Der persönliche Blick auf das Leben im chinesischen Lockdown: Wuhan Diary – Tagebuch aus einer gesperrten Stadt
Sara Landa im Gespräch mit Michael Kahn-Ackermann.
Lesung: Johanna Withalm
Das Tagebuch der bekannten chinesischen Schriftstellerin Fang FANG, das im Blog-Format im Zuge des Lockdowns in Wuhan entstanden ist, ist ein einzigartiges Zeitdokument über den Kampf gegen einen unsichtbaren Feind, den die Menschen in Wuhan zu Beginn der Covid-19-Pandemie weltweit als erste führten. Am 25. Januar 2020, d.h. zwei Tage nachdem erstmals in der Geschichte eine 9-Millionen-Einwohner-Stadt komplett von der Außenwelt abgeriegelt wurde, beginnt Fang, online Tagebuch zu schreiben. Eingeschlossen in ihrer Wohnung berichtet sie vom Hereinbrechen und dem Verlauf einer durch einen Virus ausgelösten Krise, von der Panik während der ersten Tage der Covid-19-Epidemie bis zu ihrer erfolgreichen Eindämmung. Sie erzählt von der Einsamkeit, dem Leid der Erkrankten, der Angehörigen von Verstorbenen und der wachsenden Solidarität unter Nachbarn. Sara Landa (CATS) wird mit dem deutschen Übersetzer des Tagebuchs und langjährigen Kulturvermittler Michael Kahn-Ackermann über ausgesuchte Einträge und die Herausforderungen des Übersetzens einer nicht literarisch angelegten Sammlung an Einträgen und Gedanken sprechen.
Kurzbiografien:
Michael Kahn-Ackermann studierte Sinologie an der LMU München und in Peking. Er war Gründungsdirektor des Goethe-Instituts Peking, das er nach Stationen in Moskau und Rom von 2007 bis 2011 auch leitete. Kahn-Ackermann lebt in Nanjing und hat zahlreiche Werke der chinesischen Gegenwartsliteratur ins Deutsche übersetzt, zuletzt Fang Fangs Roman Weiches Begräbnis (软埋 Ruan mai, 2021), der für den Internationalen Literaturpreis 2021 nominiert war.
Sara Kathrin Landa ist Projektmitarbeiterin des am Center for Asian and Transcultural Studies (CATS) angesiedelten Kollegs „Worldmaking in a Global Context: a Dialogue with China“, wo sie zu „Environmental, Political and Aesthetic Crises and Transformations: Challenges of Literary Representation between Socialism and Postsocialism (ca. 1965-1995)—a Transcultural Perspective” forscht. Im Sommersemester initiierte das Kolleg ein Leseprojekt, das sich mit Pandemie-Literatur aus unterschiedlichen historischen, geografischen und kulturellen Kontexten beschäftigte: die „Pandemic Readings“.
Über die Autorin:
Fang FANG, geb. 1955, ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Chinas. Seit ihrem zweiten Lebensjahr lebt sie in Wuhan. Fang FANG veröffentlichte eine Vielzahl an Romanen, Novellen, Kurzgeschichten und Essays. Im Zentrum ihrer Erzählungen stehen häufig die Armen und Entrechteten. Im Jahr 2016 veröffentlichte sie den von der Kritik gefeierten Roman 软埋 Ruan mai, für den sie den Lu Yao Preis erhielt. In Deutschland erschien der Roman in diesem Jahr unter dem Titel Weiches Begräbnis.
Online-Veranstaltung in deutscher Sprache. Um der Veranstaltung beizutreten, klicken Sie bitte hier:
Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe Von Pandemien und Dystopien: Zeitgenössische Stimmen aus China und der sinophonen Welt.
In Kooperation mit dem Center for Asian and Transcultural Studies (CATS).