[TRANSLASIEN] Weibliche Zukunftsentwürfe aus China — Ein Gespräch mit Science-Fiction-Autorin Regina Kanyu Wang

Das Meeresfrüchte-Restaurant von Regina Kanyu Wang

Das Meeresfrüchte-Restaurant ist die erste Kurzgeschichtensammlung der jungen Autorin Regina Kanyu Wang, die ins Deutsche übersetzt wurde. Die enthaltenen Erzählungen sind tiefgründig und verfolgen ein großes humanistisches Anliegen. Sie thematisieren die mit der zunehmenden Technologisierung einhergehenden Herausforderungen und die komplexen Entscheidungen, die Menschen angesichts des rasanten Wandels treffen müssen. Inspiriert sind Wangs Kurzgeschichten unter anderem von ihren zahlreichen Reisen in Europa und den USA. Ihre Werke überwinden oft die Grenzen zwischen den Genres, nähern sich der Realität durch die Fantastik und stellen ein Gleichgewicht zwischen wissenschaftlicher und emotionaler Logik her. Die Titelgeschichte liest sich zunächst wie eine nicht-fiktionale Erzählung und entwickelt sich allmählich zu einer Horrorgeschichte. Darin sucht die Protagonistin Zuflucht in der Ferne, findet jedoch in dem abgelegenen amerikanischen Städtchen Neuenglands erschreckende Ähnlichkeit zu ihrer Heimat. Es ist eine Erzählung vom Anderssein und der Stärke, in einer Welt zu sich selbst zu stehen, in der alle gleich sein möchten.

Am 2. Oktober lasen wir aus Regina Kanyu Wangs Kurzgeschichtensammlung Das Meeresfrüchte-Restaurant und diskutierten mit der Autorin über chinesische Science-Fiction-Literatur, starke Frauenstimmen aus China und über ihre Arbeit als Schriftstellerin, Wissenschaftlerin und Herausgeberin.

Frederike Schneider-Vielsäcker und Regina Kanyu Wang im Gespräch

Lesung: Dr. Nora Frisch

Veranstaltung auf Englisch. Lesung in deutscher und chinesischer Sprache.

Eine Kooperation des Projekts „TRANSLASIEN“ und des DAI.

Das Projekt „TRANSLASIEN“ wird von der „Neustart Kultur“-Initiative der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien und des Deutschen Übersetzerfonds gefördert. „TRANSLASIEN“ ist Teil einer Kooperation zwischen dem Südasien-Institut der Universität Heidelberg (SAI) und dem Heidelberger Konfuzius-Institut. Das Projekt zielt darauf, neue Übersetzungsprojekte freischaffender Übersetzer:innen aus asiatischen Sprachen zu unterstützen, die Arbeit der Übersetzer:innen auf einer digitalen Plattform sowie in öffentlichen Veranstaltungen sichtbar zu machen und den Austausch zwischen Wissenschaftler:innen des CATS und Übersetzer:innen sowie Akteur:innen im Kultur- und Verlagswesen zu fördern. Mehr Informationen erhalten Sie auf der Projektwebseite.

 

Kurzbiografien:

Regina Kanyu Wang (geb. 1990) ist Autorin, Wissenschaftlerin und Herausgeberin. Sie zählt zu den wichtigsten jungen Stimmen der chinesischen Science-Fiction-Szene. Derzeit promoviert sie im Rahmen des CoFUTURES-Projekts an der Universität Oslo. Ihr Forschungsinteresse gilt der chinesischen Science-Fiction, mit Fokus auf Geschlechterfragen und Ecocriticism. Sie schreibt Science-Fiction, Sachliteratur und wissenschaftliche Essays auf Chinesisch und Englisch. Ihre Erzählungen finden sich in ihren Kurzgeschichtensammlungen Of Cloud and Mist 2.2 und The Seafood Restaurant (Das Meeresfrüchterestaurant, Drachenhaus Verlag Herbst 2022), verschiedenen Zeitschriften und Anthologien wie Broken Stars (Zerbrochene Sterne, Heyne 2020), Sinopticon und Sechs Geschichten von heute über morgen (Frühwerk Verlag 2021). Sie ist Mitherausgeberin der chinesischen SF-Sonderausgabe von Vector, The Way Spring Arrives and Other Stories, einer rein weiblichen und nicht-binären Anthologie chinesischer spekulativer Fiktion, New Voices in Chinese Science Fiction und der englischen Version von The Making of The Wandering Earth: A Film Production Handbook.

Frederike Schneider-Vielsäcker studierte Asienwissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Chinastudien am Seminar für Ostasienwissenschaften der Freien Universität Berlin, wo sie von 2014 bis 2018 auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war. Ihre Dissertation beschäftigt sich mit sozialpolitischen Diskursen in der zeitgenössischen chinesischen Science-Fiction-Literatur. Von 2017 bis 2020 war sie Redakteurin bei Kapsel, der ersten deutschen Zeitschrift für chinesische Science-Fiction-Literatur, und hat eine Veranstaltungsreihe mit namhaften Science-Fiction-Autor:innen aus China mitorganisiert. Seit 2020 arbeitet sie am Institut für Sinologie der Universität Heidelberg. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich neben Science-Fiction-Literatur noch mit Queerness und Feminismus in China und Taiwan. Ihre Monografie Alternative Zukunftsentwürfe einer zerrissenen Generation erscheint voraussichtlich im Frühjahr 2023 bei transcript.