Als Kooperation zwischen der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg, dem KlangForum Heidelberg, der Hochschule für Bildende Künste Dresden und dem CATS (Centrum für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien) wurde die Kammeroper „Wenji“ von LAM Bun-Ching nach einem Libretto von XU Ying am 17. Juli 2019 in der ADK Ludwigsburg und damit erstmals in Europa aufgeführt. Es folgten weitere Vorführungen der Neu-Inszenierung mit dem Titel “ZER-RIS-SEN. Wenji: auf der Suche nach Heimat” am 18. Juli in Ludwigsburg sowie am 20. und 21. Juli in der HebelHalle Heidelberg.
Die Oper setzt sich mit der historischen Figur CAI Wenji auseinander, einer jungen, begabten Dichterin und Musikerin, die vor mehr als 1800 Jahren in der Han-Zeit lebte. Sie wuchs als Tochter eines gelehrten Staatsmannes auf, bis sie als Kriegsbeute von den Hunnen, den sogenannten „barbarischen Nomaden“, in die Mongolei verschleppt wurde. Wenji wurde in ihrem ungewollten Exil, ihrem Heimweh zum Trotz, heimisch, nur um 12 Jahre später, auf kaiserliches Geheiß, wieder nach „Hause“ zurückgerufen zu werden, während ihre Söhne in der Mongolei verbleiben mussten – so die Auflage des Hunnenkönigs, dem Vater der Kinder Wenjis, der die junge Frau einst mit seiner „barbarischen Nomadenflöte“ verzauberte.
Die Inszenierung der Geschichte CAI Wenjis durch Johann Diel, eines vielversprechenden Nachwuchstalents und Studierenden der Akademie der Künste in Ludwigsburg, war ein vielschichtiges Experiment, das die titelgebende Zerrissenheit der Protagonistin Wenji und ihre Erfahrungen von Grenzüberschreitungen und Heimatlosigkeit auf verschiedenen musikalisch-dramatischen Ebenen aufgriff. Sein dramaturgisches Konzept war dabei eng verwoben mit der genre- und kulturübergreifende Musik LAM Bun-chings. Für die Einstudierung der Kammeroper war ein Spezialensemble aus asiatischen und europäischen Musikern notwendig. Der aus Shanghai eingeflogene Pekingopernsänger LAN Tian, die Guqin-Spielerin Fengxia Xu-Wagner, WANG Hong (chinesische Blasinstrumente) aus Peking, DONG Ya (Pipa) aus Shanghai/Darmstadt und LIAO Tzu-ning (Erhu) aus Hamburg erweiterten die SCHOLA HEIDELBERG sowie das ensemble aisthesis des KlangForum Heidelberg unter der Leitung des Dirigenten Prof. Walter Nussbaum und probten im Betriebswerk Heidelberg sowie an der ADK gemeinsam an dem facettenreichen, musikalisch-sprachliche Grenzen überschreitenden Werk.
Die Vorführungen in Heidelberg waren zweimal ausverkauft, die Kritiken wie jene Matthias Roths in der RNZ überschwänglich positiv. So schrieb dieser am 19.7.: “Die Geschichte ist hinreißend, die Komposition bewegend, die Produktion von verzaubernder Fremdheit und höchstem künstlerischen Format.” (Matthias Roth, RNZ, 19.07.19.)
SCHOLA HEIDELBERG | ensemble aisthesis | Regie: Johann Diel | Musikalische Leitung: Walter Nußbaum | Ausstattung: Romy Rexheuser