Von Tigermüttern, Rabenmüttern und anderen Muttertieren

Annika Jöst M.A: Von Tigermüttern, Rabenmüttern und anderen Muttertieren: über die gegenwärtige Entwicklung der Mutter- und Vaterrolle in der chinesischen Gesellschaft

 

Termin: Donnerstag, 13. Dezember 2012
Uhrzeit: 19.00 – 20.00 Uhr
Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg
Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg
Eintritt: frei

Anfang 2011 erregte der Bestseller der chinesisch-amerikanischen Yale-Professorin Amy Chua „Die Mutter des Erfolges“ (engl. Titel Battle Hymn of the Tiger Mother) weltweit großes Aufsehen. Das Buch beschreibt das Klischee der asiatischen strengen „Tigermutter“, die ihre Kinder mit unnachgiebiger Strenge zum Erfolg drillt. Tatsächlich jedoch lässt sich keine stereotype Definition eines chinesischen Mutterideals finden. Es gibt eine große Vielfalt an diskutierten und praktizierten Mutterbildern im gegenwärtigen China, die sowohl aus der kulturhistorischen, sozialen und politischen Geschichte Chinas als auch durch die Einflüsse amerikanischer und europäischer Medien entstanden sind. “Tigermütter” und Adlerväter” wie sie in den Medien auftauchen, stoßen in China in der Regel auf die gleiche Empörung wie bei uns. Annika Jöst zeigte, dass sich die Diskussionen um gute Erziehung in China im Grunde nicht von denen in Deutschland unterscheiden. Wie viel Strenge muss sein? Wie baue ich trotz Berufstätigkeit eine Bindung zu meinem Kind auf? Kurzum, was das beste für das Kind ist, sowohl emotional als auch auf die Ausbildung bezogen. Über diese Fragen diskutieren Väter und Mütter eifrig in Foren und Talkshows. Anders als in Deutschland werden in China Kinder traditionell von einem Kindermädchen betreut, während die Mutter berufstätig ist. Allerdings sind die Kosten für Kindermädchen in den letzten Jahren deutlich gestiegen, so dass viele Familie inzwischen abwägen, dass stattdessen die Mutter ihren Beruf aufgibt um sich um das Kind zu kümmern. Wie auch in Deutschland schließt sich auch in China die Frage nach der dauerhaften Zufriedenheit der Mutter, die dann “nur” noch Mutter ist an.

Annika Jöst studierte Moderne Sinologie, Anglistik und Öffentliches Recht in Heidelberg und Tianjin und ist gegenwärtig Doktorandin am Institut für Sinologie in Heidelberg. In ihrer Dissertation beschäftigt sie sich mit der Analyse von Frauen- und Männerbildern in chinesischen Frauenzeitschriften im Zeitraum von 1988-2010. Annika Jöst war in den letzten 4 Jahren zusätzlich aktiv in zwei Projekten, gefördert durch den Exzellenzcluster Asien und Europa im globalen Kontext  und durch das TransCoop-Programm der Alexander von Humboldt Stiftung. Als Stipendiatin des Projektes B 12 „Rethinking Trends“ forschte sie über neue Trends und Entwicklungen von Mütter- und Väterbildern in Deutschland, den USA und China. Im Projekt zu chinesischen Frauenzeitschriften der Republikzeit arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin und war maßgeblich an der Entwicklung der Datenbank beteiligt.