Nachhaltige Stadtentwicklung: Sind europäische Ansätze auf China übertragbar?

Nachhaltige Stadtentwicklung: Sind europäische Ansätze auf China übertragbar?

Ein Vortrag von Holger Wolpensinger

Termin: Freitag, 10. Mai 2013
Uhrzeit: 19.00 Uhr
Ort: Konfuzius-Institut, Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg
Eintritt: frei

Urbanisierung in China und Europa

Aufgrund der Urbanisierung Chinas in für europäische Verhältnisse nie dagewesener Größenordnung und Schnelligkeit entsteht ein entsprechend großer Handlungsdruck durch die damit verbundenen Belastungen der Umwelt, der Wirtschaft und der Sozialsysteme. Der jüngste Rekord-Smog in Peking ist nur eine der augenscheinlicheren Veränderungen, die mit der Industrialisierung und der Urbanisierung einhergehen. Die Städte Europas haben zwar langsamer aber durchaus vergleichbare Entwicklungsstadien durchgemacht, weshalb der Blick auf die europäischen Entwicklungen lohnend erscheint. Eine nachhaltige Entwicklung wird weltweit angestrebt und ist seit der UNCED Konferenz 1992 in Rio de Janeiro politisches Programm aller Nationen. Auch Chinas neue Städte sollen zum Teil mit der Unterstützung europäischer Planungsbüros nachhaltiger entwickelt werden.

Ansätze und Konzepte Europäischer Quartiere und Siedlungen

In Europa gibt es mindestens 400 zusammenhängende Stadtquartiere und Siedlungen, die seit den 80er Jahren explizit unter dem Vorzeichen der Nachhaltigkeit entwickelt und realisiert wurden. Dabei handelt es sich um zum Teil größere Neubausiedlungen aber auch um Bestandsquartiere, die mit neuen Planungsansätzen entwickelt und mit innovativen Technologien realisiert wurden. Die Lösungen sind vielfältig, reduzieren in hohem Maße schädliche Emissionen und bieten den Nutzern und Bewohnern einen höheren Komfort sowie mehr Sicherheit gegenüber möglicher globaler Krisen.

In seinem Vortrag stellte Wolpensinger Plusenergiequartiere vor, die nicht nur sich selbst, sondern auch Nachbarquartiere mitversorgen, Bike Cities, die einem nachhaltigen urbanen Lebensstil angepasst sind, ganze Quartiere die nach Feng Shui und gesundheitlichen Aspekten entstehen, Transition Town- und Permakulturprojekte mit urbanen Gärten, aber auch abwasserfreie Siedlungen. Eine neue Entwicklung ist, dass die ersten größeren Quartiersprojekte entstanden sind, in denen die komplette Themenvielfalt einer nachhaltigen Lebensweise umgesetzt werden konnte.
Holger Wolpensinger, Dipl.-Ing. schloss sein Studium an der Universität Karlsruhe mit einer Diplomarbeit über die „Ökobilanzierung von Siedlungen“ ab. Direkt im Anschluss an seinen Studienabschluss begann er seine Tätigkeit im Beratungsdienst in der Nachhaltigkeitsentwicklung.

2002 arbeitete Wolpensinger für das ifeu (Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg) in der Entwicklungsabteilung des „Netzwerk Lebenszyklusdaten“ am Forschungszentrum Karlsruhe. Von 2004 bis 2006 promovierte er an der Fakultät Raumplanung der Universität Dortmund zum Thema „Operationalisierung ökologischer Nachhaltigkeit von Siedlungen und Stadtquartieren“. Zwischenzeitlich unterrichtete er am Lehrstuhl für Stadtquartiersplanung und Entwerfen der Universität Karlsruhe. Von 2006 bis 2008 war er als Referent in der Geschäftsstelle Nachhaltiges Bauen, sowie dem Referat Baukultur, Architektur, Städtebau des Wissenschaftlichen Bereichs (heute BBSR – Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung) am Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung Bonn tätig. Von 2008 bis 2010 arbeitete er als Projektmanager Nachhaltiges Bauen beim Informationsdienst Holz des Holzabsatzfonds in Bonn. Seit 2011 ist Wolpensinger Geschäftsführer und Inhaber des Beratungsunternehmens Fachberatung für Nachhaltiges Bauen in Bonn.

Außerdem ist Wolpensinger Gründer und Vorstandsmitglied im „Netzwerk Nachhaltige Stadtentwicklung“ (NSE). Weitere Informationen über Veröffentlichungen, Tagungen sowie ehrenamtliche Tätigkeiten finden Sie auf der Website www.baufachberatung.net/.

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Salon für transkulturelle Studien chinesischer Doktoranden und Post-Doktoranden aus Heidelberg und Mannheim (海德堡-曼海姆跨学科跨文化沙龙).