Die Kunst chinesischen Schnaps zu trinken
Die Kunst chinesischen Schnaps zu trinken oder wie man Hochprozentiges nüchtern übersteht
Wolfgang Kubin liest aus seinen Essays zum Thema Schnaps und Kultur in China
- Termin: Dienstag, 14. Juli 2015
- Uhrzeit: 18.00 Uhr
- Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg
Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg - Eintritt: frei
Wolfgang Kubin führte an diesem Abend seine Zuhörer in die Welt chinesischer Trinkgelage. Auf humorvolle Weise erzählte er Geschichten, wie er mit Freunden chinesischen Schnaps trank – was dabei für wen schief lief und vor allem, wie man „richtig“ trinkt. Kubin erklärte, dass Schnaps trinken ursprünglich eine heilige Handlung war: Man trank für und mit den Ahnen. In seinen Geschichten dagegen, die er teilweise aus seinem neuesten Essayband „Die Geschichte eines Flachmanns“ vorlas, wird jedoch nicht mit den Ahnen, sondern mit chinesischen Kolleginnen und Kollegen getrunken. Der Titel einer Geschichte lautete treffend „Von Frauen, die das Kotzen gelernt haben“. Doch auch Männer meistern das Hochprozentige nicht unbedingt besser. Der Unterhaltungswert kam folglich nicht zu kurz und das Publikum wurde immer wieder von heftigen Lachanfällen geschüttelt. Doch man konnte auch etwas lernen, und zwar das „richtige“ Trinken: Man soll immer begleitend Tee oder abgekochtes Wasser trinken, wie es in der Provinz Shandong üblich ist. „Ganbei“ (auf Ex) sei etwas für Barbaren und sollte höchstens beim ersten Glas gemacht werden. Lieber sollte Schnaps langsam genossen und am besten aus einem Weinglas getrunken werden. So bleibe auch die Trinkmenge besser unter Kontrolle. Chinesischer Schnapses zeichnet sich durch seine besonders hohe Prozentzahl aus, was so Kubin, den Vorteil habe, dass er einem nicht zu Kopf steige. Es ging jedoch nicht immer nur ums Trinken, Kubin fand auch Gelegenheit über schlechte Fußballplätze, verschandelte Städte und Korruption zu sprechen. Am Ende dieses äußerst vergnüglichen Vortrags hatte das Publikum selbst Gelegenheit chinesischen Hirseschnaps zu kosten.
Prof. Dr. Wolfgang Kubin, derzeit Senior Professor an der Beijing Foreign Studies University, ist einer der bekanntesten Sinologen Deutschlands und Träger des Staatspreises der VR China. Er hat bedeutende chinesischer Schriftsteller übersetzt und ist Herausgeber der “Geschichte der chinesischen Literatur”, die als Standardwerk gilt. Darüberhinaus verfasst er selbst Lyrik, Essays und Erzählungen.