红色娘子军 Hóngsè niángzǐjūn | Das rote Frauenbataillon (1970) 105 min
Das Tanzstück »Das rote Frauenbataillon« zählt zu den acht sogenannten Modellopern, den einzigen Bühnenwerken, die während der Zeit der Kulturrevolution in China (1966 – 1976) aufgeführt werden durften. Die Geschichte eines jungen Mädchens, das sich dem Frauenbataillon der chinesischen Roten Armee anschließt, um gegen die nationalistischen Truppen zu kämpfen, war ungemein populär und wurde mehrfach verfilmt. Heute gilt das Werk, das auf einzigartige Weise revolutionäre Ideologie mit künstlerischem Anspruch und europäisches Ballett mit chinesischem Tanz und Volksmusik verbindet, in China als kulturelles Allgemeingut.
In ihrem dokumentarischen Tanzstück »Red« nehmen die Choreografin WEN Hui, eine der wichtigsten unabhängigen Künstlerinnen Chinas, und ihr Ensemble das Motiv der kommunistischen, pistolenschwingenden Ballerina genauer unter die Lupe. Vier Tänzerinnen verschiedenen Alters stehen auf der Bühne. Die älteste von ihnen hat in den 1970er Jahren selbst in »Das rote Frauenbataillon« getanzt. Für eine der Anderen, die in jener Zeit ihre Tanzausbildung absolvierte, war sie damit ein großes Vorbild. Die beiden jüngeren Frauen schließlich sehen in dem Stück nicht mehr zuerst das Propagandawerk, sondern ein noch heute gültiges Beispiel weiblicher Selbstermächtigung. Anhand historischer Filmaufnahmen und persönlicher Erinnerungen verfolgt »Red« so die Wandlung eines ideologisch hochgradig aufgeladenen Kunstwerks in einen festen Bestandteil chinesischer Popkultur.