Online-Lesung und Gespräch: Science-Fiction Literatur aus China – Die Siliziuminsel von Qiufan CHEN
Frederike Schneider-Vielsäcker und Chiara Cigarini im Gespräch.
Lesung: Johanna Withalm
Gespräch in englischer, Lesung in deutscher Sprache
Die Siliziuminsel ist das Romandebüt des zeitgenössischen chinesischen Science-Fiction-Autors Qiufan CHEN. Die dystopische Erzählung ist von den verheerenden Zuständen in Chens Heimatprovinz Guangdong, wo toxischer Elektroschrott aus aller Welt recycelt wird, inspiriert. Auf der titelgebenden Siliziuminsel im Süden Chinas, die durch die giftigen Dämpfe kaum mehr bewohnbar ist, wird das Leben von lokalen Clans, chinesischen Behörden und internationaler Machtpolitik bestimmt. Da lehnen sich die unterdrückten und als „Müllmenschen“ ausgegrenzten Wanderarbeitenden gegen die Elite auf. Angeführt wird die Rebellion von Mimi, die sich nach einer Virusinfektion in ein posthumanes Wesen verwandelt. Gelesen in der Zeit der COVID-19-Pandemie erscheinen die im Science-Fiction-Roman beschriebenen Zustände erschreckend real.
Kurzbiografien:
Frederike Schneider-Vielsäcker, geboren 1986, studierte Asienwissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Chinastudien am Seminar für Ostasienwissenschaften der Freien Universität Berlin, wo sie von 2014 bis 2018 auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war. Ihre Dissertation beschäftigt sich mit sozialpolitischen Diskursen in der zeitgenössischen chinesischen Science-Fiction-Literatur. Von 2017 bis 2020 war sie Redakteurin bei Kapsel, der ersten deutschen Zeitschrift für chinesische Science-Fiction-Literatur, und hat eine Veranstaltungsreihe mit namhaften Science-Fiction-Autor:innen aus China mitorganisiert. Seit 2020 ist sie am Institut für Sinologie der Universität Heidelberg tätig. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich neben Science-Fiction-Literatur noch mit Queerness und Feminismus in China und Taiwan.
Dr. Chiara Cigarini ist Forscherin und Übersetzerin, derzeit ist sie an der Universität Ca’Foscari in Venedig tätig, wo sie zuvor Sinologie studierte. Ihre Promotion zur gegenwärtigen chinesischen Science-Fiction-Literatur wurde von dem auf diesem Gebiet renommierten Wissenschaftler und Science-Fiction-Autor Wu Yan an der Beijing Normal University betreut. Ihre Forschungsarbeit befasst sich insbesondere mit den experimentellen Texten des Science-Fiction-Autors Han Song. Für die zweisprachige chinesische Science-Fiction-Anthologie Nebula übersetzte sie eine Kurzgeschichte von Wu Yan ins Italienische. In China arbeitet sie eng mit dem Research Center for Science and Human Imagination der Southern University of Science and Technology in Shenzhen und in Italien mit dem unabhängigen Verlag Future Fiction zusammen.
Über den Autor:
Qiufan CHEN, geb. 1981 in der Provinz Guangdong, VR China, ist einer der bekanntesten und mehrfach ausgezeichneten Science-Fiction-Autoren der jüngeren Generation. Sein preisgekrönter Debütroman Die Siliziuminsel erschien 2013 auf Chinesisch und 2019 in deutscher Sprache. Nach seinem Studium in Film und Literatur an der renommierten Peking Universität arbeitete er bei Google und Baidu. Seine erste Kurzgeschichte veröffentlichte er 1997 in Chinas größter Science-Fiction-Zeitschrift Kehuan Shijie (Die Welt der Science-Fiction). Sein Stil wird als „Science-Fiction-Realismus“ bezeichnet, da seine Erzählungen reale Lebenswirklichkeiten abbilden. Seine Science-Fiction wurde bereits in viele Sprachen übersetzt. Im Jahr 2018 war er Gast auf der Frankfurter Buchmesse.
Diese Veranstaltung ist Teil der Reihe Von Pandemien und Dystopien: Zeitgenössische Stimmen aus China und der sinophonen Welt.
In Kooperation mit dem Center for Asian and Transcultural Studies (CATS).