FINISSAGE: VOM WILLEN ZUR FREIHEIT – CHINA IM GLOBALEN KONTEXT: BEITRAG ZUM WISSENSCHAFTSJAHR 2024 – “FREIHEIT”

FINISSAGE zur Ausstellung: “MÄCHTIGER ALS DAS SCHWERT—FREIHEIT SCHREIBEN

Kuratorinnenführungen und Film-Screening am 12.12.2024, ab 17 Uhr 

Die Kuratorin Dr. Martina Köppel-Yang bietet zur Finissage der Zwillings-Ausstellung noch einmal eine Führung an, außerdem wird der Dokumentarfilm From Jean-Paul Sartre to Teresa Teng: Cantonese Contemporary Art in the 1980s, der auch Teil der Ausstellung ist, im Ganzen gezeigt: Basierend auf seltenem Filmmaterial und persönlichen Interviews wird in diesem Film die Zeit des  sogenannten “Kulturfiebers” in der chinesischen Kunstwelt, die 1980er Jahre, beleuchtet. Dabei wird die Experimentierfreude und der Elan der südchinesischen Künstler und Kunstkritiker auf ihrer Suche nach Freiheit illustriert.

Nach dem Screening findet ein Gespräch mit zwei an der Ausstellung beteiligten und im Film vertretenen Künstlern statt. Die Kuratorinnenführung findet im Universitätsmuseum sowie im Betriebswerk statt, das Screening im großen Hörsaal des CATS (Centrum für Asienwissenschaften und Transkulturelle Studien, Vossstrasse 2, Raum 010.01.05)

Im Mittelpunkt der Ausstellung „Mächtiger als das Schwert: Freiheit schreiben“ stehen Verknüpfungen von Kunst und Kalligraphie mit Strukturen der Macht und Politik in China. Die Ausstellung findet im Rahmen des vom BMBF geförderten Wissenschaftsjahres 2024 – „Freiheit“ statt und ist Teil einer Reihe von Veranstaltungen, die die Heidelberger Akademie der Wissenschaften in Kooperation mit der Universität Heidelberg, dem dort angesiedelten Konfuzius Institut und dem KlangForum Heidelberg durchführt.

FINISSAGE-PROGRAMM 

Donnerstag, 12.12.2024 

17:00 Uhr Betriebswerk Kuratorinnenführung, Teil 1 (Am Bahnbetriebswerk 5)

18:15 Universitätsmuseum Kuratorinnenführung, Teil 2 (Grabengasse 1)

19:15 CATS SCREENING und KÜNSTLER GESPRÄCH mit Martina Köppel-Yang, Yang Jiechang und Huang Rui, Moderation: Barbara Mittler

Film: From Jean-Paul Sartre to Teresa Teng: Cantonese Contemporary Art in the 1980s (Materials of the Future, Asia Art Archive, 2010)

Zur Ausstellung:

Weitere Informationen zu den Künstlern und Werken

Waren alle Künste in China seit jeher untrennbar mit Politik und Strukturen der Macht verbunden, so insbesondere die Kalligraphie, die als eine Art Lingua franca, nicht nur das riesige Territorium mit seinen vielfältigen regionalen Kulturen und Dialekten zusammenhielt und so den kulturellen Zusammenhalt in dem riesigen Reich gewährleistete, sondern auch denjenigen, die die Disposition hatten, diese Medien zu nutzen und zu verstehen, sozialen Status verlieh und Zugang zur Macht gewährte. Die kulturelle Elite und die Beamten des chinesischen Reiches, die sogenannten Literati, die durch die kaiserlichen Prüfungen rekrutiert wurden, setzten Maßstäbe für die traditionelle Kultur. Die erfolgreich bestandenen kaiserlichen Prüfungen (keju kaoshi 科举考试) waren der Schlüssel zu Positionen in der kaiserlichen Verwaltung und damit zum sozialen Aufstieg. Das Hauptelement dieser Prüfungen bestand darin, nach strengen stilistischen Regeln Aufsätze oder Gedichte zu Themen aus den kanonischen Schriften zu verfassen. Doch nicht nur der literarische Stil und das Verständnis der Klassiker waren dabei Qualitätskriterien, sondern vor allem auch die Handschrift des Prüflings, sein kalligraphischer Stil. Nach Pierre Bourdieus Konzept des kulturellen Kapitals hatten die Literaten auf gleich mehrfache Weise Teil an diesem kulturellen Kapital: 1. inkorporiert– sie erbten und erwarben die Disposition, kulturelle Objekte zu verstehen und zu konsumieren, 2. objektiviert – sie besaßen Sammlungen antiker Gegenstände, Gemälde und Kalligraphien, sowie 3. institutionalisiert – sie verfügten über akademische Grade und Titel und waren daher die Instanz, die gültige ästhetische Urteile abgab. Die so sich manifestierende enge Verknüpfung von Kunst und Kalligraphie mit Politik und den dahinterliegenden Machtstrukturen resultierte in einer subtilen Codierung der repräsentierten Inhalte und verlieh der Kalligraphie, wie auch der damit eng verwandten traditionellen Tuschmalerei, ein transformatives, revolutionäres Potential.

Die Ausstellung zeigt zeitgenössische Positionen von Künstlern chinesischen Ursprungs, die sich dieses Potentials von Kalligraphie und Kunst bedienen. Die ausgestellten Werke umfassen Malerei, Kalligraphie, Skulptur, Fotografie und Video. Sie verbinden traditionelle Elemente – Techniken, Materialien und Ästhetik – mit zeitgenössischen Konzepten und Medien. Spannungsreich, unorthodox und humorvoll zeichnen sie ein lebendiges Bild der zeitgenössischen Kunst in China und in der Diaspora.

Weitere Informationen:
Universität Heidelberg

Heidelberger Akademie der Wissenschaften