Chinas Moderne aus konfuzianischer Sicht

Chinas Moderne aus konfuzianischer Sicht:
Konträre Positionen innerhalb des modernen Konfuzianismus.

Termin: Mittwoch, 15. Dezember 2010
Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg, Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg

ZUM VORTRAG:

Mitte der 1980er Jahre erwachte in der Volksrepublik China das Interesse an einem sogenannten „modernen Konfuzianismus“ 现代新儒 xiandai xin ruxue, dessen Ausgangspunkt meist im späten 19. oder frühen 20. Jh. gesehen wird. Nach 1949 emigrierten Vertreter des modernen Konfuzianismus nach Hongkong, Taiwan oder in die Vereinigten Staaten. Auch ihnen wird innerhalb und außerhalb der Volksrepublik China großes Interesse entgegengebracht. Im Vordergrund dieses Interesses steht die kritische Auseinandersetzung des modernen Konfuzianismus mit der gesellschaftlichen Moderne, wie sie in westlichen Ländern und in Ostasien wahrgenommen wird. Mit dem Konfuzianismus verbindet sich dabei gemeinhin die Hoffnung, er könne im Prozess der Moderne und der Modernisierung orientierend wirken, für den einzelnen Menschen ebenso wie für ganze Gesellschaften. Allerdings gehen die Ansichten von Vertretern des modernen Konfuzianismus darüber, in welchem Maße der Konfuzianismus dies zu leisten vermag auseinander. Zudem wird bisweilen die Befürchtung geäußert, ein politisch erstarkter Konfuzianismus könne zu einem neuen Dogmatismus führen. Ebenfalls keine Einhelligkeit herrscht darüber, in welchem Verhältnis der moderne Konfuzianismus zur konfuzianischen Tradition steht. In diesem Zusammenhang wirft eine heute beinahe in Vergessenheit geratene Konfuzianismus-Kritik, die konfuzianische Denker in der Mitte des 20. Jh. vortrugen, wichtige Fragen auf. Prof. Fröhlich untersuchte davon ausgehend wird in seinem Vortrag die innerhalb und außerhalb Chinas andauernde Diskussion über das Verhältnis von Konfuzianismus und gesellschaftlicher Moderne in ihren Grundzügen.


Prof. Dr. Thomas Fröhlich studierte Sinologie, Politikwissenschaft und Internationales Recht in Zürich und Taiwan. Er ist seit 2004 Professor für Staat und Gesellschaft Chinas an der Universität Erlangen-Nürnberg. Politisches Denken in China von der Vergangenheit bis hin zur Gegenwart und moderner Konfuzianismus des 20. Jahrhunderts, gehören genauso zu seinen Forschungsinteressen, wie Exilerfahrungen chinesischer Intellektueller.  Auch Geschichtsdenken und Diskurse über Kultur und Nation im modernen China und in Taiwan, vor allem seit der Periode japanischer Kolonialherrschaft, sind Themen mit denen er sich in Forschung und Lehre auseinander setzt.

 


KONFUZIUS-VORTRÄGE:

Konfuzius-Institute sind nach dem vermutlich bekanntesten Philosophen und Lehrmeister der chinesischen Geschichte benannt. Über Konfuzius und seine Lehren wurde viel gesprochen und geschrieben. Aber was hat Konfuzius denn nun wirklich „gesagt“ und was davon hat vielleicht heute noch Gültigkeit? Das Konfuzius-Institut Heidelberg lädt Experten aus verschiedenen Bereichen der Sinologie ein, um Ihnen ein fundiertes, facettenreiches und detailliertes Bild des chinesischen Philosophen, sowie des Konfuzianismus zu zeichnen.

Prof. Rudolf Wagner: Konfuzius, ein Bild das nicht zur Ruhe kommt

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Prof. Hans van Ess: Konfuzius heute