Vortrag: “Kampf um Sichtbarkeit: Die Bildmedien Chinas in der Kulturrevolution”
Am Mittwoch, den 10. Oktober 2018, begrüßte das Konfuzius-Institut Heidelberg mit dem Doktoranden Bernd Spyra vom Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg einen besonderen Gast für die Film- und Vortragsreihe „Facetten des Erinnerns: 1968 Global – China und die Welt.“ 2015 organisierte er die Prämiere der gleichnamigen Kunstausstellung in Hamburg mit, die nun auch im Völkerkundemuseum Heidelberg zu sehen ist. Der Referent, der selbst als Fotograf tätig ist, widmete sich in seinem Vortrag dem Thema: “Kampf um Sichtbarkeit: Die Bildmedien Chinas in der Kulturrevolution”.
Einen historischen Ansatz wählend, begann Herr Spyra seinen Vortrag mit der Rolle der Fotografie zur Zeit des 2. Weltkrieges in China. Damals versuchte die chinesische Heeresleitung, die größtenteils analphabetische Bevölkerung mittels Bilder zur Agitation gegen die einfallenden japanischen Truppen zu bewegen. Als Folge davon blieben die neu gegründeten Fotografenschulen noch bis 1952 unter militärischer Kontrolle, bevor sie unter einer zentralen Abteilung für Fotojournalismus der Zeitung Xinhua zusammengefasst wurden. Trotz zeitweiser Liberalisierung blieb die Fotografie bis in die 1970er Jahre größtenteils zentralisiert, sodass lokale Zeitungen Fotos für ihre Berichterstattung aus dem Katalog der Zentralen Abteilung auswählen mussten und eigene Fotos nicht veröffentlichen durften.
Wie auch alle anderen Bereiche in jener Zeit sollte die Fotografie aus Sicht der Regierung sozialistische Formen annehmen, um das China Mao Zedongs gebührend darzustellen. Dieser Aufgabe widmete sich Jiang Qing, Maos 4. Ehefrau, der politisches Engagement von der Kommunistischen Partei verboten worden war. Nach und nach ersetzte sie in den 1960er Jahren das bisherige Personal der Xinhua Abteilung für Fotojournalismus mit parteilinientreuen Bekannten und drückte der Fotografie durch eigens organisierte Workshops und Handbücher ihren persönlichen Stempel auf. Und auch wenn sie in Folge des Todes Mao Zedongs 1976 hingerichtet wurde, so wirkte ihre persönliche Art der Fotografie noch jahrelang weiter und war eine der Grundlagen der Kunstausstellung Ni Shaofengs und Deng Huaidongs, die momentan im Völkerkundemuseum Heidelberg besucht werden kann.
Im Anschluss an den Vortrag wurde im Karlstorkino der Film „La Chinoise“ von Jean Luc Godard (1967) gezeigt.
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