Seit Glasnost und Perestroika und den zeitgleichen Reformen in China sind die Grenzen zwischen China, Russland und Zentralasien durchlässig geworden. V.a. nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion entstanden entlang dieser Grenzen – aber auch in urbanen Zentren wie Moskau, Odessa und Tbilisi im Kaukasus – riesige Basare, auf denen bis heute v.a. chinesische Waren verkauft werden. Der Vortrag wird sich mit der Frage beschäftigen, wie diese chinesischen Waren in den Kaukasus gelangen. Es geht also einerseits um die ökonomische Aktivität georgischer Kleinhändler, die nach China reisen und dort mit chinesischen Geschäftsleuten handeln und Waren in den Kaukasus importieren, sowie um chinesische Investoren, die im Kaukasus immer präsenter werden und mit den georgischen Händlern konkurrieren. Hierbei wird der Begriff des „Ethnic Entrepreneurship“ diskutiert, der in der Literatur häufig mit lokal verankerten Händlernetzwerken in Verbindung gebracht wird.
Susanne Fehlings ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Forschungsgruppenleiterin am Institut für Ethnologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ihr regionaler Schwerpunkte ist der postsowjetische Raum (v.a. Kaukasus und Zentralasien). Inhaltlich beschäftig sie sich mit wirtschaftsethnologischen Themen. Im Rahmen des von der Volkswagen Stiftung finanzierten Projektes zu „Informal Markets and Trade in Central Asia and the Caucasus“ (https://informalmarkets.wordpress.com) untersucht Sie die Aktivität und die Interaktion von kaukasischen und chinesischen Kleinhändlern auf georgischen und chinesischen Märkten. Seit 2007 hat sie mehrere Langzeitforschungen im Kaukasus durchgeführt und 2017 georgische Händler nach China begleitet.