Märchen und Musik aus dem Reich der Mitte

Termin: Samstag, 23. Juni 2012
Ort: Gemeindesaal, Jesuitenkirche, Merianstraße 2, 69117 Heidelberg

Inmitten des Europameisterschaft-Fußballgetümmels ein märchenhafter Abend, eine Oase der Stille und von großer Weisheit

„Sei erhoben durch Dichtung, gefestigt durch Riten, vollendet durch Musik“- mit diesen Worten begrüßte Petra Thiel, seit Mai 2012 geschäftsführende Direktorin des Konfuzius-Instituts Heidelberg, die rund 40 Gäste im Gemeindesaal der Jesuitenkirche, der zu diesem Anlass zum Konzert- und Vortragssaal für eine märchenhafte Reise ins Reich der Mitte wurde. Mit diesen Konfuzius zugeschriebenen Worten knüpfte sie an die Eröffnungsfeier des Konfuzius-Instituts Heidelberg im April 2010 an, die ebenfalls getragen wurde durch dieses Leitmotiv. Märchen, Fabeln, Mythen bilden einen umfangreichen Geschichtenschatz mit großem Lehr- und Vorbildcharakter in China wie auch sonstwo auf der Welt. Durch eine gut durchdachte Auswahl gelang es der deutschen Direktorin des Konfuzius-Instituts das Publikum, unter dem auch einige Kinder waren, in den Bann zu schlagen. Der stete Wechsel von Erzählung und Musik schuf eine besondere atmosphärische Dichte, der sich keiner der Zuhörer entziehen konnte. Wer genau zuhörte, konnte, auch ohne des Chinesischen mächtig zu sein, ganz beiläufig eine ganze Menge über die reiche chinesische Bildersprache erfahren – so gleich zu Anfang mit dem Aphorismus von Schild und Speer. In aller Schlichtheit erläuterte PetraThiel die Tiefe des Wortes „maodun“ (Widerspruch), das sich aus dem Wort mao (Schild) und dun (Speer) zusammensetzt und welcher im gleichnamigen Lehrstück offenkundig wird. So schön kann Sprache sein!

Musikalisch reichte das Programm von kurzen Solostücken für Klavier und Erhu bis zu eigens für die beiden Instrumente arrangierten Orchesterstücken, die von herzzerreißenden Liebesgedichten, elegischen Landschaftsbeschreibungen und feurigen Drachentänzen handelten. Kelvin Tsui überzeugte in seiner Vielseitigkeit an Erhu und Gaohu. Rozana Weidmann interpretierte und begleitete virtuos und voller Intensität am Klavier. Die Begeisterung des Publikums wurde mit einer Zugabe belohnt, in der sich zeigte, welcher Musikwitz in der Erhu auch steckt.


Andächtiges Lauschen im Gemeindesaal                                       Petra Thiel  Kelvin Tsui Rozana Weidmann

Es war ein gelungener Abend, der jeden zumindest kurzzeitig zum Nachdenken und zum Innehalten anregte, und der alle für rund anderthalb Stunden gefangen nahm. Er ließ jenen, denen sowohl die Geschichten aus dem Reich der Mitte als auch die chinesische Musik fremd waren, unmerklich am reichen Schatz Chinas teilhaben und den chinesischen Hörern ein Stück Heimeligkeit der eigenen Geschichte angedeihen. Für das Getümmel draußen in der Heidelberger Altstadt mit dem Leitmotiv „Sei erhoben durch Dichtung, gefestigt durch Riten, vollendet durch Musik“ gewappnet, verließen die Gäste den Abend einhellig mit dem Wunsch nach Wiederholung dieser Veranstaltung.

Das Konfuzius-Institut beim Lebendigen Neckar 2012

Konfuzius-Institut Heidelberg beim Lebendigen Neckar 2012

Termin: Sonntag, 17. Juni 2012
Uhrzeit: 11.00 – 19.00 Uhr
Ort: Neckarwiese Heidelberg
Eintritt: frei
Wo eigentlich liegt China?

Weshalb spielt in China der Drache eine große Rolle und warum wird er immer wieder abgebildet? Und ist er ein gutes oder ein schlechtes Wesen? Wo überhaupt liegt China, ist es ein großes Land und wie heißt die Hauptstadt? Diese und viele weitere Fragen stellten Kinder beim Stand des Konfuzius-Instituts Heidelberg (KIH) im Chinesischen Dorf während des Aktionstags „Lebendiger Neckar“. Chinesische Sagen und Legenden, Sachwissen über Geografie, Bevölkerung und den chinesischen Alltag konnten Kinder wie Erwachsene bei mehreren Lesungen hören, die Petra Thiel und Heidi Marweg mit ausgewählten Büchern hielten. Besonderen Spaß machte auch der Schnupperkurs bei Frau Wu, eine unserer Sprachlehrerinnen. „Dui bu qi“- „Entschuldigung“ oder: „Ni jiao shenme mingzi?“- „Wie heißt du?“, waren erste Versuche, chinesisch zu sprechen. Es wurde auch viel gelacht und noch reichlicher gelobt! Die Kinder machten den Anfang, dann fiel auch für die Erwachsenen die Hemmschwelle, die ungewohnten Laute auszusprechen – meistens mit Erfolg!

Petra Thiel bei einer der Lesungen  Wu Ying, Sprachlehrerin am KIH mit Gästen  Janina Heker an der Info

Spannend für Jedermann ist das Schreiben des eigenen Namens ins Chinesische. Für viele ist es die erste Annäherung an chinesische Schriftzeichen, die Bildern gleich den Namen beziehungsweise das Wort widergeben. Sylvia Schneider, Mitarbeiterin im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsorganisation am Konfuzius-Institut, Frau Liu, chinesische Direktorin unseres Instituts, Frau Wang und Herr Chen, beide Sprachlehrer, schrieben und erklärten Zeichen, Intonation und Aussprache. Es gab viele Fragen zu Sprachkursen: Wie finde ich heraus, welcher der richtige Chinesisch-Sprachkurs ist? Wie bereite ich mich schnell und kompakt auf meine geplante China-Reise vor? Welche offiziell anerkannten Sprachprüfungen gibt es und kann ich diese beim KIH ablegen? Wie kann ich ins Chinesische wieder einsteigen? Janina Heker, Mitarbeiterin im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungsorganisation, sowie alle Mitarbeiter informierten fachkundig.

Sylvia Schneider beim Namen schreiben        Impressionen                      Der Wunschbaum

Das sonnige Wetter und der Austausch mit den anderen Teilnehmern am chinesischen Dorf sorgten für prächtige Stimmung. Qi Gong, traditionelle chinesische Zubereitung von Tee, „Perlentee“,chinesische Brettspiele, Kalligraphie und Einblicke in die Traditionelle Chinesische Medizin, Bücher, Kunst und vieles mehr konnten bei den verschiedenen Ständen kennen gelernt werden. Ein Wunschbaum erfüllt hoffentlich Wünsche in Deutschland wie in China, wohin die eingegangenen Spenden über die Organisation HOPE Baden-Baden gehen.

Drachenbootrennen auf dem Neckar

Ein besonderer Höhepunkt war das Drachenbootrennen auf dem Neckar. Das erst kürzlich gegründete deutsch-chinesische Team des chinesischen Dorfes, in dem das KIH würdig vertreten war von der im Mai neu angetretenen geschäftsführenden Direktorin Frau Thiel, zog an einem Strang – und gewann! Und nicht nur die Sieger des Drachenbootrennen waren am Ende des Tages hochzufrieden. Alle Teilnehmer und Besucher des Chinesischen Dorfes, das auch in diesem Jahr von der China-Initiative organisiert wurde, freuten sich über einen gelungenen Tag und fanden noch Zeit, Stände anderer Heidelberger Vereine zu besuchen. Wir freuen uns auf den nächsten Lebendigen Neckar!


Vorne:Sabine Hieronymus,             Letzte Vorbereitungen am Start         Auf der Überholspur
China-Initiative e.V.,
gefolgt von Petra Thiel

 

Anspannung vor dem Start…           Glückliche Sieger im Ziel!

Vortrag: An active life in a passive house

Jianfeng Chen Dipl.-VW.: An active life in a passive house
– Warum ist ein chinesischer Quadratmeter nicht gleich einem deutschen Quadratmeter?

Termin: Donnerstag, 14. Juni 2012
Uhrzeit: 19.00 – 20.00 Uhr
Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg
Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg
Eintritt: frei

An active life in a passive house – Warum ein chinesischer Quadratmeter nicht gleich einem deutschen Quadratmeter ist? Kaum ein anderes Thema hat derzeit höhere Konjunktur, als die Bedrohung unserer Lebensgrundlagen durch die Folgen des Klimawandels, die auf Nutzung der Energierohstoffe zurückzuführen sind. Weltweit ist der Gebäudesektor für bis zu 40% des gesamten Energieverbrauchs verantwortlich, und somit neben Verkehr und Industrie ein wichtiger Handlungsbereich zur Reduktion des CO2-Austoßes. So erstaunlich die Tatsache ist, dass in China jährlich Gebäude mit einer Gesamtgeschossfläche von zwei Milliarden Quadratmetern gebaut werden. So schwerwiegend sind die Folgen wie Umweltprobleme und Ressourcenknappheit. Aufgrund des unablässigen Baubooms wächst der Energiebedarf rasant. Vor diesem Hintergrund rückt das Thema Energieeffizienz-Steigerung in der chinesischen Immobilienbranche immer weiter in den Mittelpunkt. Deutsche Erfahrungen und Technologien von Niedrigenergiehäusern, beispielsweise das Passivhaus-Konzept, gelten als attraktive Zukunftskonzepte für die chinesische Immobilienbranche. Allerdings ist eine flächendeckende Umsetzung bisher noch nicht gelungen. Was sind mögliche Gründe für diese Probleme? Liegt eine besondere Art von Marktversagen vor? Der Vortrag von Jianfeng Chen bewegt sich bewusst an einer Schnittstelle zwischen Wissenschaft und betriebswirtschaftlicher Praxis. Ausgehend von einer Analyse des Status quo, stellt er auf Grundlage seiner Ergebnisse aus Marktbeobachtung und Feldforschung einen Vergleich zwischen Deutschland und China an.
Jianfeng Chen studierte Projektmanagement, Deutsche Fachsprache für Technologie und Wirtschaft und Internationaler Außenhandel in Beijing und Shanghai sowie Volkswirtschaftslehre an der Universität Heidelberg. Er ist derzeit Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Energie- und Umweltforschung GmbH (IFEU) in Heidelberg und Mitarbeiter des Forschungsprojekts RECAST Urumqi – Meeting the Resource Efficiency Challenge in a ClimAte SensiTive Dryland Megacity Environment an dem sich auch das Konfuzius-Institut Heidelberg beteiligt. In seiner Dissertation und seinem Vortrag im Konfuzius-Institut beschäftigt sich Jianfeng Chen mit Energiemanagement und Energieeffizienz in der chinesischen Immobilienwirtschaft.

Vortrag: Chinas grüne Blätter: Umweltliteratur in China

Matthias Liehr M.A.: Chinas grüne Blätter: Umweltaktivismus und Literatur in China

Termin:  Donnerstag 19. April 2012
Uhrzeit: 19.00 – 20.00 Uhr
Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg
Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg
Eintritt: frei

Mit dem Thema “Umweltaktivismus und Literatur in China” griff Matthias Liehr in seinem Vortrag  ein höchst aktuelles Thema auf. Gerade in China ist die Umweltverschmutzung für jeden spürbar und wird selbst von staatlicher Seite thematisiert und nach Lösungen gesucht. Bereits seit Mitte der 1980er Jahre entwickelte sich eine Umweltbewegung in China, dabei sind es vor allem die sehr jungen Leute zwischen 18 und 20 Jahren, die sich für die Umweltproblematik interessieren. Auffallend ist auch, dass es die Aktivisten und Journalisten aus den Städten sind, die aufs Land reisen um sich dort nach Umweltsünden zu erkundigen und um die Unterstützung lokaler Bauern werben, während die Landbevölkerung in erster Linie an der Verbesserung ihres Lebensstandards interessiert ist. Das Umweltverständnis untersucht Matthias Liehr anhand von journalistischen Berichten und auch Romanen. In seinem Vortrag ging er auf das Beispiel „Zorn der Wölfe“ von Jiang Rong (2004)  ein, einem Roman, der in China die Bestsellerlisten beherrschte. Es handelt sich um einen Abenteuerroman, in dem ein Han-Chinese während der Zeit der Kulturrevolution in die Innere Mongolei reist und dort die Welt der Nomaden kennenlernt. Dabei werden die zentralen Fragen der Selbstverortung der Han-Chinesen im Verhältnis zu den naturverbundenen Minderheiten, sowie das Verhältnis von Mensch und Natur allgemein aufgegriffen. Im Anschluss an den Vortrag folgte eine lebhafte Diskussion mit Fragen rund um das Spannungsverhältnis von Umwelt, Literatur und Politik in China heute sowie zu früheren Zeiten.
Matthias Liehr studierte Sinologie und Politikwissenschaft in Heidelberg, Taipei und Shanghai. Gegenwärtig ist er  Doktorand am Institut für Sinologie in Heidelberg und Stipendiat des Exzellenzcluster “Asien und Europa im globalen Kontext” der Universität Heidelberg. Seine Dissertation beschäftigt sich mit der Rolle von Literatur in Chinas grüner Zivilgesellschaft in einem transkulturellen Kontext.

Vortragsreihe: Sinology goes public

Unter dem Motto “Sinology goes public” gibt das Konfuzius-Institut Heidelberg Ihnen die Möglichkeit Absolventen der Heidelberger Sinologie und Ihre unterschiedlichen Forschungsthemen kennen zu lernen. Die Reihe startete im September 2011 mit einem Vortrag von Dr. Lena Henningsen. Wir freuen uns auf Vorschläge für weitere Themen und Zuschriften von Absolventen mit Angabe des Titels der Abschlussarbeit und einem Terminwunsch unter: s.schneider@konfuzius-institut-heidelberg.de.

 

Vortrag: China und der Schutz geistigen Eigentums

Johannes LeJeune M.A.: China und der Schutz geistigen Eigentums: Regieren in einem fragmentierten autoritären Staat

Termin:  Donnerstag 15. März
Uhrzeit: 19.00 – 20.00 Uhr
Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg
Speyerer Straße 6, 69115 Heidelberg
Eintritt: frei

Eine die Demokratieforschung lange Zeit dominierende Annahme lautete, dass soziale und wirtschaftliche Modernisierung über kurz oder lang zur Demokratie führen müsste – autoritäre Staaten wie die VR China mit ihrer Machtkonzentration an der Spitze des politischen Systems seien hingegen mit der Steuerung eines entwickelten Landes überfordert. Heute hat man jedoch gelegentlich den Eindruck als würden die westlichen Demokratien geradezu neidisch auf die Effizienz schauen mit der in China politische Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden. Es herrscht das Bild eines straff durchorganisierten Staates vor, der seine Ziele ohne Rücksichtnahme auf die komplizierten Prozesse einer Demokratie verfolgen kann. Dass beide Bilder – das der ineffizienten Gewaltherrschaft als auch das der effizienten Modernisierungsdiktatur – an der Realität vorbeigehen, zeigte Johannes Lejeune in seinem Vortrag am Beispiel des Schutzes geistigen Eigentums in China. Wie in vielen anderen Politikfeldern herrscht auch hier ein bemerkenswerter Widerspruch zwischen den Zielen der politischen Führung und der tatsächlichen Umsetzung ihrer Politik vor, der auch nicht einfach mit dem Hinweis auf fehlenden politischen Willen abgetan werden kann. Vielmehr ist es ein typisches Beispiel dafür, mit welchen anhaltenden Problemen sich ein autoritärer Staat bei der Regierung einer ausdifferenzierten Gesellschaft und Wirtschaft konfrontiert sieht – und spricht damit gleichzeitig die Frage an, ob sozio-ökonomische Modernität auch ohne Demokratie zu haben ist.
Johannes Lejeune studierte Sinologie, Politikwissenschaft und Öffentliches Recht in Heidelberg und Peking. Seit Frühljahr 2011 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Goethe-Universität in Frankfurt am Main tätig, wo er zur Funktion von Ideologie in Chinas internationalen Beziehungen promoviert. Weitere Forschungsschwerpunkte sind Demokratisierungsprozesse in Ost- und Südostasien sowie die Politikfeldanalyse in China.

Vortragsreihe: Sinology goes public

Unter dem Motto “Sinology goes public” gibt das Konfuzius-Institut Heidelberg Ihnen die Möglichkeit Absolventen der Heidelberger Sinologie und Ihre unterschiedlichen Forschungsthemen kennen zu lernen. Die Reihe startete im September 2011 mit einem Vortrag von Dr. Lena Henningsen. Eine Übersicht über kommende und vergangenen Vorträge dieser Reihe finden sie hier. Wir freuen uns auf Vorschläge für weitere Themen und Zuschriften von Absolventen mit Angabe des Titels der Abschlussarbeit und einem Terminwunsch unter: s.schneider@konfuzius-institut-heidelberg.de.

Vortrag: Prof. Kubin – Mit Konfuzius philosophieren

Prof. Dr. Wolfgang Kubin:
Mit Konfuzius philosophieren. Eine deutsche Sicht

Termin:  Donnerstag, 16. Februar 2012
Uhrzeit: 18.30 Uhr
Ort: Konfuzius-Institut Heidelberg, Speyerer Str. 6, 69115 Heidelberg
Eintritt: frei

Konfuzius ist im 20. Jh. viel kritisiert worden. In den letzten Jahren hat jedoch ein Umdenken eingesetzt. Konservative Werte, die er vertritt, wie Ehrfurcht, Üben oder Harmonie, lassen sich auch von der deutschen Philosophie her für die Gegenwart neu begründen. Prof. Kubin sprach über die Aktualität des frühen konfuzianischen Denkens und stellte sein neues Buch “Konfuzius Gespräche” vorstellen (2011 im Herder-Verlag Freiburg erschienen).

Prof. Dr. Wolfgang Kubin, derzeit Senior Professor an der Beijing Foreign Studies University, ist einer der bekanntesten Sinologen Deutschlands und Träger des Staatspreises der VR China. Er hat bedeutende chinesischer Schriftsteller übersetzt und ist Herausgeber der “Geschichte der chinesischen Literatur”, die als Standardwerk gilt. Darüberhinaus verfasst er selbst Lyrik, Essays und Erzählungen. 2011 erschienen beim Herder Verlag die „Gespräche“ des Konfuzius in einer neuen Übersetzung und Kommentierung durch Wolfgang Kubin

Neujahrsgala 2012

Neujahrsgala zum Jahr des Drachen

Termin:  Donnerstag, 26. Januar 2012
Ort: Rudolf-Wild-Halle Eppelheim, Schulstr. 6, 69214 Eppelheim

Neujahrsgala 2012

Gemeinsam mit dem Verein chinesischer Wissenschaftler und Studierender in Heidelberg e. V. richtete das Konfuzius-Institut Heidelberg die diesjährige Neujahrsgala aus. Das Ensemble der Shanghai Jiao Tong Universität (SJTU) begeisterte mit seinem Auftritt das deutsche und chinesische Publikum.  Zu Beginn sprachen Dieter Mörlein, Bürgermeister der Stadt Eppelheim, und Prof. Rausch, Prorektor der Universität Heidelberg,  sowie Herr Liu Xiaolü von der Bildungsabteilung des chinesischen Konsulats in Frankfurt einige Begrüßungsworte.

Das Ensemble der Shanghai Jiaotong Universität bot ein umfassendes Programm aus Gesangs- und Musikdarbietungen mit traditionellen Instrumenten,   Ballet und traditionellen Tänzen. Außer dem Ensemble der SJTU trat noch das chinesisch-deutsche Duo “Black Lotos” mit einer außergewöhnlichen Tanzdarbietung auf. Sie präsentierten eine Fusion aus domenikanischem Bachata und Elementen des orientalischen Bauchtanzes und des chinesischen Gongfus. Am Ende der Veranstaltung wurde der heißbegehrte Flug nach China verlost. Die Gewinnerin war eine in Deutschland lebende Chinesin, die erklärte, dass sie sich sehr freue jetzt bald ihre Familie in China besuchen zu können.

Das Ensemble der Shanghai Jiao Tong Universität wurde 1994 gegründet, es nimmt jedes Jahr an internationalen Wettbewerben teil und tritt weltweit auf. In den Jahren 2001 und 2003 gewann das Ensemble die Goldmedaille des internationalen Wettbewerbs.

Das Flugticket wurde freundlicherweise von Turkish Airlines gestiftet.

Die Neujahrsgala in der Presse:

Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung vom 13. Januar 2012

Bericht in chinesischer Sprache

Vortrag: Li Shuangzhi: Die neuen Eliten?

Li Shuangzhi, Nanjing-Universität: Die neue Elite? – Erfahrungen an “Elite-Universitäten” in China und Deutschland

Termin:  Mittwoch, 18. Januar 2012
Uhrzeit: 18.00 – 19.00 Uhr
Ort: Institut für Sinologie, Raum 201
Akademiestr. 4-8, 69117 Heidelberg
Eintritt: frei

Was Konfuzius vor mehr als zweitausend Jahren zu seinem Bildungsideal äußerte: “Bildung für alle, ungeachtet ihres sozialen Status” (有教无类), scheint heute sowohl in seinem Heimatland wie auch in einem traditionellen europäischen Bildungsland wie Deutschland utopisch zu sein. Hochschulreformen, Exzellenzinitiative und Förderprogramme verändern in Deutschland und China tiefgreifend die Landschaft von Lehre und Forschung, wobei sich Status-Unterschiede auch unter Hochschulen klarer denn je abzeichnen.

Einen ganz persönlichen Vortrag zu diesen Themen hielt Li Shuangzhi am 18. Januar auf Einladung des Konfuzius-Instituts im Institut für Sinologie in Heidelberg. Unter dem Titel “Einblick in die Erwählten” beschrieb er seinen akademischen Werdegang vom Schüler zum Dozenten und seine Erfahrungen an sogenannten Elite-Universitäten in Deutschland und China. Stolz und Freude, aber auch Selbstzweifel und Frustration prägten nicht nur sein Studentenleben an der Peking-Universität, einer der renommiertesten Universitäten in ganz China. Schon von klein war es sein großer Traum an einer der Top-Universitäten des Landes zu studieren. Für dieses Ziel nahm Li Shuangzhi viel in Kauf und lernte, wie so viele Schüler in China, vier Jahre hart für die landesweite Hochschulaufnahmeprüfung. Mit Erfolg. Es gelang ihm einen Studienplatz an der Peking-Universtität zu bekommen und für ihn wurde der Traum vieler chinesischer Schüler Wirklichkeit: Als Student durch das Drachentor der Peking-Universität zu treten. Aber auch von den Schattenseiten des Elite-Systems konnte Herr Li ein lebhaftes Bild zeichnen. Dem Ranking der besten Hochschulen steht das Ranking der Selbstmordraten von Studenten gegenüber, die am ernormen Leistungsdruck, der eigenen Anspruchshaltung oder den Erwartungen des Umfeldes zerbrechen. Auch die Chancengleichheit lässt zu wünschen übrig, Schüler in den großen Städten und Abgänger von Elite-Schulen und -Kindergärten haben nach wie vor deutlich bessere Chancen auf ein Studium an den besten Universitäten des Landes. Ist diese Hürde dann genommen, sehen sich die Elite-Studenten vor neue Probleme gestellt. Die Besten studieren unter den Besten und müssen versuchen sich hier zu beweisen. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Studenten in China ihre Studienwahl nicht nach Fach oder Interesse sondern nach Rang der Elite-Universität auswählen. Und so kann es dazu kommen, dass ein talentierter Chemiker, als einer der schlechtesten Studenten, frustriert im Fremdsprachenunterricht, aber an einer Elite-Universität sitzt. Doch auch wenn die Arbeitsplatzgarantie für Absolventen solcher Universitäten Geschichte ist und einige Arbeitnehmer sogar damit werben, keine Elite-Absolventen zu wollen, so profitieren diese Studenten doch von der finanziellen Ausstattung, den Verbindungen der Universität ins Ausland und nicht zuletzt immer noch vom Klang des Namens, der bekannte Wissenschaftler, die besten Dozenten und Referenten von internationalem Ansehen an die Elite-Zentren lockt. Diese Parallelen sieht Herr Li durchaus auch in Deutschland, obwohl er  über die Ausstattung der Universitäten in Deutschland, insbesondere in den Geisteswissenschaften ein wenig erschrocken war, als sich ihm während seines Studiums an der Peking-Universität die Möglichkeit, bot ein Jahr in Berlin zu studieren. Auch über die zu diesem Zeitpunkt gerade stattfindenden Demonstrationen gegen Studiengebühren konnte Herr Li nur staunen, denn in China sind Schulgeld und Studiengebühren die Regel. Allerdings existiert in China auch ein Stipendien-System, das auch von ausländischen Unternehmen, beispielsweise Volkswagen unterstützt wird. In Deutschland sei die Hochschullandschaft, seinen Beobachtungen nach, homogener, so Herr Li. Die Exzellenz-Initiativen sollen  auch hier Universitäten hervorbringen, die mit den Spitzenuniversitäten in den USA und Großbritannien mithalten können. Die Hochschulen und Wissenschaftler in Deutschland könnten sehr von solchen Initiativen profitieren. Diese Förderung komme Bachelor-Studenten wohl nicht zugute, antwortete Herr Li auf eine Frage aus dem Publikum. Die Förderung mache sich erst in Master- oder Promotions-Programmen bemerkbar. Allerdings profitieren auch Studierende hier zu Lande von Vorträgen oder Seminaren von ausgezeichneten Wissenschaftlern, die durch Exzellenz-Initiativen möglich gemacht werden. Das Elite-Gefühl in Bezug auf die Hochschule sei bei deutschen Studierenden wohl (noch) nicht so ausgeprägt und die Studienwahl richtet sich häufig nach Interesse oder erhoffter Perspektive. Dafür besitzen gewisse Studienfächer den “Elite-Stempel”. Aber auch in Deutschland, bemerkte Herr Li, nehme Konkurrenzdenken und Paukerei unter den Studierenden zu. Die Entwicklung der Hochschulen, der Wissenschafts- und Eliten-Förderung wird die Diskussionen über die Hochschulpolitik in den kommenden Jahren prägen und auch im Konfuzius-Institut Heidelberg sicher weiter Thema sein. So knüpfte dieser Vortrag an das Thema Erziehung und Bildung in Deutschland und China an zu dem das Konfuzius-Institut Heidelberg gefördert durch die Robert Bosch Stiftung im Dezember 2011 eine Podiumsdiskussion veranstaltetet.

Zum Referenten:

Li Shuangzhi, M.A. ist Dozent für Germanistik an der Nanjing-Universität und promoviert derzeit an der FU Berlin. Er studierte Germanistik zunächst an der Peking-Universität, dann in Berlin an der Humboldt-Universität und der Freien Universität Berlin. Als Autor, Übersetzer und Dolmetscher ist Herr Li unter anderem für das Goethe-Institut Peking, die Neue Zürcher Zeitung, das Deutsch-Chinesische Kulturnetz oder den Rowohlt-Verlag tätig. Zu seinen Forschungsinteressen zählen neben Bildung und Bildungspolitik auch deutsche und chinesische Gegenwartslyrik sowie Literatur im Allgemeinen.

Artikel von Li Shuangzhi im Netz:

Chinesische Lyrik im öffentlichen Raum

Erfolg versus Glück? Eine chinesische Selbstreflexion zur Erziehungsdebatte

Der Yilin-Verlag bringt Grass und Schlink nach China

Der Lyriker als Kosmopolit?