Workshopbericht: Relational Turns: Germany and China in a New Era
Vom 26.07. – 28.07.2018 veranstaltete das Institut für Politische Wissenschaft (IPW) der Universität Heidelberg unter Federführung von Prof. Dr. Sebastian Harnisch einen gemeinsamen Workshop mit Forschenden des Instituts für Europäische Studien der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften (Chinese Academy of Social Sciences, CASS) am Karl-Jaspers Center (KJC) in Heidelberg, finanziell unterstützt durch das Konfuzius-Institut an der Universität Heidelberg. Dabei stand das Thema der China-EU Kooperation unter der chinesischen Seidenstraßen-Initiative (Belt and Road Initiative, BRI) im Mittelpunkt der Tagung. Die Breite und Qualität der verschiedenen Sektionen des Workshops zeigten das große Potential für die zukünftige China-EU-Kooperation und die Notwendigkeit des Austausches zwischen deutschen und chinesischen Forschungseinrichtungen auf.
In der Begrüßungsansprache beim offiziellen Empfang in der Kulturbrauerei Heidelberg betonten Prof. Dr. Sebastian Harnisch vom IPW und Prof. Dr. Huang Ping von der CASS die wachsende Bedeutung von Vertrauen im wissenschaftlichen Austausch, das vor allem durch Begegnung und Austausch verstärkt werden könne. Anschließend hielt Prof. Dr. Andreas Kruse vom Institut für Gerontologie der Universität Heidelberg einen Begrüßungsvortrag, in dem er den demographischen Wandel in der Welt unter dem Blinkwinkel westlicher und fernöstlicher Philosophien darstellte.
In den darauffolgenden zwei Tagen der gemeinsamen Tagung tauschten sich die chinesischen und deutschen Wissenschaftler*innen über verschiedene Themenbereiche intensiv aus. Viele Vorträge setzten sich mit dem Thema der unterschiedlichen Wahrnehmungen und asymmetrischen Erwartungen zwischen China und der EU und deren weitreichenden Konsequenzen auseinander. Der Schwerpunkt lag dabei vor allem auf der sogenannten „16+1-Kooperation“ zwischen China und den 16 zentral- und osteuropäischen Staaten. Die Vortragenden am ersten Tag der Konferenz beleuchteten Chinas Investitionstätigkeit im Rahmen der BRI, deren „unintendierten Konsequenzen“ für die Gesellschaft und Umwelt sowie mögliche Streitbeilegungsmöglichkeiten zwischen den BRI-Staaten. Andere Vorträge waren der BRI und globalen Herausforderungen wie Korruption, Cyberkonflikten, und wachsender transatlantischer Spannung gewidmet. Die Teilnehmer*innen einigten sich auf die Wichtigkeit von nachhaltiger Entwicklung und die Berücksichtigung der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) in allen BRI-Projekten.
In dem Schlusskommentar zur Tagung lobte Prof. Dr. Huang, dass die Sektionen ein breites Themenspektrum abdeckten, aber dennoch Raum für eine vertiefende Auseinandersetzung ermöglichten. Darüber hinaus sei es in vielen Sektionen gelungen, die Meinungsdivergenz zwischen China und Deutschland aufzuzeigen. Prof. Dr. Huang stellte dabei die Dringlichkeit heraus, Kontakte zwischen der Universität Heidelberg und der CASS zu verstärken. Dem schloss sich Prof. Dr. Harnisch in seiner Abschlussrede an. Er hob nochmals die Kernthemen der Tagung hervor: „divergierende Erwartungen und Wahrnehmungen“, „außenpolitisches Lernen“, „institutionelle Unterschiede“ sowie „unintendierte Konsequenzen und das Lernen daraus“. Abschließend schlug Prof. Dr. Harnisch vor, weitere konkrete Kooperationsmöglichkeiten in Workshops, Konferenzen, gemeinsamen Forschungsprojekten sowie Publikationen zu verfolgen und dabei verschiedene aktuelle Themen, wie jenes der nachhaltigen Entwicklung und der Cybersicherheit, aufzugreifen.