THEATER AUS CHINA IN HEIDELBERG: EIN WERKSTATTGESPRÄCH
/in 2025, Archiv, VeranstaltungenWorum es ging: Im Vorfeld des “Heidelberger Stückemarkts mit Gastland China” (25. April – 4. Mai 2025) näherten wir uns dem zeitgenössischen Theater in China aus verschiedenen Perspektiven.
Neben einem Überblick über die Theaterszene in der sinophonen Welt und ihre Ursprünge wurden das Gastspiel-Programm des Stückemarkts und die zum Wettbewerb eingeladenen Stücke vorgestellt. Mit einigen der Übersetzer:innen diskutierten wir die Besonderheiten von Übersetzung fürs und im Theater. Den Abschluss bildete eine Lecture Performance aus dem Dokumentar-Roman Großer Fluss, Große See – Unerzählte Geschichten von 1949 大江大海 – 一九四九 von Lung Ying-Tai, den die in Berlin ansässige Regisseurin Cao Kefei für das CAPAS Heidelberg, gemeinsam mit der Künstlerin Yi-Jou Chuang aus Taiwan, präsentierte.
18.00 Begrüßung & Kurzeinführung:
“(Musik-)Theater in China: Ein Blick aus der Geschichte”
Barbara Mittler, Sinologie, CATS Universität Heidelberg
18.15 Vortrag & Diskussion:
“Kommerz, Propaganda, Kritik: Was ist los auf chinesischen Bühnen?”
Stefan Christ, Sinologie, Universität Erlangen-Nürnberg
19.15 Präsentation & Fragerunde:
“Theater aus China in Heidelberg: Zur Auswahl der eingeladenen Gastspiele, Stücke und Theatermacher:innen”
Jürgen Popig / Dramaturg Theater Heidelberg; Ulrike Syha / Kuratorische Beraterin Gastland China
19.45 Podium & Diskussion:
“Chinesisches Theater für ein deutsches Publikum oder: Wie man dramatisch übersetzt” Sara Landa, Yip Suk Man, Lennart Riedel
20.30 Lecture Performance & Fragerunde:
“Vom Dokumentar-Roman auf die Bühne: Großer Fluss, Große See – Unerzählte Geschichten von 1949 大江大海 – 一九四九 von Lung Ying-Tai”
Cao Kefei / Regisseurin, Yi-Jou Chuang / interdisziplinäre Künstlerin,
Moderation: Barbara Mittler
Die Teilnehmenden:
CAO Kefei
Cao studierte Germanistik und Theaterwissenschaft in Shanghai und Bern, arbeitet seit den späten 1990er Jahren hauptsächlich als Theaterregisseurin und Autorin in China und im deutschsprachigen Raum. Sie ist Mitgründerin des Künstler:innen – Kollektivs Nomadic Minutes, das 2025 das Dokumentartheater To Mom, I want to … in Berlin und Shanghai uraufführt. Seit 2007 hat Cao eine Reihe von dokumentarischen Aufführungen, interaktiven Performances und Kurzfilmen zu den Themen über chinesische Geschichte und Gesellschaft, den Zustand der Frauen und transkulturelle Erfahrungen realisiert. Ihre Arbeiten wurden bei den Festivals und Ausstellungen wie Little Asia in Tokyo und Taiwan, Umweg über China in Berlin, Neue Dramatik: China in Düsseldorf, Culturescapes in Basel und im Zentrum für Zeitgenössische Kunst Berlin präsentiert. Cao war Gastprofessorin am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft an der Universität Gießen und ist Co-Autorin und -Herausgeberin des Buchs Zeitgenössisches Theater in China (Alexander Verlag). 2025 – 2026 ist sie Artist-in-Residence von CAPAS für das Theaterprojekt Großer Fluss – Große See.
Stefan CHRIST
Stefan Christ (geb. 1986) hat Philosophie und Sinologie in Berlin, Hamburg, Beijing und Nanjing studiert. Für seine Arbeit Geschichte, Politik und Gesellschaft im Mogu des Wei Yuan (1794 – 1857) erhielt er 2022 den Karl H. Ditze-Preis für herausragende Dissertationen in den Geisteswissenschaften. Er hat zahlreiche chinesische Theaterstücke übersetzt (siehe u.a.: Mittendrin – Neue Theaterstücke aus China, Theater der Zeit 2015) und bei vielen Gastspielen chinesischer Theaterkünstler – darunter Lin Zhaohua, Meng Jinghui, Tian Gebing und Yu Rongjun – in Deutschland übertitelt. Für seine Übersetzungsarbeit wurde er 2019 mit dem Special Book Award of China auf der Pekinger Buchmesse ausgezeichnet. Zudem hat er an den Publikationen Regiekunst heute – Stimmen und Positionen aus China (Alexander Verlag 2018) und dem Routledge Companion to Performance-Related Concepts in Non-European Languages (Routledge 2024) mitgewirkt. Derzeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und arbeitet an einem Buch zum zeitgenössischen historischen Drama in China.
Yi-Jou CHUANG
Geboren in Taipei, Taiwan, schloss sie 2011 ihr Studium der Malerei an der National Taipei University of Arts ab und erhielt 2020 ihren Master für Bühnenbild an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. Sie arbeitet mit verschiedenen Performance-Künstler:innen in Deutschland zusammen und entwirft Räume für zeitgenössischen Tanz, experimentelles Theater und immersive Formate. Ihre Arbeiten umfassen Bühnenbild, Videokunst, Performance Kunst und Rauminstallationen. In ihrer künstlerischen Praxis setzt sich Chuang mit Themen wie Identität, postkoloniale Körperforschung und sozial engagierter Kunst auseinander. Ein zentrales Anliegen ist es ihr, interaktive Erlebnisse für Publikum zu gestalten. 2024 zeigte sie im Bucerius Kunst Forum in Hamburg ihre Rauminstallation Insel der Illusionen, in der sie sich mit familiärer Identität und deren Fragilität auseinandersetzte. Im Mai 2025 ist ihr Bühnenbild für das Stück Lotus Fight Club von Raymund Liew Jin Pin auf Kampnagel in Hamburg zu sehen. Ebenfalls im Oktober präsentiert sie ihre interaktive Installation YAWUPO – you are what you post im Museum of Contemporary Art, Taipei.
Sara LANDA
Sara Landa studierte u.a. Germanistik und Sinologie in Freiburg und Beijing und forscht zu literarischer Übersetzung, Transkulturalität und literarischem Ecocriticism. Ihre Forschung ist vielfach mit Preisen ausgezeichnet worden. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Epochale Lebenswelten—Krisennarrative“, dem Heidelberger Teilprojekt des BMBF-Verbundkollegs Worldmaking: A Dialogue with China. Daneben ist sie selbst als Literaturübersetzerin von chinesischer Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts tätig.
Barbara MITTLER
Barbara Mittler studierte in Oxford und Heidelberg Sinologie, Musikwissenschaft und Japanisch. Seit 2004 ist sie Professorin für Sinologie in Heidelberg, wo sie das Exzellenzcluster “Asia and Europe in a Global Context” (ab 2007) und darauf aufbauend das Centrum für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien (CATS, eröffnet 2019) mitbegründete. In ihren Forschungsarbeiten geht es um die Fragen von Kulturpolitik in China, Hong Kong und Taiwan. Sie leitet gegenwärtig zwei größere Projekte, die China-Kompetenz und den Dialog mit der sinophonen Welt befördern sollen: die China-Schul-Akademie und den Heidelberger Teil des BMBF-Verbundkollegs Worldmaking—A Dialogue with China: Epochale Lebenswelten, das Krisennarrative untersucht.
Jürgen POPIG
Jürgen Popig war als Dramaturg in Singen, Freiburg, Stuttgart und Osnabrück engagiert. Mit der Spielzeit 2011/12 wechselte er als Leitender Schauspieldramaturg an’s Theater und Orchester Heidelberg und ist künstlerischer Leiter des Heidelberger Stückemarkts. Daneben arbeitet er als Autor und Übersetzer von Theaterstücken.
Lennart RIEDEL
Lennart Riedel studierte Sinologie in Heidelberg, Oxford und Peking. Momentan ist er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für chinesische Kultur tätig, wo er zur literarischen Zensur in der Volksrepublik China promoviert. In Lehre und Forschung beschäftigt er sich mit dem Zusammenspiel von chinesischem Recht, chinesischer Literatur und politischer Ideologie. Daneben unterrichtet er Kurse zur Übersetzung verschiedener Textsorten vom Chinesischen ins Deutsche und übersetzt unter anderem für das Pressebüro der Volksrepublik China.
Ulrike SYHA
Ulrike Syha wurde 1976 in Wiesbaden geboren. Nach einem Studium der Dramaturgie in Leipzig und einer längeren Assistenz-Zeit am Schauspiel Leipzig lebt sie heute als freie Autorin und Übersetzerin von englischsprachiger Dramatik (Martin Crimp, Wallace Shawn, Pat To Yan, Alice Birch u.a.) in Hamburg. Sie war Hausautorin am Nationaltheater Mannheim (2009 / 2010) und Writer-in-Residence in Nanjing (China), Vilnius (Litauen), Novo Mesto (Slowenien) und anderen Städten. Ihre Stücke wurden zwei Mal zu den Mülheimer Dramatiker-Tagen eingeladen. 2018 erhielt Ulrike Syha für ihr Stück Drift den Autor:innenpreis des Heidelberger Stückemarkts, 2019 einen der Hamburger Literaturpreise für ihr Stück Der öffentliche Raum und 2023 für ihr Stück Der analoge Mensch. 2020 war sie Fellow am Hanse-Wissenschaftskolleg Delmenhorst. 2025 erhielt sie ein Aufenthaltsstipendium im Künstlerhaus Edenkoben. Ihre Stücke und Übersetzungen werden vertreten vom Rowohlt Theater Verlag, Hamburg.
YIP Suk Man
Suk Man Yip hat in Hongkong Fine Arts und Humanities mit Schwerpunkt Literatur sowie Sinologie in Göttingen studiert. Seit 2021 ist sie Doktorandin im Fach Sinologie an der Universität Heidelberg und wird von Prof. Dr. Barbara Mittler betreut. In ihrer Doktorarbeit untersucht sie Medienstrategien der Kommunistischen Partei Chinas in der britischen Kolonie Hongkong während des Kalten Kriegs sowie die Rolle staatlicher Zeitungen bei Ereignissen wie den Unruhen von 1966 und 1967.
Kooperationspartner:
Theater der Stadt Heidelberg, Konfuzius-Institut an der Universität Heidelberg e.V.
CATS Universität Heidelberg, Worldmaking—A Dialogue with China,
CAPAS Käte Hamburger Kolleg/Centrum für Apolalyptische und Postapokalyptische Studien
Pinselstriche & Karikaturenwelten – gemeinsam für Menschenwürde
/in 2025, Archiv, VeranstaltungenMit Kunst und im interkulturellen Dialog ein Zeichen gegen Rassismus setzten. Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2025 luden wir in Kooperation mit Verein„Freunde Arabischer Kunst und Kultur” zu zwei spannenden Optionen ein:
Kalligraphie-Workshop. Die Kunst der Schrift und die Würde des Menschen: Gemeinsam mit dem renommierten Kalligraphen Zhenran ZHANG interpretierten die Teilnehmer das Motto der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2025 „Menschenwürde schützen“ neu. Dabei setzten die Teilnehmer den Menschen wortwörtlich in den Mittelpunkt, indem das Schriftzeichen für „Mensch“ (人) auf kreative und ausdrucksstarke Weise kalligraphiertwurde. Die im Kalligraphie-Workshop entstandenen Arbeiten wurden Teil des neu gestalteten Logos der diesjährigen Internationalen Wochen gegen Rassismus 2025 und Teil einer öffentlichen Ausstellung im Interkulturellen Zentrum Heidelberg.
Präsentation. Über die Sprache der Cartoons: Die Freunde Arabischer Kunst und Kultur begleiten seit vielen Jahren die Arbeiten des Cartoonisten und Illustrators Fares Garabet. Inspiriert von seinen „Welcome in Europe“ Cartoons gaben sie Einblicke in die persönliche Geschichte des international geschätzten syrischen Künstlers und beschrieben die besondere Kraft der Cartoon-Sprache, die gesellschaftliche Themen sichtbar machen und zum Nachdenken bewegen.
Das Programmheft für die Internationalen Wochen gegen Rassismus 2025 finden Sie hier.
Über die Künstler:
Fares Garabet: 1963 in Damaskus geboren. Sein Weg zum Cartoonisten und Kinderbuch-Illustrator führte ihn über Rom nach Kairo an die Universität Helwan, wo er 1989 seinen PHD in Animation absolvierte. An der Universität Damaskus leitete er das Department für Grafikdesign und war von 2012-2016 Dekan an der Fakultät für Bildende Künste der IUST (International University for Science and Technology) bis er 2016 nach Deutschland kam. Bereits seit 1986 veröffentlicht Fares Garabet seine Zeichnungen und Karikaturen in zahlreichen internationalen Zeitungen und Magazinen, seit 2018 auch für die Süddeutsche Zeitung. Mehrere Auszeichnungen u.a. als bester Karikaturist der arabischen Welt (2005) und Ausstellungen.
Zhenran ZHANG: 1957 in Shanghai geboren. 1989 kam er zum Studium nach Heidelberg, wo er bis heute mit seiner Familie lebt und im Kulturbereich für das Kurpfälzische Museum und die Volkshochschule Heidelberg arbeitet. Seit seinem 8. Lebensjahr beschäftigt er sich mit chinesischer Kalligraphie und Malerei. Seine Arbeiten auf Papier wurden sowohl in China als auch in Deutschland ausgestellt und in Buchillustrationen veröffentlicht.
be.longing.home – The Worlds of Composer Lam Bun-Ching
/in 2024, Archiv, Veranstaltungenbeing at home, longing for home, belonging
The exhibition explores the multiplicity of home through the life and work of the composer Lam Bun-Ching.
What is home? Where is home? Can homes be localised or found? Can a community form and become home? Can nature be home? How does identifying a home, searching and longing for a home become a political act? What happens when personal home and identity become political? By whom can home be attributed? Can a person be adopted, adopted by a community or political institution?
Lam Bun-Ching is one of the most successful and industrious composers of the 20th and 21st centuries. The Institute of Chinese Studies at Heidelberg University looks back on a long history of collaboration with Lam: In 2009, a CD of her pieces was produced in Heidelberg, and her opera Wenji was performed here in 2019 under the title Zerrissen. In 2022, the CATS Library acquired a collection of her manuscripts, sheet music, audio and video recordings, personal documents, note and sketch books and letters. The exhibition draws on this collection and – for the first time – provides an insight into Lam’s creative process, showing her sketches and manuscripts. A selection of recordings, some of them newly digitised, will give you an acoustic impression of Lam’s sound worlds. The documents shown are mostly from the period between 1970 and 2003; Lam’s later work is not represented in the collection to date.
A cooperation between CATS, the CATS Library, and the Confucius Institute at Heidelberg University.
For more information please visit the exhibition’s webpage.
Über die Grenzen von Raum und Zeit
/in 2024, Archiv, Chinesische Kultur, Veranstaltungen
Als die Trisolaris-Trilogie von Bestsellerautor LIU Cixin erstmals in China veröffentlicht wurde, war Baoshu (eig. LI Jun) noch Doktorand in Belgien. Baoshu ließ sich Seite um Seite des Werks abfotografieren und zusenden, um dann in nur drei Wochen eine eigene Fortsetzung zu verfassen. Was als Fan-Fiction begann, wurde bald zur neuen Berufung, auch dank der Unterstützung durch das große Vorbild Liu Cixin. Inzwischen hat Baoshu zahlreiche Kurzromane, Novellen und Kurzgeschichten verfasst, die auch in einschlägigen englischsprachigen Science-Fiction-Publikationen veröffentlicht wurden. Baoshus Texte wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet; zuletzt war er Finalist im Wettbewerb des renommierten Hugo-Awards. In einem Gespräch und mit Lesungen ausgesuchter Textstellen werden wir in Baoshus ferne Welten eintauchen, die so fern gar nicht zu sein scheinen. Auch wenn sie die Grenzen von Raum und Zeit überschreiten, stellen sie doch die drängenden Fragen der Zeit: Wie wird Künstliche Intelligenz unser Leben beeinflussen? Wie werden sich Beziehungen zukünftig gestalten lassen? Und wie könnte Leben in fernen Galaxien aussehen?
Über den Autor:
Baoshu 宝树 (eig. Li Jun), geb. 1980, ist ein chinesischer Science-Fiction-Autor, Übersetzer und Mitglied des Science-Fiction-Ausschusses des chinesischen Schriftstellerverbandes. Nach seinem Abschluss an der Universität Peking wurde er im Fach Philosophie an der Katholischen Universität Löwen in Belgien promoviert. Er hat in den USA und Europa gelebt und arbeitet heute als freiberuflicher Schriftsteller in China. Seit 2010 hat Baoshu zahlreiche Romane, Novellen und Kurzgeschichten veröffentlicht. Mehrfach wurde er mit dem chinesischen Nebula- und dem Galaxy-Award ausgezeichnet. Mit seinem Roman Botschafter der Sterne (Übersetzung Marc Hermann), der im Jahr 2021 in deutscher Sprache veröffentlicht und von Liu Cixin persönlich als Fortsetzung von dessen preisgekrönter Trisolaris-Trilogie anerkannt wurde, gelang ihm der internationale Durchbruch. Weitere Kurzgeschichten in deutscher Übersetzung erschienen in den Anthologien Zerbrochene Sterne (Hg. Ken Liu) und Quantenträume (Hg. Jing Bartz) sowie im Science-Fiction Magazin Kapsel (Hg. Lukas Dubro und Felix Meyer zu Venne). Seine Kurzgeschichte Meishi san pin 美食三品 (Eine dreimalige Verköstigung zukünftiger Delikatessen) stand in diesem Jahr als Finalist im Wettbewerb des renommierten Hugo Awards, der wichtigsten internationalen Auszeichnung innerhalb des Genres Science-Fiction.
Diese Veranstaltung fand im Rahmen des 10. Literaturherbstes Heidelberg statt.
Comics aus China: Finissage
/in 2024, Archiv, Chinesische Kultur, VeranstaltungenDie Finissage bot eine letzte Gelegenheit, die Ausstellung zu besichtigen. Jun.Prof. Dr. Lena Henningsen und Damian Mandzunowski vom neu im CATS angesiedelten ERC-Projekt “ChinaComx” sprachen in ihrer Präsentation „Into the Maoverse: Heroes and Villains in Chinese Comics” über die Rollen von Helden und Schurken in Comics der Kulturrevolution. Im Anschluss wurden drei Filme junger chinesischer Künstler:innen der Nanjing University of the Arts gezeigt. Wir danken den ursprünglichen Organisatoren der Ausstellung, Dr. Andreas Seifert und Dr. Monica Klasing-Chen, sowie dem Centrum für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien und der Nanjing University of the Arts für ihre Unterstützung! Die Gestaltung der Ausstellung war Teil eines Seminars des Instituts für Ostasiatische Kunstgeschichte; die Namen der teilnehmenden Studierenden sind auf der Website der Ausstellung zu finden.
Programm:
Foyer, CATS-Bibliothek
18:30 Begrüßung und Ausstellungsbesichtigung
CATS-Auditorium (R.010.01.05)
19:00 Keynote: “Into the Maoverse: Heroes and Villains in Chinese Comics,”
Lena Henningsen & Damian Mandzunowski (ERC-ChinaComx)
19:45 Filmscreening: Animierte Shorts aus der Nanjing University of the Arts 南京艺术学院:
当我再次走进厨房 (Now I’m in the Kitchen), Regie: Yana Pan 潘亭钰, 2022
每天朝山顶推一秒的石头 (Being Sisyphus for One Second a Day), Regie: Peixuan Cheng 成佩轩, 2021
雾上清晨 (Beyond the Fog), Regie: Xue Feng 薛峰, 2021
FREIHEIT I mit Werken von WANG Xilin und Isang YUN (Konzert)
/in 2024, Archiv, Chinesische Kultur, Veranstaltungen
ensemble aisthesis
Leitung | Ekkehard Windrich
Konzert mit Werken von WANG Xilin und Isang YUN und Gespräch mit Wang Xilin zum Dokumentarfilm „Man in Black“ (2023) von WANG Bing.
Isang YUN (1917-1995) ist einer der wichtigsten klassischen Komponisten Koreas. Als Freiheitskämpfer im 2. Weltkrieg von den Japanern gefoltert, wurde er 1967 durch den südkoreanischen Geheimdienst nach Seoul verschleppt und dort der Spionage für Nord-Korea angeklagt. Im Gefängnis wurde er erneut gefoltert. Die Intervention der internationalen Musikwelt konnte eine lebenslange Freiheitsstrafe verhindern. WANG Xilin 王西麟 (*1936) ist einer der wichtigsten modernen klassischen Komponisten Chinas. Während der Kulturrevolution war er schwerer Verfolgung ausgesetzt und musste Schläge, Gefängnis und Folter ertragen. Sein musikalisches Oeuvre reflektiert diese Erfahrungen. Das Klangforum rahmt mit den Oktetten von WANG Xilin und Isang YUN ein Gespräch mit dem chinesischen Komponisten zum Screening des Dokumentarfilms von WANG Bing 王兵 (*1967) Man in Black (2023). Der Film zeigt Körper und die Seele eines Mannes, der von einem Leben voller Folter und Leiden gezeichnet ist und dennoch zu tiefem und aufrichtigem Mitgefühl fähig ist. Zu den Klängen seiner Musik lässt er die schrecklichen Ereignisse Revue passieren, die in seiner Erinnerung als Zeugnis einer (andauernden) Epoche lebendig sind, in der die gesamte chinesische Nation entmenschlicht und aller ihrer Freiheiten beraubt wurde und wird.
Das Konzert fand im Rahmen des EnjoyJazz Festivals und in Kooperation mit dem KlangForum Heidelberg, der Universität Heidelberg und im Verbund mit einer Ausstellung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften „Vom Willen zur Freiheit” statt, die Teil ist der Initiative PERSPEKTIVE: FREIHEIT der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Wissenschaftsjahrs 2024 – Freiheit gefördert wird.
VERNISSAGE: VOM WILLEN ZUR FREIHEIT – CHINA IM GLOBALEN KONTEXT: BEITRAG ZUM WISSENSCHAFTSJAHR 2024 – “FREIHEIT”
/in 2024, Archiv, Chinesische Kultur, VeranstaltungenAusstellung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Landesakademie von Baden-Württemberg) und der Universität Heidelberg (Universitätsmuseum)
Die Ausstellung findet im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2024 – Freiheit, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, und als Teil der Reihe „PERSPEKTIVE: FREIHEIT“ der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften statt. Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Landesakademie von Baden-Württemberg) führt unter der Leitung des Akademiemitglieds Prof. Dr. Barbara Mittler eine Reihe von Veranstaltungen unter dem Titel „Vom Willen zur Freiheit – China im globalen Kontext“ durch, die auch in Kooperation mit der Universität Heidelberg, dem dort angesiedelten Konfuzius Institut und dem KlangForum Heidelberg veranstaltet werden.
Waren alle Künste in China seit jeher untrennbar mit Politik und Strukturen der Macht verbunden, so insbesondere die Kalligraphie, die als eine Art Lingua franca, nicht nur das riesige Territorium mit seinen vielfältigen regionalen Kulturen und Dialekten zusammenhielt und so den kulturellen Zusammenhalt in dem riesigen Reich gewährleistete, sondern auch denjenigen, die die Disposition hatten, diese Medien zu nutzen und zu verstehen, sozialen Status verlieh und Zugang zur Macht gewährte. Die kulturelle Elite und die Beamten des chinesischen Reiches, die sogenannten Literati, die durch die kaiserlichen Prüfungen rekrutiert wurden, setzten Maßstäbe für die traditionelle Kultur. Die erfolgreich bestandenen kaiserlichen Prüfungen (keju kaoshi 科举考试) waren der Schlüssel zu Positionen in der kaiserlichen Verwaltung und damit zum sozialen Aufstieg. Das Hauptelement dieser Prüfungen bestand darin, nach strengen stilistischen Regeln Aufsätze oder Gedichte zu Themen aus den kanonischen Schriften zu verfassen. Doch nicht nur der literarische Stil und das Verständnis der Klassiker waren dabei Qualitätskriterien, sondern vor allem auch die Handschrift des Prüflings, sein kalligraphischer Stil. Nach Pierre Bourdieus Konzept des kulturellen Kapitals hatten die Literaten auf gleich mehrfache Weise Teil an diesem kulturellen Kapital: 1. inkorporiert– sie erbten und erwarben die Disposition, kulturelle Objekte zu verstehen und zu konsumieren, 2. objektiviert – sie besaßen Sammlungen antiker Gegenstände, Gemälde und Kalligraphien, sowie 3. institutionalisiert – sie verfügten über akademische Grade und Titel und waren daher die Instanz, die gültige ästhetische Urteile abgab. Die so sich manifestierende enge Verknüpfung von Kunst und Kalligraphie mit Politik und den dahinterliegenden Machtstrukturen resultierte in einer subtilen Codierung der repräsentierten Inhalte und verlieh der Kalligraphie, wie auch der damit eng verwandten traditionellen Tuschmalerei, ein transformatives, revolutionäres Potential.
Die Ausstellung zeigt zeitgenössische Positionen von Künstlern chinesischen Ursprungs, die sich dieses Potentials von Kalligraphie und Kunst bedienen. Die ausgestellten Werke umfassen Malerei, Kalligraphie, Skulptur, Fotografie und Video. Sie verbinden traditionelle Elemente – Techniken, Materialien und Ästhetik – mit zeitgenössischen Konzepten und Medien. Spannungsreich, unorthodox und humorvoll zeichnen sie ein lebendiges Bild der zeitgenössischen Kunst in China und in der Diaspora.
Künstler der Ausstellung:
CHEN Tong (*1962, lebt in Guangzhou)
HUANG Rui (*1952, lebt in Beijing und Paris)
LI Zhengtian (*1942, lebt in Guangzhou)
YANG Jiechang (*1956, lebt bei Heidelberg und in Paris)
ZHENG Guogu (*1970, lebt in Yangjiang)
Yangjiang Group (CHEN Zaiyan (*1971) / SUN Qinglin (*1974) leben in Yangjiang)
Harald Kröner (*1962, lebt in Pforzheim)
Wegen Hegel: Filmscreening mit anschließendem Gespräch mit dem Regisseur und Produzenten des Films
/in 2024, Archiv, Chinesische Kultur, VeranstaltungenBecause of Hegel
2022
Short feature film
supported by production funding from MFG Baden-Württemberg
Screening and film talk with director Popo Fan and producer Daniel Tenné.
Moderation: Frederike Schneider-Vielsäcker
In cooperation with the Queer Colloquium of the University of Heidelberg.
“What is reasonable is real; and what is real is reasonable,” says the German philosopher Georg Wilhelm Friedrich Hegel. But when the pandemic hits Germany, everything changes. Chinese student PING has just started his philosophy degree and faces many obstacles: Hostility, loneliness, lockdown. Via a dating app, he receives hot photos from MAX, who suggests a “social distance hook-up”. Ping is thrilled and throws himself into the adventure. He is offered a mysterious drug and is about to have sex when a book suddenly catches his eye, a book by Hegel. It draws him into a drug-induced reflection on free will and reality, which destroys the mood of the moment. After an argument, he flees and loses himself in the drug trip. The next morning he makes another unexpected discovery – and it’s all because of Hegel.
Director: Popo Fan

Director: Popo Fan – © Nadja Wehling
Cinematography: Till Beckert
Editing: Sam Handel
Actors: Julian Moritz, Zenghao Yang
Production company: 70 Steps (Stuttgart)
Producers: Junus Baker & Daniel Tenné
International Graduate Student Conference 2024 – Forms of Embodiment: Transcultural Perspectives
/in 2024, Archiv, Chinesische Kultur, Chinesische Sprache, VeranstaltungenThe corporeality of a human being—the body—and the human mind have for long been taken to be distinct. Both are, and have since been, core themes of philosophical and theological reflections on human existence and the meaning of life. Questions about what exactly characterizes humanaboutgs and determines their existence, their thinking, what is commonly referred to as “soul” or “spirit”, or their materiality, i.e. their body, become particularly pressing when it comes to filling the indeterminate spaces of life, to coping with experiences of contingency or in confrontations with one’s own mortality. The concept of “embodiment” discusses the body as a relationship between the physical body, the mind, and the environment, thus inviting us to rethink the role of the body in the shaping of cognition and in the understanding of the world.
In this year’s International Graduate Student Conference we encourage MA and PhD candidates from both institutions, the School of Humanities at SJTU and CATS, to discuss forms of embodiment through the lens of transculturality. Questions that could be considered under this topic are, for example:
1) How are certain concepts or ideas in a particular culture embodied in images, symbols, art forms?
2) How is the body (or what is related to the body) conceived in different times and cultures, and how do forms of embodiment interact, compete, or exclude each other in transcultural processes?
3) How do new technologies, such as AI, challenge concepts of the body and embodiment, and do they help us in developing a new understanding of the body