Lesung und Literaturgespräch mit MAI JIA “Das verhängnisvolle Talent des Herrn Rong”
Am Montag, den 08. Oktober 2018, hatte das Konfuzius-Institut an der Universität Heidelberg die Ehre, einen der einflussreichsten modernen chinesischen Autoren und Gewinner des prestigeträchtigen Mao-Dun-Preises für Literatur im DAI Heidelberg begrüßen zu dürfen: Mai Jia. Über 10 Millionen Exemplare seiner Romane wurden bereits verkauft und nun liegt sein Debütroman „Das verhängnisvolle Talent des Herrn Rong“ neben 32 anderen Sprachen auch auf Deutsch vor. Mit dabei war neben Mai Jia die in sinologischen Kreisen bekannte Übersetzerin Karin Betz, die sich für die Übersetzung des Romans eigens mit Kryptographie auseinandergesetzt hatte.
Der Autor selbst bedankte sich im Gespräch zunächst dafür, nach Heidelberg eingeladen worden zu sein. Für ihn wohnt der Stadt als Geburtsort vieler berühmter Philosophen etwas Heiliges inne, da er die Philosophie als „Vater der Literatur“ bezeichnet. Dann begann er, einige Abschnitte aus dem Roman vorzulesen.
„Das verhängnisvolle Talent des Herrn Rong“ handelt von einem unter schweren psychischen Problemen leidenden Autisten, der Mitte des 20. Jahrhunderts gegen seinen Willen vom Geheimdienst rekrutiert wird, um Codes zu entschlüsseln. Auch wenn die Arbeit im Geheimdienst scheinbar im Vordergrund steht, so ist es ebenso ein historischer Roman, den Mai Jia verfasste: Er geht der Frage nach, wie die westliche „Moderne“ in Form von Universitäten, Wissenschaft und Englisch nach China gelangte. Aber auch, was Chinesen dieser Zeit – hier versinnbildlicht durch den Protagonisten – konfrontiert mit dieser „Moderne“ empfanden. Denn aus Sicht des Autors ist der am schwierigsten zu knackende Code das Innere Wesen des Menschen – seine Gedanken, seine Emotionen, seine Beweggründe. Literarisch kunstvoll erzählt der Autor die Geschichte in mehreren Ebenen: Als Ich-Erzähler, der das Leben des Herrn Rong erforscht und dafür Interviews führt sowie in Form eines Tagebuchs des Herrn Rong. Zeitgenossen sowie Herr Rong selber flechten Teile der Erzählung zu einem großen Ganzen zusammen.
Beeindruckt von der Veranstaltung und vom Autor nutzte das Publikum am Ende der Veranstaltung die Gelegenheit, sich eines der von der Bücherstube an der Tiefburg bereitgestellten Exemplare signieren zu lassen.