Anne C. Voorhoeve: “Nanking Road”; Lesung mit Gespräch
In der Literaturreihe „Spurensuche“, einer Kooperation mit der Stadtbücherei Heidelberg, konnten wir am Donnerstag, den 07. November 2019, die Autorin Anne C. Voorhoeve in Heidelberg begrüßen, die mit ihrem Erstling „Lilly unter den Linden“ (2004) den Grundstein für eine Karriere als erfolgreiche Verfasserin historischer Jugendromane legte. Immer wieder beschäftigt sich Voorhoeve in ihren Büchern mit Aspekten des Zweiten Weltkriegs, mit Flucht- und Migrationserfahrungen und mit der Schwierigkeit des Ankommens. Auch ihr Roman “Nanking Road” aus dem Jahr 2013, um den es in der zweiten Lesung ging, behandelt das Thema Flucht und kann als eine Neuschreibung, als eine „Was-wäre-wenn-Geschichte“ des Romans „Liverpool Street“ (2007) verstanden werden. In beiden Romanen muss die zunächst 11-jährige Ziska Mangold nach den Novemberpogromen im Jahr 1938 Berlin verlassen und sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden. In „Liverpool Street“ ist es eine englische Familie, die das Mädchen aufnimmt, in „Nanking Road“ gelingt Ziska und ihren Eltern die Flucht über das Meer nach Shanghai, den einzigen noch offenen Hafen, der jüdische Flüchtlinge aufnimmt. Dort wird sie mit Armut, Verlust und der Angst um ihre in Berlin verbliebenen Familienmitglieder und Freunde konfrontiert, jedoch auch mit einer großen Solidarität seitens der jüdischen Gemeinde in Shanghai. Auch diesmal gab die Autorin Einblicke in ihre Arbeit, die zu einem weiteren offenen und lebhaften Gespräch anregte. Moderiert wurde die Lesung von Petra Thiel. Wir danken den interessierten Zuhörern und der Autorin für einen weiteren anregenden Literaturabend!
Dezember 1938. In letzter Minute flüchten Ziska und ihre Eltern aus Berlin. Mit einem Ozeandampfer reist die jüdische Familie nach Shanghai, an die andere Seite der Welt. Dort taucht Ziska in das aufregende Leben der chinesischen Großstadtmetropole ein. Gleichzeitig erlebt sie unbeschreibliche Armut und einen Krieg, der sich schon bald über die ganze Welt ausbreiten wird.
Fragen über Herkunft, Loyalität, Religion und Schuld entstehen. In diesem Kontext verbindet der Roman die extreme Entbehrung der Flüchtlinge im Exil mit den Farbenfrohen Eindrücken verschiedener Nationalitäten und Religionen in der “offenen Stadt” Shanghai, die Ziskas heranwachsen beeinflussen.
Anne C. Voorhoeve, 1963 geboren in Bad Ems, ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie studierte Politikwissenschaft, Amerikanistik und Alte Geschichte an der Universität Mainz. Seit 2000 arbeitet sie als selbstständige Lektorin und widmete sich ab 2005 vollständig dem Schreiben. Anne C. Voorhoeve thematisiert in ihren Büchern die Lebensumstände und politische Situation zeitgenössischer Geschichte.
Diese Veranstaltung fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe “Spurensuche: China in deutschsprachiger Kinder- und Jugendliteratur” statt. Weitere Termine finden Sie hier.