Vortrag: Mao und das Wasser: Metaphern von Souveränität und Macht
- Termin: Mittwoch, 18. Juli 2018
- Uhrzeit: 20.00 Uhr
- Ort: Institut für Sinologie, Raum 201, Akademiestraße 4-8, 69117 Heidelberg
- Eintritt: frei
Am 18. Juli 2018 ging Prof. Barbara Mittler in ihrem Vortrag der Frage nach, wie Mao durch spezifische Bild- und Medienpraktiken, sowohl in seiner eigenen Zeit als auch posthum, zur „Bio-Ikone“ wurde. Ein besonderes Augenmerk lag auf der Wasser-Metapher. Seit Maos berühmten Bad im Yangzi am 16. Juli 1966, erlangte er wieder Souveränität und Macht, die er zuvor in der Folge des großen Sprungs eingebüßt hatte. Durch dieses Spektakel entstand die Bio-Ikone Mao, die Ikone der Armen und Reichen, welche sich besonders in visuellen Medien und Materialien wie Fotografien, Propagandaplakaten, Malereien, Skulpturen etc. manifestierte.
Zu Beginn des Vortrags machte Prof. Dr. Barbara Mittler klar, wie wichtig die Wassermetaphorik für Mao war. Für ihn war das Volk wie das Wasser und die Anführer wie Schwimmer, die im Wasser bleiben und mit der Strömung schwimmen müssen, nicht gegen sie.
Es sind schließlich bestimmte Momente, die Mao zu einem besonderen Souverän machen. Zum einen findet man Mao in Schul- und Propagandabüchern. Es wird eine starke, lächelnde und charismatische Persönlichkeit gezeigt, die den anderen das Rechte lehrt. Wenn man Mao malt, musste man vor allen Dingen die politisch-religiöse Ästhetik beachten: „Rot, hell und scheinend.“ Aber auch musische Darstellungen, in Form von revolutionären Liedern, stellen Mao als starken Herrscher dar, der das Land geeint hat.
Wie nun Mao Macht aus dem Wasser schöpft lässt sich ganz besonders in dem Gedicht „Schwimmen“ von 1956 erkennen. Der Yangzi Fluss wird als schwieriger, gefährlicher und zerstörerischer Fluss angesehen, der zugleich aber auch fruchtbares Land bringen kann. Daher sollte man die Flüsse für gute Zwecke nutzen und es nicht zur Katastrophe kommen lassen. Mao macht sich diese Vorstellung zu nutze. Er stellt sich als guter Herrscher dar, der das Mandat des Himmels erworben hat und Naturkatastrophen bewältigen kann. Mao hatte mit seinem Körper performative und visuelle Politik gemacht und baute einen Personenkult auf, der um eine Metaphorik aufgebaut ist.
Mao als Schwimmer, der mit dem Wasser und dem Volk im Einklang herrscht, dies spielt auch bei den Machtspielen der heutigen chinesischen Politik keine unerhebliche Rolle. Auf die „Rot, hell und scheinend“ Ästhetik greift Xi Jinping heute noch gerne zurück.
Prof. Dr. Barbara Mittler ist seit vielen Jahren am Institut für Sinologie für den Forschungsbereich „Kulturwissenschaftliche Zugänge zu China: Bilder, Kunst und Musik im globalen Kontext“ zuständig.