Vortrag: China und der Schutz geistigen Eigentums

Johannes LeJeune M.A.: China und der Schutz geistigen Eigentums: Regieren in einem fragmentierten autoritären Staat

Termin:  Donnerstag 15. März
Uhrzeit: 19.00 – 20.00 Uhr
Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg
Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg
Eintritt: frei

Eine die Demokratieforschung lange Zeit dominierende Annahme lautete, dass soziale und wirtschaftliche Modernisierung über kurz oder lang zur Demokratie führen müsste – autoritäre Staaten wie die VR China mit ihrer Machtkonzentration an der Spitze des politischen Systems seien hingegen mit der Steuerung eines entwickelten Landes überfordert. Heute hat man jedoch gelegentlich den Eindruck als würden die westlichen Demokratien geradezu neidisch auf die Effizienz schauen mit der in China politische Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden. Es herrscht das Bild eines straff durchorganisierten Staates vor, der seine Ziele ohne Rücksichtnahme auf die komplizierten Prozesse einer Demokratie verfolgen kann. Dass beide Bilder – das der ineffizienten Gewaltherrschaft als auch das der effizienten Modernisierungsdiktatur – an der Realität vorbeigehen, zeigte Johannes Lejeune in seinem Vortrag am Beispiel des Schutzes geistigen Eigentums in China. Wie in vielen anderen Politikfeldern herrscht auch hier ein bemerkenswerter Widerspruch zwischen den Zielen der politischen Führung und der tatsächlichen Umsetzung ihrer Politik vor, der auch nicht einfach mit dem Hinweis auf fehlenden politischen Willen abgetan werden kann. Vielmehr ist es ein typisches Beispiel dafür, mit welchen anhaltenden Problemen sich ein autoritärer Staat bei der Regierung einer ausdifferenzierten Gesellschaft und Wirtschaft konfrontiert sieht – und spricht damit gleichzeitig die Frage an, ob sozio-ökonomische Modernität auch ohne Demokratie zu haben ist.
Johannes Lejeune studierte Sinologie, Politikwissenschaft und Öffentliches Recht in Heidelberg und Peking. Seit Frühljahr 2011 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Goethe-Universität in Frankfurt am Main tätig, wo er zur Funktion von Ideologie in Chinas internationalen Beziehungen promoviert. Weitere Forschungsschwerpunkte sind Demokratisierungsprozesse in Ost- und Südostasien sowie die Politikfeldanalyse in China.

Vortragsreihe: Sinology goes public

Unter dem Motto “Sinology goes public” gibt das Konfuzius-Institut Heidelberg Ihnen die Möglichkeit Absolventen der Heidelberger Sinologie und Ihre unterschiedlichen Forschungsthemen kennen zu lernen. Die Reihe startete im September 2011 mit einem Vortrag von Dr. Lena Henningsen. Eine Übersicht über kommende und vergangenen Vorträge dieser Reihe finden sie hier. Wir freuen uns auf Vorschläge für weitere Themen und Zuschriften von Absolventen mit Angabe des Titels der Abschlussarbeit und einem Terminwunsch unter: s.schneider@konfuzius-institut-heidelberg.de.