“Chinese Bridge”-Summercamp der Konfuzius-Institute Deutschland

“Chinese Bridge”-Summercamp der Konfuzius-Institute Deutschland

 

Beginn:  Sonntag, 22.07.2012
Bericht von Beate Kolb-Reich, Frankenlandschule Walldürn

Am 22.7. war es also soweit. Wir – 10 Schüler der Frankenlandschule Walldürn und ich als ihre Begleitperson – trafen uns am späten Nachmittag am Frankfurter Flughafen, zusammen mit einer weiteren Schülergruppe aus Freiburg, zum Check-in. Eine Maschine der China-Air-Fluggesellschaft sollte uns nach Beijing (Peking) bringen, wo unser 2-wöchiges Summer Camp 2012 begann, ein Projekt der Konfuzius-Institute in Deutschland. Voller Spannung und Abenteuerlust lauschten wir der chinesischen Ansage und bekamen während unseres Nachtflugs schon erste Eindrücke von der chinesischen Kultur: Fisch in Karamellsoße und eine große Auswahl an chinesischen Filmen (mit englischen Untertiteln).

Etwas verspätet landeten wir um die Mittagszeit in Beijing und bestaunten den riesigen modernen Flughafen. Wir wurden schon sehnlichst erwartet von Dr. Hu, dem Organisator aus Hannover, und den chinesischen Begleitern vor Ort. Diese  gaben uns erst einmal Wasser, denn die Hitze war enorm, und überreichten uns ein Begrüßungsgeschenk. Wegen der Verspätung fuhren wir nicht zum Mittagessen ins Hotel, sondern sofort weiter in die Zentrale des Konfuzius-Instituts, und zwar mit drei Bussen, da unsere Gruppe mittlerweile durch weitere Schüler aus Berlin, Leipzig, Hannover, Nürnberg und München auf 130 Schüler und 9 deutsche Begleitpersonen angewachsen war. Hier machten wir als erstes – der chinesischen Tradition entsprechend – ein Gruppenfoto, dem noch viele weitere folgen sollten. Anschließend erfolgte die Eröffnungszeremonie und eine Besichtigung von Hanban (Dachorganisation der Konfuzius-Institute) mit seiner Ausstellung zur chinesischen Sprache und Kultur, wobei sich die Schüler besonders für traditionelle chinesische Bekleidung interessierten.

Den Abend beschlossen wir in einer Uni-Mensa, wo wir unter Beweis stellen mussten, dass wir mit Stäbchen essen können, auch wenn es hier Pommes wie überall auf der Welt gab. Bereits um 7:00 am nächsten Morgen ging es zum ersten Höhepunkt, der Großen Mauer. Aus einem dichten Dunstschleier erhob sich das gewaltige Mauerwerk. Wir passierten ein imposantes Eingangstor und fanden uns inmitten tausender Touristen. „Nur wer die Große Mauer bestiegen hat, ist ein richtiger Mann“ (Mao Zedong): Also los!! Bei 35°C und extrem hoher Luftfeuchtigkeit ist das Erklimmen der steilen Stufen eine schweißtreibende Angelegenheit, aber wir haben es geschafft! Immerhin einen winzig kleinen Teil davon!

Am Nachmittag erlebten wir einen weiteren Höhepunkt: den kaiserlichen Sommerpalast mit seinen zahllosen Pavillons, Hallen, Gartenanlagen und Tempeln sowie einem großen künstlichen See. Die Hitze war mittlerweile so groß, dass wir beinahe den gesamten Fächervorrat der Souvenirläden aufkauften. Wir liefen am Ufer des Sees entlang, das Bad nahmen wir in der Menge. Es waren sicherlich hunderttausend Menschen unterwegs. Unsere chinesischen Begleiter waren sehr damit beschäftigt, unsere Gruppe beisammen zu halten.

An diesem Abend entschloss sich unsere Gruppe trotz Mensaessen noch ein Restaurant aufzusuchen. Wir setzten uns an einen runden Tisch und jeder bestellte sich eine chinesische Köstlichkeit, die wir nach chinesischer Art gemeinsam aßen. Geholfen hat uns eine ausführliche Speisekarte mit Bildern und englischer Übersetzung.

Am 25.7., unserem dritten Tag, besichtigten wir den beeindruckenden Campus der Universität von Beijing, die die beste im Land sein soll, und hörten Vorträge. Am Nachmittag fuhren wir durch die Innenstadt, vorbei an Maos Mausoleum zum Tiananmen-Platz (Platz des Himmlischen Friedens), umrahmt von gewaltigen Bauten wie dem Regierungsgebäude und dem Nationalmuseum. Überhaupt ist hier alles sehr viel größer: die Häuser, die Anlagen und die Straßen.

Und dann betraten wir die Verbotene Stadt mit ihren 890 Palästen und 9 999,5 Räumen (nur der Himmel hat 10 000), die Anlage, die für die Kaiser Chinas das Spiegelbild des Kosmos war und für die normale Bevölkerung tabu. Es war so wunderschön wie im Märchen, nur nicht die Menschenmasse, die sich durch die Plätze, Höfe und Gassen schob und auch nicht die Eile, zu der wir immer wieder ermahnt wurden. Am Abend wurden wir in den sogenannten Seidenmarkt entlassen, ein mehrstöckiges Gebäude mit einer Fülle an Angeboten, von Kleidung über Schuhe zu Souvenirs und Schmuck. Hier hieß es handeln, handeln, handeln!!

 

Am 26.7. mussten wir morgens schon um 7:00 unser Gepäck in der Lobby haben. Doch vor unserem Flug nach Hefei in der Provinz Anhui besuchten wir noch ein restauriertes Altstadtviertel. Leider war die Zeit zu knapp für die vielen interessanten Geschäfte. Noch eine letzte Sehenswürdigkeit stand auf dem Programm: das Olympiagelände. Hier durften wir einen Blick auf das berühmte Bird`s Nest werfen, die Innenbesichtigung des Stadions war nicht mehr möglich. Nach einem letzten Mensaessen ging es zum Flughafen. Leider hatte der Flug dann drei volle Stunden Verspätung, so dass wir erst spät am Abend ankamen. Dennoch gab es ein leckeres Begrüßungsessen im Hotel.

In der Provinzstadt Hefei (8 Millionen Einwohner) wurden wir am 27.7. in der Aula der Universität aufs Herzlichste begrüßt, sogar das Fernsehen war mit dabei. Auch hier wurde uns ein Begrüßungsgeschenk überreicht, u.a. ein Fächer und das aus gutem Grund: Die Temperaturen kletterten hier noch weiter nach oben, zum Teil auf über 40°C. Waren wir bis jetzt nur Touristen auf Sightseeing-Tour, sollten wir in der kommenden Woche nun tiefere Einblicke gewinnen in die chinesische Kultur und den chinesischen Alltag.

Jeder Tag begann mit einem zweistündigen Sprachkurs. Die Teilnehmer wurden aufgeteilt in Gruppen gemäß ihren Vorkenntnissen und auf die am letzten Tag stattfindende Abschlussprüfung vorbereitet, die dann auch alle bestanden.

An den Nachmittagen wurden wir in drei unterschiedliche Schulen gebracht, wo nach einer willkommenen Mittagspause die Einführungen in die chinesischen Künste stattfanden. Unsere Schule war die Mittelschule 168, ein halbprivates Internat und wahrlich eine Musterschule für etwa 5800 Schüler mit ausgedehntem Campus und vielen modernen Gebäuden. Überhaupt ist Hefei eine sehr moderne Stadt, die unaufhaltsam weiterwächst; tausende von Hochhäusern sind gerade im Bau. Uns wurden jeden Nachmittag verschiedene Kurse angeboten und alle hatten Spaß bei Ping Pong und Kung Fu. Mit großem Eifer versuchten wir uns in der Kunst der Kalligraphie und des Scherenschnitts, auch ein Einblick in die Peking-Oper wurde uns geboten. Im Anschluss daran gingen die Schüler dann alleine oder zu zweit in ihre chinesischen Gastfamilien, um dort einige Stunden zu verbringen und gemeinsam etwas zu unternehmen, während wir Begleiter die Möglichkeit hatten ins Museum zu gehen oder die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Neben den vielen Einkaufsstraßen und Märkten waren auch die Esslokale ein Abenteuer, vor allem wenn man die Karte nicht so gut lesen kann. Der mongolische Feuertopf mit seiner feurigen Soße wirkte noch tagelang nach!!

Am 31.7.,dem Tag der Sprachprüfung, machten wir am Nachmittag einen Ausflug in die kleinere Stadt Sanhe (drei Wasser), ca. 45 Minuten von Hefei entfernt und an drei Flüssen gelegen. Hier erlebten wir das alte China, wie man es sich gemeinhin vorstellt. Über verzierte Brücken, gerahmt von steinernen Drachenfiguren, betraten wir die Altstadt mit ihren Holzhäusern und schmalen Gassen. Viel Interessantes gab es zu sehen. Neben traditionellen Gebäuden mit geschwungenen Satteldächern und einer alten Stadtmauer wurde auch Exotisches vor den Geschäften und Restaurants zur Schau gestellt. Die in einem Bottich liegenden Wasserschlangen erregten allerdings nicht meinen Appetit!

Auch der 1. August war ein Ausflugstag. Nach einer zweistündigen Busfahrt erreichten wir Chuzhou, wo wir zunächst die Universität besuchten und Vorträge hörten. Die Schüler erfuhren einiges über die Möglichkeiten eines Studiums in China.

Danach ging es ins Langya-Gebirge, einem wunderschönen Waldgebiet und  beliebten Ausflugsziel für Chinesen. Wir besichtigten zunächst den vermutlich ältesten Pavillon Chinas. Hier soll sich der berühmte Dichter Li Bai (701-762) aufgehalten, gedichtet und getrunken haben. Faszinierend war auch unser nächstes Ziel, eine buddhistische Tempelanlage, zum Teil mystisch vernebelt durch allerlei Räucherwerk. Riesige Götterfiguren lächelten uns an oder schauten furchterregend auf uns nieder. Dieser herrliche Tag fand einen würdigen Abschluss in einem traditionellen Restaurant, indem wir wieder einmal viele leckere Speisen probieren konnten und dabei sogar durch Aufführungen mit Gesang und Zauberkunststücken unterhalten wurden.

Der 2. August war der Tag des Abschieds von Hefei und den chinesischen Gastfamilien. Auf der Bühne in der Aula der Universität von Hefei bekamen die Schüler ihre Zertifikate für die bestandene Prüfung überreicht. Den Verantwortlichen des Summer Camps wurde für ihre hervorragende Organisation gedankt und in einem bunten Programm präsentierten sowohl die chinesischen als auch die deutschen Schüler ihr musikalisches oder sportliches Können oder zumindest ihren guten Willen.

In einer sechsstündigen Busfahrt ging es dann zu unserem letzten Ziel: Shanghai. Hier verbrachten wir noch zwei sehr erlebnisreiche Tage. Nach interessanten Vorträgen zur chinesischen Geschichte und Kultur an der Tongji-Universität und dem Besuch des Shanghai Jewish Refugee Museums besichtigten wir die Innenstadt und waren  überwältigt von der Skyline. Wir fuhren auf die zweite Plattform des Oriental Pearl Tower, einem der größten Fernsehtürme der Welt, und genossen den Blick auf die Stadt. Leider fiel die Flussfahrt auf dem Huangpu wegen Taifunwarnung aus. So machten wir uns am Abend noch einmal auf den Weg, um die berühmte Uferpromenade, den Bund, entlang zuschlendern und die beleuchteten Wolkenkratzer zu bestaunen. Auch zum Shoppen gab es jede Menge Gelegenheit bei hunderten von Souvenirläden. Da unsere Gruppe alleine unterwegs war, verzichteten wir auf das Abenteuer U-Bahn und nahmen für die Rückkehr ins Hotel ein Taxi. Bei den Preisen in China ist das sogar für Schüler erschwinglich.

Der zweite Abend brachte noch einen Höhepunkt. Nach einem letzten Besuch an der Uni und der Einführung in Taiji am Nachmittag ging es nach dem Abschiedsessen in einen Zirkus. Wir erlebten atemberaubende artistische Nummern, u.a. acht Motorradfahrer in einer Kugel, die alle durcheinander fuhren. Dann hieß es Abschied nehmen und Koffer packen, die bei manchen schon gar nicht mehr zugingen. Am Sonntag, den 5. August brachte uns eine Maschine der Air China nach zwei tollen, aufregenden und einmaligen Wochen zurück nach Frankfurt.

Beate Kolb-Reich