ein imposantes Eingangstor und fanden uns inmitten tausender Touristen. „Nur wer die Große Mauer bestiegen hat, ist ein richtiger Mann“ (Mao Zedong): Also los!! Bei 35°C und extrem hoher Luftfeuchtigkeit ist das Erklimmen der steilen Stufen eine schweißtreibende Angelegenheit, aber wir haben es geschafft! Immerhin einen winzig kleinen Teil davon!

Am Nachmittag erlebten wir einen weiteren Höhepunkt: den kaiserlichen Sommerpalast mit seinen zahllosen Pavillons, Hallen, Gartenanlagen und Tempeln sowie einem großen künstlichen See. Die Hitze war mittlerweile so groß, dass wir beinahe den gesamten Fächervorrat der Souvenirläden aufkauften. Wir liefen am Ufer des Sees entlang, das Bad nahmen wir in der Menge. Es waren sicherlich hunderttausend Menschen unterwegs. Unsere chinesischen Begleiter waren sehr damit beschäftigt, unsere Gruppe beisammen zu halten.

An diesem Abend entschloss sich unsere Gruppe trotz Mensaessen noch ein Restaurant aufzusuchen. Wir setzten uns an einen runden Tisch und jeder bestellte sich eine chinesische Köstlichkeit, die wir nach chinesischer Art gemeinsam aßen. Geholfen hat uns eine ausführliche Speisekarte mit Bildern und englischer Übersetzung.

Am 25.7., unserem dritten Tag, besichtigten wir den beeindruckenden Campus der Universität von Beijing, die die beste im Land sein soll, und hörten Vorträge. Am Nachmittag fuhren wir durch die Innenstadt, vorbei an Maos Mausoleum zum Tiananmen-Platz (Platz des Himmlischen Friedens), umrahmt von gewaltigen Bauten wie dem Regierungsgebäude und dem Nationalmuseum. Überhaupt ist hier alles sehr viel größer: die Häuser, die Anlagen und die Straßen.

Und dann betraten wir die Verbotene Stadt mit ihren 890 Palästen und 9 999,5 Räumen (nur der Himmel hat 10 000), die Anlage, die für die Kaiser Chinas das Spiegelbild des Kosmos war und für die normale Bevölkerung tabu. Es war so wunderschön wie im Märchen, nur nicht die Menschenmasse, die sich durch die Plätze, Höfe und Gassen schob und auch nicht die Eile, zu der wir immer wieder ermahnt wurden. Am Abend wurden wir in den sogenannten Seidenmarkt entlassen, ein mehrstöckiges Gebäude mit einer Fülle an Angeboten, von Kleidung über Schuhe zu Souvenirs und Schmuck. Hier hieß es handeln, handeln, handeln!!

 

Am 26.7. mussten wir morgens schon um 7:00 unser Gepäck in der Lobby haben. Doch vor unserem Flug nach Hefei in der Provinz Anhui besuchten wir noch ein restauriertes Altstadtviertel. Leider war die Zeit zu knapp für die vielen interessanten Geschäfte. Noch eine letzte Sehenswürdigkeit stand auf dem Programm: das Olympiagelände. Hier durften wir einen Blick auf das berühmte Bird`s Nest werfen, die Innenbesichtigung des Stadions war nicht mehr möglich. Nach einem letzten Mensaessen ging es zum Flughafen. Leider hatte der Flug dann drei volle Stunden Verspätung, so dass wir erst spät am Abend ankamen. Dennoch gab es ein leckeres Begrüßungsessen im Hotel.

In der Provinzstadt Hefei (8 Millionen Einwohner) wurden wir am 27.7. in der Aula der Universität aufs Herzlichste begrüßt, sogar das Fernsehen war mit dabei. Auch hier wurde uns ein Begrüßungsgeschenk überreicht, u.a. ein Fächer und das aus gutem Grund: Die Temperaturen kletterten hier noch weiter nach oben, zum Teil auf über 40°C. Waren wir bis jetzt nur Touristen auf Sightseeing-Tour, sollten wir in der kommenden Woche nun tiefere Einblicke gewinnen in die chinesische Kultur und den chinesischen Alltag.

Jeder Tag begann mit einem zweistündigen Sprachkurs. Die Teilnehmer wurden aufgeteilt in Gruppen gemäß ihren Vorkenntnissen und auf die am letzten Tag stattfindende Abschlussprüfung vorbereitet, die dann auch alle bestanden.

An den Nachmittagen wurden wir in drei unterschiedliche Schulen gebracht, wo nach einer willkommenen Mittagspause die Einführungen in die chinesischen Künste stattfanden. Unsere Schule war die Mittelschule 168, ein halbprivates Internat und wahrlich eine Musterschule für etwa 5800 Schüler mit ausgedehntem Campus und vielen modernen Gebäuden. Überhaupt ist Hefei eine sehr moderne Stadt, die unaufhaltsam weiterwächst; tausende von Hochhäusern sind gerade im Bau. Uns wurden jeden Nachmittag verschiedene Kurse angeboten und alle hatten Spaß bei Ping Pong und Kung Fu. Mit großem Eifer versuchten wir uns in der Kunst der Kalligraphie und des Scherenschnitts, auch ein Einblick in die Peking-Oper wurde uns geboten. Im Anschluss daran gingen die Schüler dann alleine oder zu zweit in ihre chinesischen Gastfamilien, um dort einige Stunden zu verbringen und gemeinsam etwas zu unternehmen, während wir Begleiter die Möglichkeit hatten ins Museum zu gehen oder die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Neben den vielen Einkaufsstraßen und Märkten waren auch die Esslokale ein Abenteuer, vor allem wenn man die Karte nicht so gut lesen kann. Der mongolische Feuertopf mit seiner feurigen Soße wirkte noch tagelang nach!!

Am 31.7.,dem Tag der Sprachprüfung, machten wir am Nachmittag einen Ausflug in die kleinere Stadt Sanhe (drei Wasser), ca. 45 Minuten von Hefei entfernt und an drei Flüssen gelegen. Hier erlebten wir das alte China, wie man es sich gemeinhin vorstellt. Über verzierte Brücken, gerahmt von steinernen Drachenfiguren, betraten wir die Altstadt mit ihren Holzhäusern und schmalen Gassen. Viel Interessantes gab es zu sehen. Neben traditionellen Gebäuden mit geschwungenen Satteldächern und einer alten Stadtmauer wurde auch Exotisches vor den Geschäften und Restaurants zur Schau gestellt. Die in einem Bottich liegenden Wasserschlangen erregten allerdings nicht meinen Appetit!

Auch der 1. August war ein Ausflugstag. Nach einer zweistündigen Busfahrt erreichten wir Chuzhou, wo wir zunächst die Universität besuchten und Vorträge hörten. Die Schüler erfuhren einiges über die Möglichkeiten eines Studiums in China.

Danach ging es ins Langya-Gebirge, einem wunderschönen Waldgebiet und  beliebten Ausflugsziel für Chinesen. Wir besichtigten zunächst den vermutlich ältesten Pavillon Chinas. Hier soll sich der berühmte Dichter Li Bai (701-762) aufgehalten, gedichtet und getrunken haben. Faszinierend war auch unser nächstes Ziel, eine buddhistische Tempelanlage, zum Teil mystisch vernebelt durch allerlei Räucherwerk. Riesige Götterfiguren lächelten uns an oder schauten furchterregend auf uns nieder. Dieser herrliche Tag fand einen würdigen Abschluss in einem traditionellen Restaurant, indem wir wieder einmal viele leckere Speisen probieren konnten und dabei sogar durch Aufführungen mit Gesang und Zauberkunststücken unterhalten wurden.

Der 2. August war der Tag des Abschieds von Hefei und den chinesischen Gastfamilien. Auf der Bühne in der Aula der Universität von Hefei bekamen die Schüler ihre Zertifikate für die bestandene Prüfung überreicht. Den Verantwortlichen des Summer Camps wurde für ihre hervorragende Organisation gedankt und in einem bunten Programm präsentierten sowohl die chinesischen als auch die deutschen Schüler ihr musikalisches oder sportliches Können oder zumindest ihren guten Willen.

In einer sechsstündigen Busfahrt ging es dann zu unserem letzten Ziel: Shanghai. Hier verbrachten wir noch zwei sehr erlebnisreiche Tage. Nach interessanten Vorträgen zur chinesischen Geschichte und Kultur an der Tongji-Universität und dem Besuch des Shanghai Jewish Refugee Museums besichtigten wir die Innenstadt und waren  überwältigt von der Skyline. Wir fuhren auf die zweite Plattform des Oriental Pearl Tower, einem der größten Fernsehtürme der Welt, und genossen den Blick auf die Stadt. Leider fiel die Flussfahrt auf dem Huangpu wegen Taifunwarnung aus. So machten wir uns am Abend noch einmal auf den Weg, um die berühmte Uferpromenade, den Bund, entlang zuschlendern und die beleuchteten Wolkenkratzer zu bestaunen. Auch zum Shoppen gab es jede Menge Gelegenheit bei hunderten von Souvenirläden. Da unsere Gruppe alleine unterwegs war, verzichteten wir auf das Abenteuer U-Bahn und nahmen für die Rückkehr ins Hotel ein Taxi. Bei den Preisen in China ist das sogar für Schüler erschwinglich.

Der zweite Abend brachte noch einen Höhepunkt. Nach einem letzten Besuch an der Uni und der Einführung in Taiji am Nachmittag ging es nach dem Abschiedsessen in einen Zirkus. Wir erlebten atemberaubende artistische Nummern, u.a. acht Motorradfahrer in einer Kugel, die alle durcheinander fuhren. Dann hieß es Abschied nehmen und Koffer packen, die bei manchen schon gar nicht mehr zugingen. Am Sonntag, den 5. August brachte uns eine Maschine der Air China nach zwei tollen, aufregenden und einmaligen Wochen zurück nach Frankfurt.

Beate Kolb-Reich