Vortrag: Initiative Neue Seidenstraße: Chancen und Risiken
Initiative Neue Seidenstraße: Chancen und Risiken
- Termin: Dienstag, 15. Mai 2018
- Uhrzeit: 18.30 Uhr
- Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg, Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg
- Eintritt: frei
Das im Jahre 2013 von China initiierte Megaprojekt „Wiederbelebung der Seidenstraße“ oder auch Neue Seidenstraße (Belt and Road/BRI) genannt, ist derzeit weltweit das größte und ambitionierteste Programm der Globalisierung. Es zielt primär auf eine Verbesserung der Konnektivität von Asien, dem Nahen und Mittleren Osten bis nach Europa und Afrika auf dem Land- und Seeweg ab. BRI dient der Friedenssicherung, der politischen und wirtschaftlichen Stabilität, dem Wohlstand der Länder entlang der Seidenstraße, der Kooperation auf allen möglichen Ebenen sowie der Völkerverständigung.
Die Neue Seidenstraße umfasst etwa 65 Staaten, aber zur Zeit sind mehr als 100 Länder an der Implementierung des Konzepts beteiligt, auch Länder Lateinamerikas. Die Vereinten Nationen begrüßen das Programm, da es kongruent ist mit den Zielen und Regeln der Charta der Vereinten Nationen und den Fünf Prinzipien der Friedlichen Koexistenz und einen signifikanten Beitrag zur Erreichung der Ziele der Nachhaltigkeitsagenda 2030 zu leisten imstande ist.
Während China die BRI als ein globales öffentliches Gut einordnet, das offen für alle Länder und Organisationen ist, auf Konsens aufgebaut, harmonisch und inklusiv, den Marktgesetzen folgend mit einem wechselseitigen Nutzen, unterstellen kritische Stimmen China die Verfolgung geopolitischer bzw. –strategischer oder gar hegemonialer Interessen. Die Welt spaltet sich in sog. BRI Befürworter, die sich an konkreten Konnektivitätsprojekten beteiligen und in Länder und Organisationen, die der BRI ablehnend oder zurückhaltend gegenüberstehen, darunter auch die EU, USA und Indien.
Der Vortrag von Dr. Steiger skizzierte das Konzept der BRI und ging auf dessen Umsetzung ein. Dabei beleuchtete er auch die Chancen und Risiken für die Beteiligten, darunter auch die EU und Deutschland. In Deutschland sticht besonders Duisburg als sogenannter Brückenkopf der BRI hervor. Auch Vertreter aus dem Finanz- und Wirtschaftssektor sehen darin große Chancen. Auf der anderen Seite bestehen auch gewisse Sorgen, etwa wegen einem Gefühl der mangelnden Transparenz oder der Befürchtung einer wirtschaftlichen Abhängigkeit gewisser Länder. Dennoch ist die BRI auch eine große Chance, besonders zum Erreichen der oben genannten Ziele nachhaltiger Entwicklung.
Nach dem Vortrag stand Dr. Steiger noch für eine Diskussion des Themas zur Verfügung. Diese Gelegenheit wurde vom Publikum sofort ergriffen und es wurde fleißig über verschiedene Aspekte der BRI diskutiert. So wurden im Vortrag angesprochene Themen wie die Rolle Griechenlands oder Indiens aufgegriffen und Themen aus den neuesten Nachrichten, etwa ein neuer Hafen in Turkmenistan, angesprochen. Man kann sehen, dass sich die Situation stetig entwickelt. Dr. Steiger betonte, dass das Projekt auf eine sehr lange Zeit ausgelegt ist und sich Standpunkte verändern können. So erwähnte er etwa Annäherungen zwischen China und Indien oder Japan, zwei Ländern, die der BRI eher kritisch gegenüberstanden. Wir dürfen gespannt auf weitere Entwicklungen in der Zukunft sein.
Dr. Jürgen Steiger studierte und promovierte im Fach Wirtschaftswissenschaften an der Universität Heidelberg. Seine berufliche Tätigkeit begann er 1975 als wissenschaftlicher Angestellter am Südasien Institut der Universität Heidelberg mit Forschungs- und Lehraufgaben auf dem Gebiet der Entwicklungsökonomie. Anschließend war er in einer Beratungsgesellschaft für Entwicklungszusammenarbeit in Heidelberg als Abteilungsleiter und später als Geschäftsführer tätig. Von 1998 bis 2016 arbeitete er als Berater für Wirtschaftspolitik und –reformen für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in China im Auftrag der deutschen Bundesregierung und der Europäischen Kommission. Seit März 2016 befindet sich Dr. Steiger im Ruhestand, ist aber weiterhin als Seniorberater und Gutachter für die GIZ und andere Organisationen in China tätig. Sein aktuelles Projekt ist eine Studie zu den wirtschaftlichen Implikationen der von China initiierten Strategie der Neuen Seidenstraße.