Finissage der Ausstellung China 1961•2021–Auf den Spuren des Wandel

Lesung aus dem Roman Mitgefühl des chinesischen Autors Lu Nei mit der Übersetzerin Maja Linnemann

Am Freitag, d. 21. Oktober feiern wir um 19 Uhr das Ende der Fotoausstellung China 1961•2021–Auf den Spuren des Wandels mit einer Lesung und laden Sie herzlich dazu ein.

Im Herbst 2022 erscheint erstmals ein Roman des chinesischen Autors Lu Nei in deutscher Übersetzung. Mitgefühl (chinesischer Originaltitel: 慈悲 Cibei) spielt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im chinesischen Arbeitermilieu. Der Protagonist Shuisheng verliert seine Familie während der Großen Hungersnot und wächst bei seinem Onkel in der Stadt am Fluss auf. Als Lehrling in einer Chemiefabrik lernt er mit dem aufmüpfigen Gensheng beim selben Meister. Während im Land die Kulturrevolution mit ihren politischen Kampagnen und
Gewaltexzessen tobt, kämpfen die bitterarmen „Helden der Arbeit“ in der Fabrik um finanzielle Beihilfen. Intrigen, Missgunst und Bespitzelung bestimmen die Atmosphäre. Während Gensheng die heimliche Affäre mit einer Kollegin zum Verhängnis wird, heiratet Shuisheng die Tochter des Meisters. Die stille Liebe und der starke Zusammenhalt der beiden bilden einen hoffnungsvollen Gegensatz zu den Ungerechtigkeiten und Unwägbarkeiten in der Fabrik und den gesellschaftlichen Umwälzungen im China zur Zeit des Wirtschaftsaufschwungs.

Am Freitag, d. 21. Oktober wird Maja Linnemann, die den Roman ins Deutsche übertragen hat, über den Übersetzungsprozess sprechen und ausgesuchte Textstellen aus dem Roman vorlesen.

Im Anschluss an die Lesung laden wir Sie herzlich zu einem Umtrunk ein. Alle Besucher:innen werden zudem ein letztes Mal die Gelegenheit haben, die Ausstellung China 1961•2021–Auf den Spuren des Wandels in den Räumen des Konfuzius-Instituts zu sehen.

Über den Autor:

Lu Nei, 1973 in Suzhou geboren, bezeichnet sich selbst als einen der am wenigsten gebildeten Schriftsteller Chinas. Nach seinem Schulabschluss jobbte er als Verkäufer, Lagerleiter, Radiosprecher und Fabrikarbeiter. In einer Fabrik wurde schließlich sein Interesse für Literatur geweckt. So verbrachte Lu nach eigener Aussage die langsam verrinnenden Arbeitstage immer häufiger lesend. Sein Debütroman Young Babylon erschien im Jahr 2007. Inzwischen lebt Lu in Shanghai, wo er als Kreativdirektor für eine Werbeagentur und als erfolgreicher Schriftsteller tätig ist. Sein Roman Mitgefühl wurde im Jahr 2015 im Verlag für Volksliteratur veröffentlicht und erhielt in
China mehrere Auszeichnungen. Die deutsche Übersetzung, angefertigt von Maja Linnemann, erscheint im Herbst 2022 im Drachenhaus Verlag.

Über die Übersetzerin:

Maja Linnemann studierte Sinologie in Bremen, Chengdu, Hamburg und London. Sie lebte 14 Jahre lang in Peking, wo sie unter anderem als Chefredakteurin der CHINA Nachrichten an der Österreichischen Außenhandelsstelle und als Chefredakteurin des Deutsch-Chinesischen Kulturnetzes für das Goethe-Institut tätig war. Von 2013 bis 2018 bautesie als Geschäftsführerin das Konfuzius-Institut Bremen mit auf. Seit Anfang 2019 ist sie hauptberuflich als Autorin und Übersetzerin aus dem Chinesischen und Englischen tätig, u.a. für die Zeitschrift „Leuchtspur“. 2020 erschien ihr Buch Letzte Dinge. Tod und Bestattungskultur in China im Drachenhaus Verlag. Die Veröffentlichung der deutschen Übersetzung des Romans Mitgefühl von Lu Nei ist für Herbst 2022 angekündigt. Die Arbeit der Übersetzerin wurde im Rahmen der NEUSTART KULTUR-Initiative der Beauftragten des Bundes für Kultur und Medien und dem Deutschen Übersetzerfonds gefördert.

Eine Rezension des Romans ist im aktuellen Konfuzius-Instituts Magazin erschienen. Mehr Informationen erhalten Sie auf der Webseite des Magazins.

Tag der offenen Tür 2022 mit Eröffnung der Fotoausstellung „China 1961-2021 ⦁ Auf den Spuren des Wandels“

Am 25. September 2022 öffnete das Konfuzius-Institut Heidelberg die Türen und lud alle Interessierten dazu ein, den Verein und seine Mitarbeiter:innen kennenzulernen. Die Besucher konnten das Sprachkursangebot über Chinesisch-Schnupperkurse bei erfahrenen muttersprachlichen Lehrkräften oder einer Sprachkursberatung kennenlernen, in die Welt der Kalligrafie eintauchen, in der Bibliothek stöbern oder sich mit ihren Kindern an den Basteltisch setzen. 

 

Rundgang

 

 

Gleichzeitig stellte der Tag der offenen Tür auch die Vernissage zur Fotoausstellung „China 1961-2021 Auf den Spuren des Wandels“ dar. Im Flur des Instituts wurden zahlreiche historische Farbfotografien gezeigt, die der Arzt Dr. med. Horst Köntopp auf seiner China-Reise im Jahr 1961 auf Diapositivfilmen aufgenommen hatte. Den historischen Farbfotografien stellte Jakob Moritz Becker, ein Urenkel Köntopps, Fotografien gegenüber, die er zwischen 2016 und 2019 standortgleich entlang der damaligen Reiseroute seines Urgroßvaters aufgenommen hat: Die Reise führte Köntopp durch die Städte Tianjin, Beijing, Shanghai, Hangzhou, Guangzhou, Conghua und Foshan, wo er Kultur- und Arbeitsstätten besuchte und fotografierte. Neben Szenen des täglichen Lebens zeigen die Aufnahmen Porträts, Landschaften und Stadtansichten. Die Gegenüberstellung alter und neuer Fotoaufnahmen ermöglichte den Betrachter:innen, auf eine Zeitreise rund 60 Jahre zurück in die Vergangenheit zu gehen und gleichzeitig die Veränderung der dargestellten Orte und Motive nachzuempfinden. Im Rahmen eines Dia-Vortrages erzählte Jakob Becker den interessierten Besucher:innen zudem von der Reise seines Urgroßvaters durch ein stark verschlossenes und schwer zu bereisendes China sowie von seiner eigenen Reise circa 60 Jahre später und den Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Fotoprojektes. Abschließend gab es die Möglichkeit des persönlichen Austausches bei einer kleinen Verköstigung mit Getränken und chinesischen Snacks. 

Bilder zur Veranstaltung

Lebendiger Neckar 2022

Nach langer, pandemiebedingter Pause fand endlich wieder der Aktionstag Lebendiger Neckar” mit Livemusik und Vorführungen, Mitmachangeboten und Infoständen, Flohmärkten und vielem mehr statt. Er wird traditionell am dritten Sonntag im Juni veranstaltet und fiel damit in dieses Jahr auf den 19. Juni 2022. Das Konfuzius-Institut Heidelberg präsentierte sich mit einem Informationsstand mit Mitmachangeboten von 11 bis 19 Uhr.

An unserem Stand erfuhren Sie nicht nur mehr über uns und unsere Arbeit, Sie hatten auch die Möglichkeit durch verschiedene Aktivitäten in die chinesische Kultur einzutauchen. Egal ob Kalligraphie, traditionelle chinesische Medizin oder Scherenschnitte, für alle war etwas dabei!

 

Ferienprogramm 2022

China entdecken – ohne zu reisen

7. bis 9. Juni 2022

Wir begleiten ein zehnjähriges chinesisches Mädchen, das wir Wang Ruyi nennen, drei Tage durch ihr alltägliches Leben in Shanghai.

Am ersten Tag Eurer Reise mit Ruyi bekommt ihr einen Eindruck von der chinesischen Sprache und Schrift, lernt ein bisschen Chinesisch sprechen und dürft auch mit Ruyi zusammen ausprobieren, die kunstvollen chinesischen Schriftzeichen mit dem Pinsel zu malen.

Am zweiten Tag zeigt sie Euch, wie es bei ihr in der Schule so zugeht, und was sie und ihre Freunde in Shanghai in ihrer Freizeit so machen und welche Hobbies ihnen am besten gefallen. Natürlich dürfen auch Ferien und Feiertage nicht fehlen. In China gibt es, wie in Deutschland, viele Feiertage. Ruyi zeigt Euch, wie sie diese Feiertage mit ihrer Familie feiert, was es zu Essen gibt, wie man mit Stäbchen isst und wie die Wohnung, Häuser und Straßen geschmückt werden. Ihr bastelt dafür mit Ruyi Festtagsdekorationen, die ihr dann bei Euch zuhause aufhängen könnt.

Am dritten Tag lernt ihr mit Ruyi die traditionelle Pekingoper kennen. Die Art und Farbe der Masken spielen dabei eine große Rolle. Ihr dürft Eure eigenen Pekingoper-Masken bemalen und zuhause vorführen. Aber Achtung, die Farben entscheiden, ob Eure Maske zu den Bösen oder Guten gehört. Und weil Ruyi natürlich doch eher moderne chinesische Popmusik mag, zeigt sie Euch am Ende der drei Tage noch, welche Musik sie und ihre Freunde in Shanghai am liebsten hören.

TRANSLASIEN 3×15

TRANSLASIEN 3×15. Literarische Begegnungen mit Übersetzer:innen aus süd- und ostasiatischen Sprachen

Das von der NEUSTART KULTUR Initiative geförderte Projekt TRANSLASIEN bringt erstmals in der UNESCO Creative City of Literature Heidelberg deutschsprachige Literaturübersetzer:innen aus den Sprachen Asiens zusammen, um neue Übersetzungsprojekte anzustoßen. In jeweils 15 Minuten werden drei Übersetzer:innen über ihre aktuellen Arbeiten sprechen und für uns noch unbekannte Texte aus dem süd- und ostasiatischen Sprachraum vorstellen.

Die literarische Produktion süd- und ostasiatischer Länder ist umfangreich, vielfältig und von sprachlichem Reichtum geprägt. Dennoch wird sie auf der internationalen literarischen Bühne kaum wahrgenommen. Dem Missverhältnis zwischen einer immensen literarischen Produktion auf der einen und der geringen Zahl an Übersetzungen auf der anderen Seite wirkt das Projekt TRANSLASIEN entgegen, indem es Begegnungs- und Produktionsräume für freischaffende Übersetzer:innen schafft. Diese unbekannteren Stimmen innerhalb der polyphonen Welt der Literatur ebnen als interkulturelle Expert:innen, als Sprach- und Interpretationskünstler:innen Geschichten und Gedichten den Weg zu den Leser:innen anderer Länder und Sprachräume. Das Projekt ist am Centrum für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien (CATS) der Universität Heidelberg, an dem zahlreiche süd- und ostasiatische Sprachen gelehrt werden, angesiedelt und wird in Kooperation mit dem Konfuzius-Institut Heidelberg durchgeführt.

Mithilfe des TRANSLASIEN-Projektes werden neun Übersetzer:innen – darunter etablierte Namen sowie Nachwuchsübersetzer:innen – insgesamt 12 Monate nutzen, um neue Übersetzungen anzufertigen. Dies geschieht zum Großteil während einer Autor:innen-Residenz in der UNESCO Creative City of Literature Heidelberg. Die TRANSLASIEN-Übersetzungsprojekte reichen von Lyrik, autofiktionalem Erzählen, historischen Romanen bis zu zeitgenössischer Science-Fiction-Literatur und decken ein breites Spektrum an Sprachen ab, wie z.B. Hindi, Urdu, Dari, Japanisch, Hochchinesisch und Taiwanesisch. In der geplanten Abendveranstaltung kommen nun die Stimmen hinter den deutschsprachigen Übersetzungen zu Wort. Lassen Sie sich überraschen von der Vielfalt der Literaturen Ost- und Südasiens, lernen Sie in 3×15 Minuten neue Autor:innen kennen und freuen Sie sich auf Werkstattberichte der TRANSLASIEN-Übersetzer:innen!

Die Veranstaltung ist kostenfrei, jeder Teilnehmer muss sich trotzdem ein kostenloses Ticket auf der Website generieren bzw. herunterladen.

 

Kooperationspartner

Gefördert von:

ChinaCool-Online: Wo sich die Tiger tummeln

Die erste Ausgabe von ChinaCool in diesem Jahr findet wieder einmal online statt. Referentin Wang Shangshang studierte in Heidelberg und promoviert nun an der Ludwig-Maximilians Universität in München. Am 1. Februar begann das Jahr des Tigers. Passend dazu befasst sich unser ChinaCool-Vortrag dieses Mal mit Tigern in der chinesischen Sprache und Kultur.

Beim Chinesischlernen begegnen einem oft “Tiger”. Recht früh beispielsweise lernt man den Ausdruck 马马虎虎 mǎmǎ hǔhǔ (wörtl. “Pferd Pferd, Tiger Tiger”, bedeutet “so lala”) kennen. In der Februarausgabe von ChinaCool 2021 (Vom Übersetzen und seinen Tücken) wurde das Sprichwort 骑虎难下 qíhǔ nánxià (wörtl. “Wenn man auf einem Tiger reitet, ist es schwer, abzusteigen”, etwa “Wer A sagt muss auch B sagen”) angesprochen. Dies sind nur zwei Beispiele von Sprichwörtern und Redewendungen, die in Verbindung zu “Tigern” stehen. Darüber hinaus werden im Vortrag auch einige Mythen und Geschichten mit und über “Tiger” angesprochen. Seien Sie gespannt!

Die Veranstaltung findet online statt. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Um zur Veranstaltung zu gelangen, klicken Sie bitte hier:

Was ist ChinaCool?

Was wissen Deutsche eigentlich über China? Wie denkt man in Deutschland über China und welche Vorstellungen haben Chines:innen im Gegenzug von Deutschland und was denken Chines:innen über Deutsche?

Bei Chinacool hinterfragen wir gängige Vorurteile und Stereotypen über China und Deutschland und lernen den kulturellen Hintergrund des “anderen” Landes besser kennen. In Kurzvorträgen stellen wir Themen vor, die uns persönlich interessieren, die in China oder Deutschland gerade aktuell sind und uns Einblicke geben in Denken und Kultur in China wie in Deutschland. In kleinen Gruppen unterhalten wir uns in deutscher und chinesischer Sprache und lernen so China und Deutschland nicht nur aus einer oft ganz neuen Perspektive kennen, sondern haben auf diese Weise auch die Möglichkeit, unsere Sprachkenntnisse zu vertiefen, Sprachpartner:innen und Freunde zu finden.

Wir wollen gemeinsam lernen, dabei viel Spaß haben und Themen diskutieren, die uns ganz persönlich interessieren. Chinacool wird gemeinsam mit den Teilnehmer:innen organisiert. Ihr könnt eure Ideen einbringen und gemeinsam mit uns das Format gestalten. Wir freuen uns auf euch!

Eine Dystopie aus der sinophonen Welt: New York Ghost von Ling MA

Petra Thiel im Gespräch mit der Literaturkritikerin Claudia Kramatschek.

Lesung: Johanna Withalm

Veranstaltung in deutscher Sprache.

Das Gespräch wird über den YouTube-Kanal des Konfuzius-Instituts live gestreamt. Keine Anmeldung erforderlich.

Candace Chen arbeitet für einen Verlagsdienstleister in New York, für den sie die Produktion von Themenbibeln betreut, die in Südchina hergestellt werden. Die sonst als ziellos und gelangweilt beschriebene Protagonistin und Ich-Erzählerin geht so sehr in ihren gleichförmigen Arbeitsroutinen auf, dass sie zunächst nicht bemerkt, dass in New York ein lebensgefährliches Fieber ausgebrochen ist: das Shen-Fieber. Sein Ursprung liegt in Shenzhen, einem chinesischen Produktionszentrum für zahlreiche Konsumgüter, die über globale Lieferketten weltweit verteilt werden, und die plötzlich von tödlichen Pilzsporen befallen sind. Menschen erkranken, New York ist bald menschenleer. Ein kleines Grüppchen, dem sich Candace anschließt, wandert umher, plündert und richtet sich schließlich in einer Shoppingmall ein. New York Ghost ist ein Pandemieroman, der dystopische Zustände heraufbeschwört und die Risiken globaler Wirtschaftsbeziehungen aufzeigt. In Nebensträngen wird die Migrationsgeschichte der Hauptdarstellerin erzählt, die von Heimatlosigkeit und prekären Lebenszuständen handelt. Ling Mas überaus aktueller Debütroman wurde in den USA bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2018 unter dem Titel Severance veröffentlicht. Die von Zoë Beck angefertigte deutsche Übersetzung erschien 2021 unter dem Titel New York Ghost bei CulturBooks. Im Herbst 2021 wurde New York Ghost mit dem Preis der Hotlist ausgezeichnet.

Kurzbiografien:

Claudia Kramatschek arbeitet seit 1997 als Literaturkritikerin und Moderatorin. Sie schreibt u.a. für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk (u.a. Deutschlandradio Kultur/Deutschlandfunk, WDR, SWR) und moderiert u.a. für das Literaturhaus Stuttgart, die Frankfurter und die Leipziger Buchmesse. Ihr Schwerpunkt ist die Globale Weltliteratur mit Schwerpunkt Indischer Subkontinent/Maghreb. Seit 2011 ist sie Jurymitglied der Bestenliste “Weltempfänger” (litprom – Literaturen der Welt). Seit 2019 ist sie fest angestellt im Kulturamt Heidelberg und Mitglied des Koordinationsteams der UNESCO City of Literature. Claudia Kramatschek ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.

Petra Thiel studierte Moderne Sinologie, Romanistik und Religionswissenschaft in Heidelberg. Ihr Forschungsschwerpunkt ist Kinder- und Jugendbuchliteratur in China und in globalen Kontexten. Thema ihrer Dissertation, die sie im Jahr 2018 abschloss, war der zeitgenössische Adoleszenzroman in China. Seit Mai 2012 ist sie Direktorin des Konfuzius-Instituts an der Universität Heidelberg.

Über die Autorin:

Ling MA, geb. 1983 in Sanming, Provinz Fujian der VR China, ist eine chinesisch-amerikanische Romanautorin und als Assistant Professor für kreatives Schreiben an der University of Chicago tätig. Ihr Debütroman Severance (2018) wurde mit zahlreichen Preisen wie dem Kirkus Prize ausgezeichnet, als „New York Times Notable Book of 2018“ gelistet und kam in die engere Auswahl für den Hemingway Foundation / PEN Award 2019.

Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe Von Pandemien und Dystopien: Zeitgenössische Stimmen aus China und der sinophonen Welt.

Foto-Credit: CulturBooks

Vortragsreihe Sinology goes public: Aspekte des Schulwesens der chinesischen Minderheit in Indonesien (online)

Am 15. Dezember 2021 um 17Uhr setzen wir unsere Vortragsreihe Sinology goes public, in der Nachwuchswissenschaftler*Innen ihre Forschungsthemen vorstellen, mit Stanley Setiawan und seinem Vortrag Aspekte des Schulwesens der chinesischen Minderheit in Indonesien fort.

Die chinesischstämmige Minderheit in Indonesien ist eine der größten in Südostasien. Diese Minderheit stellte jedoch nie einen homogenen Block dar, sondern war in unterschiedlichste Gruppen und Interessen aufgeteilt. Im schwierigen Kontext der niederländischen Kolonialherrschaft wurde jedoch ihre Trennung von der „einheimischen“ und der kolonialen Bevölkerung politisch und rechtlich zementiert. Netzwerke von politisch-kulturellen Organisationen wie die 1900 gegründete Vereinigung Tiong Hoa Hwee Koan versuchten durch den Aufbau eines eigenen Schulwesens die gefühlte Vernachlässigung durch die niederländischen Behörden auszugleichen.

Doch welche weiteren Folgen hatte die Einrichtung dieser Bildungsinstitutionen? Wie wirkten sie sich auf die Formierung von kultureller Identität aus? Und wie wird deren Erbe im heutigen Indonesien betrachtet oder gar fortgeführt?

Die Veranstaltung findet online statt, eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Um zur Veranstaltung zu gelangen, klicken Sie bitte hier:

Stanley Setiawan promoviert derzeit am Institut für Sinologie der Universität Heidelberg. Er hat in Freiburg, Cambridge und Beijing studiert.

 

Online-Lesung und Gespräch: Science-Fiction Literatur aus China – Die Siliziuminsel von Qiufan CHEN

Frederike Schneider-Vielsäcker und Chiara Cigarini im Gespräch.
Lesung: Johanna Withalm
Gespräch in englischer, Lesung in deutscher Sprache

Die Siliziuminsel ist das Romandebüt des zeitgenössischen chinesischen Science-Fiction-Autors Qiufan CHEN. Die dystopische Erzählung ist von den verheerenden Zuständen in Chens Heimatprovinz Guangdong, wo toxischer Elektroschrott aus aller Welt recycelt wird, inspiriert. Auf der titelgebenden Siliziuminsel im Süden Chinas, die durch die giftigen Dämpfe kaum mehr bewohnbar ist, wird das Leben von lokalen Clans, chinesischen Behörden und internationaler Machtpolitik bestimmt. Da lehnen sich die unterdrückten und als „Müllmenschen“ ausgegrenzten Wanderarbeitenden gegen die Elite auf. Angeführt wird die Rebellion von Mimi, die sich nach einer Virusinfektion in ein posthumanes Wesen verwandelt. Gelesen in der Zeit der COVID-19-Pandemie erscheinen die im Science-Fiction-Roman beschriebenen Zustände erschreckend real.

 

Kurzbiografien:

Frederike Schneider-Vielsäcker, geboren 1986, studierte Asienwissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Chinastudien am Seminar für Ostasienwissenschaften der Freien Universität Berlin, wo sie von 2014 bis 2018 auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war. Ihre Dissertation beschäftigt sich mit sozialpolitischen Diskursen in der zeitgenössischen chinesischen Science-Fiction-Literatur. Von 2017 bis 2020 war sie Redakteurin bei Kapsel, der ersten deutschen Zeitschrift für chinesische Science-Fiction-Literatur, und hat eine Veranstaltungsreihe mit namhaften Science-Fiction-Autor:innen aus China mitorganisiert. Seit 2020 ist sie am Institut für Sinologie der Universität Heidelberg tätig. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich neben Science-Fiction-Literatur noch mit Queerness und Feminismus in China und Taiwan.

Dr. Chiara Cigarini ist Forscherin und Übersetzerin, derzeit ist sie an der Universität Ca’Foscari in Venedig tätig, wo sie zuvor Sinologie studierte. Ihre Promotion zur gegenwärtigen chinesischen Science-Fiction-Literatur wurde von dem auf diesem Gebiet renommierten Wissenschaftler und Science-Fiction-Autor Wu Yan an der Beijing Normal University betreut. Ihre Forschungsarbeit befasst sich insbesondere mit den experimentellen Texten des Science-Fiction-Autors Han Song. Für die zweisprachige chinesische Science-Fiction-Anthologie Nebula übersetzte sie eine Kurzgeschichte von Wu Yan ins Italienische. In China arbeitet sie eng mit dem Research Center for Science and Human Imagination der Southern University of Science and Technology in Shenzhen und in Italien mit dem unabhängigen Verlag Future Fiction zusammen.

Über den Autor:

Qiufan CHEN, geb. 1981 in der Provinz Guangdong, VR China, ist einer der bekanntesten und mehrfach ausgezeichneten Science-Fiction-Autoren der jüngeren Generation. Sein preisgekrönter Debütroman Die Siliziuminsel erschien 2013 auf Chinesisch und 2019 in deutscher Sprache. Nach seinem Studium in Film und Literatur an der renommierten Peking Universität arbeitete er bei Google und Baidu. Seine erste Kurzgeschichte veröffentlichte er 1997 in Chinas größter Science-Fiction-Zeitschrift Kehuan Shijie (Die Welt der Science-Fiction). Sein Stil wird als „Science-Fiction-Realismus“ bezeichnet, da seine Erzählungen reale Lebenswirklichkeiten abbilden. Seine Science-Fiction wurde bereits in viele Sprachen übersetzt. Im Jahr 2018 war er Gast auf der Frankfurter Buchmesse.

Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe Von Pandemien und Dystopien: Zeitgenössische Stimmen aus China und der sinophonen Welt.

In Kooperation mit dem Center for Asian and Transcultural Studies (CATS).

 

 

Vortragsreihe Sinology goes public: Laut, Bedeutung, Form – Die chinesische Sprache zwischen Erforschung und Reform

Am 25. November 2021 um 18 Uhr setzen wir unsere Vortragsreihe Sinology goes public, in der Nachwuchswissenschaftler*Innen ihre Forschungsthemen vorstellen, mit Mariana Münning und ihrem Vortrag Laut, Bedeutung, Form – Die chinesische Sprache zwischen Erforschung und Reform fort.

Der Vortrag ist als Präsenzveranstaltung in den Räumen des Konfuzius-Instituts Heidelberg geplant. Sollte es pandemiebedingt zu Änderungen kommen, werden diese auf der Website bekannt gegeben. Unser Hygienekonzept für Veranstaltungen finden Sie hier.

Das 20. Jahrhundert in China war von radikalen Sprachreformen geprägt. Dieser Vortrag beschreibt, wie die beteiligten Linguisten moderne westliche Sprachwissenschaft und traditionelle chinesische Philologie miteinander vereinten, um Fragen zu klären wie: Was soll die chinesische Standardsprache sein? Was ist ein Wort im Chinesischen? (Wie) Kann die Schrift reformiert werden?

Die Hauptrolle in diesem Vortrag spielt Wei Jiangong 魏建功 (1901-1980), der unter anderem für die Kompilation des meistverkauften Wörterbuchs der Welt bekannt ist. An seinem Beispiel werden die größten Streitpunkte in der Sprachplanung des 20. Jahrhunderts unter Einbezug seiner Kollegen behandelt. Obwohl die durchgesetzten Reformmaßnahmen oft als großer Einschnitt in die chinesische Sprachwelt gesehen werden, zeigt das stetige Abwägen zwischen sprachwissenschaftlicher Deskription und politischer Präskription von Linguisten wie Wei Jiangong, dass sie auch als ein Schritt zur sprachlichen Selbstbestimmung gesehen werden müssen.

Das englischsprachige Buch zum Thema erscheint unter dem Titel Sound, Meaning, Shape: The Phonologist Wei Jiangong (1901–1980) between Language Study and Language Planning im Winter 2021/2022 bei Crossasia-Ebooks: https://crossasia-books.ub.uni-heidelberg.de/xasia/catalog/preview

Mariana Münning ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sinologie der Universität Heidelberg. Sie forscht, lehrt und publiziert vor allem in den Bereichen Sprachwissenschaft, Sprachplanung und Schulbücher im China des 20. Jahrhunderts.

 

 

Bild oben: Erste Seite von Wei Jiangongs Manuskript Hanzi shengyunxue 漢字聲韵學 (Phonologie der chinesischen Schriftzeichen) Familienbesitz, Peking, ca. 1935.